1. Besser ein hinkender Regent, denn ein hinkend Regiment.
2. Der gibt ein bösen Regenten, der nur reformiren vnd bessern will. – Lehmann, 674, 179.
3. Der ist kein löblicher Regent, der nicht thut wie ein Regent. – Lehmann, 655, 44.
4. Der niemals keinen Regenten hat gedult, der gibt nimmer ein guten Regenten. – Lehmann, 670, 149.
Lat.: Qui noluit regi, rector nunquam bonus est. (Lehmann, 670, 149.)
5. Der Regent hat die Justiz lieb, der jhme selbst zuvorderst die Justitz administrirt. – Lehmann, 668, 127.
Lat.: Qui bene imperat, paruerit aliquando necesse est. (Seybold, 479.)
6. Der Regenten Exempel seynd der Vnterthanen Spiegel. – Lehmann, 192, 6; Grubb, 779.
Lat.: Componitur orbis regis ad exemplum. (Philippi, I, 87.)
7. Der Regenten standt besteht im regieren vnd im schützen. – Lehmann, 650, 3.
8. Der Regenten vbertrang erweckt der Vnderthanen auffstandt. – Lehmann, 805, 4.
9. Die besten Regenten sindt zu vnser zeit die, so am meisten Gelt haben, vnd nicht, die am meisten die Kunst zu Regieren wissen. – Lehmann, 651, 13.
10. Ein frommer Regent ist ein lieblicher Taw vnd Regen. – Petri, II, 186.
Nur muss er nicht zu fromm sein, dass aus dem Regen Nebel wird.
Schwed.: En from regent ar sitt lands beskydd. (Grubb, 526.)
11. Ein regent, ein Rahtsher vnnd ein Wacht sollen nit schlaffen die gantze nacht. – Gruter, III, 28; Lehmann, 654, 32; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 468; Lehmann, II, 150, 61.
12. Ein Regent muss alles erfahren, aber nicht zu bolzen drehen. – Lehmann, 659, 85.
13. Ein Regent muss übersehen und überhören können.
Lat.: Magistratum gerens audi et juste et injuste. (Seybold, 289; Binder II, 1735; Lang, 107.)
14. Ein Regent muss wissen, wie er faule vnd böse Zähn ohne zwangen könne aussreissen. – Lehmann, 659, 85.
15. Ein Regent ohne Credit ist ein glocke ohne klang. – Lehmann, 659, 85.
16. Ein Regent ohne Gerechtigkeit ist ein Fluss ohne Wasser. – Fabricius, 57.
[1584] 17. Ein Regent sol from vnd grade seyn. – Petri, II, 220.
18. Ein Regent soll mehr die Ohren als die Zung gebrauchen. – Lehmann, 657, 58.
19. Ein Regent soll nicht lust zur Strittigkeit haben, deren verständige Leut zwaintzig vor ein tutzet geben. – Lehmann, 659, 85.
20. Ein Regent soll Rechtmessig sein im Consuliren, gedultig im Negociren, Fürsichtig im Regieren vnnd schleunig im Expediren. – Lehmann, 651, 14.
21. Ein Regent soll sein macht, stärck vnd ernst wider seine feindt, aber gegen die Vnderthanen freundligkeit vnd sanfftmuth brauchen. – Lehmann, 650, 4.
22. Ein Regent und Rath soll das beste rathen; wie es wird gerathen, das kann er nit errathen. – Chaos, 138.
23. Ein Regent zwacke nichts von gemeinem Nutzen, dass man nicht von ihm sage: bawe, führe Mist, weil du Bürgermeister bist. – Herberger, Hertzpostille, I, 714.
24. Ein trunckenen Regenten muss ein gantz Land entgelten. – Petri, II, 228.
25. Ein ungelehrt Regent und Herr ist ein geschnitztes Bild weit mehr.
Lat.: Quanto major eris, sapientior esse teneris. (Chaos, 972.)
26. Ein unweiser Regent verdirbt sein Volk. – Graf, 523, 284.
27. Ein vngeschickter Regent ist wie ein Sackpfeiff, die klingt, wie man drein bläst. – Lehmann, 658, 33.
28. Einem guten Regenten ist ein lebender Unterthan mehr werth als tausend todte Feinde.
Lat.: Permultum salve atque vale di prospera donent. (Sutor, 59.)
29. Einem Regenten, dem Gerechtigkeit fehlt, fehlt der grösste Schmuck.
30. Einem weisen Regenten seind Land vnnd Leuth gern gehorsam. – Lehmann, 853, 11.
31. Es ist besser, dass der Regent als das Regiment (nur) ein Auge habe. – Konr. Willius, Bonus Senator (Darmstadt 1672), S. 190.
32. Es ist kein Regent, der alle Wege ebnen kann.
It.: Chi gouverna non puol impedire ogni male. (Pazzaglia, 158, 1.)
33. Fromme Regenten müssen viel Vnlust aussstehen. – Petri, II, 319.
34. Geitzige Regenten hören keinen guten rath, als von gelt vnd stattlichem einkommen. – Lehmann, 668, 126.
35. Gute Regenten bekommen der Welt Dank.
Lat.: Regum est male audire, et bene facere. (Sutor, 222.)
