Michelet

[236] Michelet (spr. Mischläh), 1) Jules, geb. 21. Aug. 1798 in Paris; wurde 1821 Lehrer der Alten Sprachen u. der Geschichte am College Mollin, 1827 Professor an der Normalschule, 1830 Chef der historischen Section im Reichsarchiv u. 1838 Professor der Geschichte u. Moral am Collège de France. M., in Frankreich Stifter der philosophischen Schule in der Geschichtsschreibung, wurde 1843, da er in seinen historischen Vorträgen eine starke revolutionäre Färbung trug, von seinem Lehrstuhle entfernt, nach der Februarrevolution 1848 aber wieder eingesetzt u. 1850 erster Custos der Nationalarchive zu Paris; in Folge erneueter Untersuchungen wegen seiner revolutionären Vorlesungen wurde am 12. März 1851 sein Auditorium geschlossen u. er am 12. April 1852 seiner Professur entsetzt. Da er die Ablegung des Eides auf die Verfassung vom 14. Jan, 1852 verweigerte, wurde er im Juni desselben Jahres auch seiner Stelle als Chef der historischen Section in den Archiven entsetzt u. lebt seitdem in der Bretagne. Er schr.: Tableau chronolog. de l'hist. moderne, Par. 1826; Précis histor. de l'hist. moderne, ebd. 1828, 6. Aufl. 1840; Hist. de la république Romaine, ebd. 1831, 2 Bde.; Précis de l'hist. de France, ebd. 1833 ff.; Introduction[236] à hist. universelle, ebd. 1834; Mémoires de Luther, ebd. 1835; Origines du droit français, ebd. 1837; Histoire de France, ebd. 1847, 12 Bde.; Le peuple, 1843, 2. Aufl. 1846; mit E. Quinet: Des Jésuites, 7. Aufl. 1847; Du prêtre, de la femme et de la famille, 1845; Cours au Collège de France 1847–1848, 1848; Histoire de la révolution française 1847–49, 1849; Pologne et Russie, 1852; Histoire de France au dix-septième siècle, Par. 1860. 2) Karl Ludwig, geb. 1801 in Berlin, studirte daselbst seit 1819 Jurisprudenz, dann Philosophie u. Philologie, wurde 1825 Lehrer am französischen Gymnasium u. 1829 Professor der Philosophie an der Universität, bei welcher er sich schon 1826 habilitirt hatte. Er ist mit dem Gr. Lieszkowski Gründer einer philosophischen Gesellschaft zu Berlin u. schr. u.a.: Die Ethik des Aristoteles in ihrem Verhältniß zum System der Moral, Berl. 1827; System der philosophischen Moral, ebd. 1828; Examen crit. du libre d'Aristotele intitulé Métaphysique, Par. 1836 (Preisschrift); Geschichte der letzten Systeme der Philosophie in Deutschland von Kant bis Hegel, Berl. 1838 f., 2 Bde.; Entwicklungsgeschichte der neuesten deutschen Philosophie, 1839; Schelling u. Hegel, ebd. 1839; Anthropologie u. Psychologie, ebd. 1840; Über die Persönlichkeit Gottes u. die Unsterblichkeit der Seele, ebd. 1841; Die Epiphanie der ewigen Persönlichkeit des Geistes, 1844–52, 3 Bde.; Italienische Reise in Briefen, ebd. 1856; Geschichte der Menschheit in ihrem Entwickelungsgange, Berl. 1860, 2 Bde.; er gab heraus des Aristoteles Ἠϑικά Νικομάχεια, ebd. 1829–35, 2 Bde., u. Aufl. 1848; u. war auch an der Ausgabe der Werke Hegels betheiligt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 236-237.
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