Likeio

[375] Likeio (Lieukieu [spr. Liöhkjö], Liukiu, Likeo-Archipelagus), Inselgruppe von 36 nicht sämmtlich angebauten Inseln im Stillen Ocean, nordöstlich von Formosa, südwestlich von Japan; 436 QM.; theilt sich in die eigentliche L. u. den Madschikosima-Archipelagus; gebirgig (höchste Spitzen; 1089 Fuß), vulkanisch, gesundes Angenehmes Klima. Erzeugnisse: [375] Rindvieh, Ziegen, Schweine, Geflügel, Seide, Perlen; Weizen, Reis, Gemüse, Südfrüchte, Thee, Zuckerrohr, Gewürze, Tabak, Hanf, Firnißbäume, Bambus; Schwefel, Kupfer, Zink, Salz etc. Die Einw., angeblich 500,000, treiben Ackerbau, Viehzucht (Rindvieh, Pferde, Ziegen, einiges Geflügel), Fischerei, Bergbau u. Salzschlämmen; fertigen baumwollene Zeuge, Tabakspfeifen, irdene Gefäße u. handeln nach China u. Japan. Sie scheinen der Sprache u. physischen Beschaffenheit nach japanischen od. koreanischen Ursprungs zu sein, sind mittelgroß, gut gebaut, kupferfarbig, schwarzhaarig, mäßig u. arbeitsam; kleiden sich inein weites, baumwollenes, vielfaltiges Kleid mit einem Gürtel, an den Füßen tragen sie Sandalen von geflochtenem Stroh, od. Strümpfe, gegen die Sonne einen Fächer; Wohnungen steinern, mit Ziegeln bedeckt. Sie leben in Monogamie, bürden den Weibern die schwerern Arbeiten auf, schicken die Kinder bisweilen auf Schulen nach China, bedienen sich theils der chinesischen, theils der japanischen Sprache mit besonderm Dialekt, haben keine Waffen, führen auch keinen Krieg; unter den Religionen ist der Buddhismus am verbreitetsten. Sie bilden ins gesammt ein Königreich; der König ist den Chinesen tributpflichtig u. bezieht seine Einnahmen vorzugsweise aus den Kupfer- u. Zinnbergwerken. Zur eigentlichen Likeiogruppe gehören: Likeio (Groß-L., Ta-L.), größte des ganzen Archipel, felsig, gut bewaldet u. angebaut, auf welcher die königliche Residenz Napakiang, ein Hafenort, in welchem die europäischen Schiffe gewöhnlich vor Anker gehen; sie theilt sich in die drei Provinzen: Tschungschan, Schanpé, Schannan; ferner die Inseln Montgommery, Harbour-Island (Hafeninsel), Sulphur-Island (Schwefelinsel), Amsterdam, Komisang u.a.m. 1844 schickten die Franzosen den Pater Forcade nach L. um das Christenthum zu predigen u. Handelsverbindungen mit Japan anzuknüpfen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 375-376.
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