36. Gute Regenten sind dünn gesäet.
Lat.: Regum est bene facere et male audire. (Seybold, 524.)
37. Junge Regenten können elf Kegel treffen, so jhr doch nur neun auff dem Platz stehen. – Petri, II, 410; Henisch, 835, 58; Schottel, 1113a.
38. Junge Regenten meinen offt, sie haben mehr witz vnd recht als die alten. – Lehmann, 569, 46.
39. Junge Regenten meinen, sie wollen ein Wagen auffheben wie ein Kieselstein. – Luther; Zinkgref, IV, 56.
40. Neue Regenten können elf Kegel schieben. – Sailer, 102; Simrock, 8319.
Von Hofschmeicheleien.
41. Newer Regent, new Gesetz. – Lehmann, 570, 62; Graf, 17, 207.
42. Ohne Regenten leiden die Clienten.
43. Ohne Regenten verderben die Magern und Corpulenten.
Bei Tunnicius (338): Alle vorderven sunder regente. (Rector ubi nullus, pereunt et cuncta labascunt.)
44. Regenten bleiben stecken, wenn jhnen die zeit vnnd die gelegenheit nicht beystandt thun. – Lehmann, 652, 28.
[1585] 45. Regenten, die mit fremden Ohren hören und mit fremden Augen sehen, sind leicht zu betrügen.
46. Regenten folgen mehr den Heuchlern, als denen, die jhnen die warheit sagen. – Lehmann, 658, 76.
47. Regenten haben lange Arme. – Hollenberg, II, 39.
48. Regenten haben viel Augen vnnd lassen nur ein par sehen. – Lehmann, 53, 18.
Lat.: Multae regum aures et oculi. (Seybold, 316.)
49. Regenten müssen viel hören und nicht hören.
50. Regenten sind Götter, so sollen sie Gott im gutsthun nachfolgen. – Lehmann, 654, 31.
51. Regenten sollen der vnterthanen Schweiss zum gemeinen nutzen anwenden vnnd nit Fuchssschwäntzer vnnd Schalcksnarren anhencken. – Lehmann, 678, 209.
52. Regenten sollen die Lauten lernen stimmen, damit sie nicht die Brummer den quinten gleich ziehen vnd Saiten vnd Lauten mit spannen versprengen. – Lehmann, 659, 84.
53. Regenten sollen jhre Schäflein also scheren, dass sie jhnen nicht die Haut abziehen. – Lehmann, 657, 66.
»Auch mit der Scheren nicht stechen.«
54. Regenten sollen langsam ja sagen.
»Ist ein Sprichwort.« (Sarcerius, 494.)
55. Regenten vnd wächter müssen wenig schlafen. – Lehmann, 654, 32; Sailer, 55; Simrock, 8308.
Dän.: Regent raad og vagt maae ei sove den heele nat. (Prov. dan., 470.)
56. Scharfe Regenten leben nicht lange.
Lat.: Benignitas superat rigorem. (Seybold, 53.)
57. Viel Regenten sind schädlich. – Petri, II, 574.
Lat.: Multos imperitare malum est; rex unicus esto. (Seybold, 321.)
58. Wann Regenten sich an ein Fuss stossen, so müssen die Vnderthanen hincken. – Lehmann, 180, 19.
59. Was ein Regent an andern hast, soll er niemandem thun zu last. – Lehmann, 660, 93.
60. Wenn die Regenten faule Kinnbacken haben, so stehts nicht wol im Land. – Petri, II, 645.
61. Wer zum Regenten will taugen, muss zuthun bisweilen die Augen.
Nur nicht zu oft.
62. Wie der Regent, so die Bürger (Unterthanen).
»Wie man sagt: Qualis Rex, talis grex, wie die Regenten sein, so sind auch die Unterthanen.« (Coler, 553b.) (S. ⇒ Hirt 66.)
It.: Qual è il governo tal sono i popoli. (Pazzaglia, 158, 5.)
63. Wie der Regent, so seindt die Amptleut. – Lehmann, 844, 29; Petri, II, 788.
Lat.: Qualis rex, talis oratio. (Philippi, II, 120.) – Regis mores tota sequitur regia. (Fischer, 185, 13.)
64. Ein Regent soll fünf Tugenden haben: die Gerechtigkeit soll über die Könige herrschen; die Liebe soll über die Reichen Gewalt haben; die Geduld soll sich gegen die Armen erweisen; die Keuschheit soll die Jugend zieren; die Macht soll die Eitelkeit betrachten. – Harssdörffer, 244.
König Jak. Almansor hat dieses Sprichwort um seinen Thron schreiben lassen.
65. Unerfahrene Regenten sind Orgelpfeifen, die nicht tönen, wenn ihnen nicht Luft eingeblasen wird. – Wirth, I, 404.
66. Wenn Regenten nicht in Einem Jahre zwei Frühlinge, zwei Sommer, zwei Herbste und zwei Winter machen können, so sollen sie auch ihren Unterthanen in Einem Jahre nicht zwei Schatzungen aufflegen. – Wirth, II, 373.
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