1. Angeborne mengel kan man nicht auss vnd ein setzen wie der Glaser die Fenster. – Lehmann, 542, 78.
»Gewisse Mängel sind nothwendig zum Dasein des einzelnen. Es würde uns unangenehm sein, wenn alte Freunde gewisse Eigenheiten ablegten.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 419.)
2. Aus Mangel an Tinte schreibt man mit Kohle.
3. Das ist ein geringer mangel, wenn ein floh auff ein weiss Tuch hustet. – Lehmann, 506, 47.
4. Der hat kein mangel, der mit seiner armuth gnug hat. – Lehmann, 349, 15.
5. Der wird bald Mangel an Oel haben, der am hellen Mittag herrliche Essenzen verbrennt.
6. Eigen mangel sehen wir nicht. – Henisch, 829, 50.
Lat.: Non videmus manticae quod in tergo est. (Henisch, 829, 51.)
7. Es ist niemand ohne Mängel, wir sind Menschen, keine Engel. – Gaal, 1131; Simrock, 6775.
Engl.: There is no man so perfect but hath his faults. (Gaal, 1131.)
Lat.: Nunquam sunt visi qui caruere nisi. (Gaal, 1131.)
8. Fremde Mängel sehen wir eher als die unsern.
9. Kommt der Mangel ins Haus, flieht die Liebe hinaus.
10. Könt jeder sein mangel verstehn, so würd keiner auff den andern sehen. – Gruter, III, 60; Lehmann, II, 323, 94.
11. Mancher ist mit mängeln behenckt, wie die Schwebischen Fuhrleuth mit Nestlen. – Lehmann, 505, 26.
»Aber wie sich hierüber niemand erzürnt, also soll man sich nicht wegen der mängel erzürnen.«
12. Mangel an Glauben und an Geld macht einen traurig in der Welt.
Frz.: Faute de crédit et d'argent rend l'homme toute triste et dolent. (Kritzinger, 305a.)
13. Mangel an Jahren ist ein Fehler, der sich mit jedem Tage bessert. – Sailer, 191.
14. Mängel, die im Blute sitzen, kann man nicht vertreiben durch Schwitzen.
15. Wer keinen Mangel leidet, hat genug.
16. Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald in grosse Laster gebracht. – Parömiakon, 442.
17. Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald zu grossem Fall gebracht. – Parömiakon, 3249.
18. Wer Mangel hat, zieht das Schamhütlein ab.
It.: Chi abbissogna, non abbia vergogna. (Bohn I, 78.)
19. Wer Mangel im Beutel hat, wird fremder Speise nicht satt.
Lat.: Si tibi deficit aes, miser es, et pinguis non es. (Sutor, 629.)
20. Wer nicht Mangel leidet, ist reich genug.
It.: Assai è ricco à chi non manca. (Bohn I, 73.)
21. Wer nie Mangel empfunden, weiss nicht, was ein guter Tag werth ist.
Frz.: Qui n'a pas senti le besoin, ne connaît pas le bonheur. (Cahier, 1902.)
[359] 22. Willst du nicht haben (leiden) Mangel, so führe brav die Angel.
23. Wir seynd in unsern Mängeln blind und sehn doch andere geschwind! – Chaos, 1081.
24. Wu de Mangel, do de Krangel1. (Trier.) – Firmenich, III, 548, 80; Laven, 197, 142.
1) Streit, Hader, Verdruss. – In einem Hause, in dem es an den nöthtigsten Mitteln des Bestehens gebricht, da fehlt es auch nicht an Verdruss.
*25. Der Mangel guckt dort zu allen Fenstern heraus.
»So stutzen wir auch nicht in einem seidenen Kleide, der Mangel guckt bey uns zu allen Fenstern raus.« (Keller, 173b.)
*26. He hett em dägt in de Mangel nahmen. (Mecklenburg.)
Er hat ihn tüchtig verarbeitet. (S. ⇒ Schraubstock.)
27. Besser Mangel leiden, als von einem Wohlthäter viel Vorwurf leiden. – Wirth, II, 276.
28. Der ohne Mangel lebt, soll noch geboren werden. – Gerlach, 210.
29. Kein grössern mangel du finden wirst, denn bei dem, so da geitzig ist. – Monatsblätter, V, 141, 13.
30. Mangel bringt und verbindet die Leute zusammen. – Frischbier, 4363.
31. Mangel macht sparsam, darum halten manche Hochzeit und Kindtaufe miteinander ab. – Wirth, I, 336.
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