1. Alle Glieder am Menschen sind Zungen. – Sailer, 181.
2. Alle Glieder gehorchen dem Kopf.
Dän.: Alle lemmer lyde hovedet. (Prov. dan., 381.)
3. Besser ein Glied als der ganze Leib.
4. Die Glied von aussen zeigen frey, das innerlich ein mangel sey. – Lehmann, 917, 7.
»Hüte dich vor denen, die Gott vnnd die Natur zeichnen.« (S. ⇒ Gezeichnete.)
5. Die Glieder, die vns vbel anstehen, schmücket man am meisten. – Petri, II, 130.
6. Die Glieder, die vns wol anstehen, schmückt man nicht. – Petri, II, 130.
»Denn sie bedürffens nicht.«
7. Ein Glied ist vmb des andern willen geschaffen. – Eyering, II, 80 u. 146.
8. Ein Glied macht keine Kette.
9. Es ist kein glied am Leib so klein, der leib darff sein. – Lehmann, 427, 22.
10. Es geschwillet kein Glied, es seye dann vergifft. – Lehmann, II, 127, 122.
11. Gesunde Glieder sind ein grosser Schatz.
Holl.: Die zijne gezonden leden en vijf zinnen behoudt, heeft God veel te danken. (Harrebomée, I, 241.)
12. Man darff der schwachen glider am Leib auch. – Henisch, 1650, 49; Petri, II, 444.
13. Mit dem glied, da ainer mit sündiget, daran wirt er auch gestrafft. – Agricola II, 482.
14. Schöne Glieder, schöne Gemüther. – Körte, 2195.
15. Wenn ein Glied auss der ketten geriessen wird, so ist sie nicht mehr gantz. – Lehmann, 812, 1.
Wirkung der Uneinigkeit.
Dän.: Naar et led er af lænken, er den ei længer heel. (Prov. dan., 378.)
16. Wenn Ein Glied leidet, schmerzt es auch die andern.
17. Wer im Gliede näher ist, ist auch im Erbe näher. – Graf, 200, 121.
»Wie in dem lede naere, is den Eruen naere.« (von Kamptz, III, 29.) – Der nächste Verwandtschaftsgrad hat das Recht zum Erben.
18. Zwei Glieder abgeschnitten stehen für den Leib. – Graf, 336, 302.
Nach dem Vergeltungsrechte wurde jeder damit gestraft, wie er gesündigt. Wer einem andern ein Auge ausgeschlagen, verlor ein Auge. Es hiess Zahn um Zahn, Beule um Beule, Wunde um Wunde, Brand um Brand. Gleiches mit Gleichem. Das Glied, das [1722] gesündigt, wurde zur Strafe gezogen. Das obige Sprichwort sagt nun, das der, welcher einem andern zwei Glieder abgeschnitten, mit dem Leibe zu büssen habe.
Altfries.: Daer sullen staen twe leden voer dat lyf. (Richthofen, 370, 15.)
*19. An allen Gliedern zittern.
Von sehr Furchtsamen.
*20. An einem Gliede kalendern. – Körte, 2195; Braun, I, 842.
Von denen, welchen alte Schäden den Wetterwechsel melden.
*21. Er hat alle seine Glieder beisammen, wie ein Hirschauer. – Reinsberg V, 85.
Hirschau ist ein Dorf im würtembergischen Schwarzwaldkreise, dessen Einwohner vom Volkswitz arg mitgenommen werden und unter denen, wie unter den Schierkern im Harz, der Kropf stark verbreitet ist. Die obige Redensart soll daher kommen, dass, als ein Fremder, der durch Hirschau kam, von Kindern deshalb verspottet wurde, weil ihm der Kropf fehlte, die Mutter en ihnen mit den Worten verwiesen habe: »Danket ihr Gott, dass ihr euere Glieder beisammen habt.« (S. ⇒ Wade.) (Vgl. auch Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 3, 112.)
*22. He is van Li-e to Li-e1 äs ne dreggede Wi-e2. (Büren.)
1) Von Glied zu Glied.
2) Weide. – Hat krumme, verwachsene, verdrehte Glieder, ist misgestaltet durch und durch.
*23. Sie hat ihre Glieder alle, sagte der Pinzger Bauer, als er das Mädel mit dem Kropfe sah.
24. Auch bis aufs vierte Glied. – Frischbier, 4343.
Unterschrift im 6. Felde der königsberger Kaufmannsbörse. Das Gemälde stellt vier an einem Tische sitzende Männer dar: Sohn, Vater, Gross- und Urgrossvater, von denen die drei ersten Karten spielen. Die Unterschrift weist auf den endlichen Untergang des Spielers hin.
25. Die Glieder schlagen den Feind und nicht die Waffen.
»Alexander hat (in der Schlacht bei Gaugamala) in Summa alle Ding also geordnet, dass er genugsam zu verstehen geben, das Wort sey ihm wol bekannt: die Glieder u.s.w.« (Gottfried, 173b.)
*26. Er ist ein todtes Glied am lebendigen Leibe.
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