1. Abends voll, morgens noll. – Lehmann, 757, 9.
2. All tag voll vnd vbersatt, alle wochen zweymal im badt, macht endlich ein böss hoffstatt. – Zinkgref, IV, 416.
3. Allzeit voll macht das Haus leer. – Parömiakon, 3111.
4. Allzeit voll vnd selten wahn, das leert den Seckel vnd füllt den Mann. – Petri, II, 9; Henisch, 1286, 64.
5. Besser voll, als nimmer zu völlen. – Schräppels, 18.
6. Besser voll, denn hohl.
Holl.: Beter vol dan hol. (Harrebomée, II, 402a.)
7. Bist du voll, so leg' dich nieder, nach dem Schlafen saufe wieder; so vertreibt eine Sau die ander, spricht der König Alexander. – Luther's Tischr.; Blum, 389 u. 437.
8. Bistu abends voll vnd toll, so sauff dich morgens wider voll. – Lehmann, 758, 41.
»Vertreibe den gestrigen Rausch mit dem heutigen.«
9. Heute voll, morgen toll. – Petri, III, 2.
10. Hüt vol, morn hol. – Sutermeister, 125.
11. Je voller, je toller. – Petri, II, 396; Körte, 3150; Simrock, 11026; Sprichwörtergarten, 305.
12. Man ist nie so voll, dass man nicht noch einen Bissen nehmen könnte.
Dän.: Man er ikke saa rund, at man ei seer efter en faare-ost. (Prov. dan., 482.)
13. Nicht voll und satt, das macht dich matt; doch auch nicht hungrig, das macht dich lungrig. – Simrock, 11038.
[1682] 14. Vol ist (macht) doll. – Franck, II, 159b; Gruter, I, 41; Eyering, I, 374; III, 365; Egenolff, 308b; Petri, II, 578; Schottel, 1121b; Sailer, 70; Gaal, 1634; Eiselein, 622; Simrock, 11024; Körte, 6341.
Lat.: Ebrietas frangit, quidquid sapientia tangit. (Binder II, 923.)
15. Vôl, Kwôl! Näst hun äs e lästig Liéwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 326.
16. Voll, aber nicht toll.
Holl.: Al bin ik vol, ik ben niet dol. (Harrebomée, II, 402a.)
17. Voll bringet Groll, Groll schlegt drein doll. – Gruter, III, 93; Lehmann, II, 804, 136; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.
18. Voll ist nichts, aber knatschvoll. – Simrock, 11036.
19. Voll macht faul. – Blum, 570; Egenolff, 303b; Petri, II, 578; Simrock, 11039; Körte, 6342; Braun, I, 4821.
20. Voll macht leer. – Parömiakon, 1448.
Den Beutel und das Herz. Wer zu viel getrunken hat, schwatzt leicht aus, was verschwiegen bleiben sollte.
21. Voll mit Häcksel oder Heu, ist dem Pansen einerlei.
22. Voll sein und müssiggehen ist die grösste Plage auf Erden.
23. Voll sind die Gedanken toll. – Petri, II, 578.
24. Voll wirt man doll. – Franck, II, 83a; Egenolff, 89a.
25. Was nid voll ist, schreit nid. – Sutermeister, 145.
26. Was vol, das doll. – Franck, I, 159b; Lehmann, II, 836, 180.
27. Wenn's voll ist, läuft's über.
28. Wer einen foll macht, auch billich leydt, dass er jhm in Busen speit. – Gruter, III, 106; Simrock, 9682.
29. Wer heut ist voll, der ist morgen uoll (toll). – Lehmann, 759, 52.
»Wer heut getrunken hat, der woll gern morgen sauffen; vnd wer heut voll ist, wär gern morgen doll.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 84.)
Lat.: Si nimium bibis non diu eris in vivis. (Chaos, 208.) – Societas ferociam parit. (Chaos, 182; Schonheim, S, 7; Frob., 563; Hauer, 243.)
30. Wer vol ist, lobt das fasten. – Franck, I, 144a.
31. Wo alli Völli ist, cha me scho huuse. – Sutermeister, 143.
32. Zu oft voll, macht bald leer. – Parömiakon, 280.
Unmässigkeit führt zur Armuth.
33. Zu vol schläfft faul. – Franck, II, 152b; Lehmann, II, 903, 31; Körte, 7188.
34. Zu voll, schläft nicht wohl.
*35. Dat war so vull, dar kunn gên Fust mehr in. – Kern, 464.
Der Raum war so überfüllt, dass man sich sogar mit der Faust nicht hineinbohren konnte.
*36. Er ist gar voll. – Mathesy, 1101b.
*37. Er ist so voll, dass man mag Thüren mit jhm aufflauffen. – Herberger, I, 22.
*38. Er ist so voll wie ein Sack. – Kritzinger, 627a.
*39. Er ist so voll wie ein Schwamm.
In hohem Grade betrunken.
Frz.: Plus gure que vne souppe ou vne esponge.
Lat.: Ebrius plus offa aut spongia. (Bovill, II, 170.)
*40. Er ist stinckende, wickende, wackende voll. – Theatrum Diabolorum, 474b.
*41. Er ist voll vnd gruntzet wie Antonius Saw. – Mathesy, 218b.
*42. Er ist voll wie ein Geck, das man ein Stuben- oder Kammerthür mit ihm auffliefe. – Mathesy, 110b.
*43. Er ist voll wie eine Saw. – Mathesy, 334b.
*44. Es ist so voll, dass kein Apfel zur Erde kann.
*45. Es ist so voll, dass man keinen Hundeschwanz mehr hindurchziehen kann.
Nachdem der Hund hindurch ist, nicht mehr den Schwanz.
*46. Et es so voll wie en Pöttsche met Pieren (Würmern). (Mörs.) – Firmenich, I, 108, 8.
*47. Et was dar so vull, et krimmelde un wimmelde. – Eichwald, 2001.
Holl.: Het was er zoo vol als gepakte haring. (Harrebomée, II, 337a.)
[1683] *48. Hä ass esu voll we 'n Krât (Kröte). (Köln.) – Firmenich, I, 476, 240.
*49. Voll und toll. – Braun, I, 4823.
*50. Voll wie ein Ei. (Holl.)
Weil wol nicht leicht etwas voller sein kann, als ein Ei, selbst wenn es nicht ganz mit Dotter gefüllt ist, so ist doch der übrige Raum mit Luft ergänzt.
Frz.: C'est plein comme un oeuf. – Il est soûl comme une grive.
*51. Voll wie eine Zecke. – Mathesy, 240a.
*52. Voller als die Hunde mit Flöhen vmb St. Johannistag. – Mathesy, 107b.
53. Voll bringt Groll. – Hertz, 59.
54. Wenn man vol vnd sat ist, so ist der teuffel apt. – Franck, Laster der Trunckenheit, 1b.
55. Wer heut ist voll, ist morgen noll (null). – Hertz, 58.
56. Wo vol vnd gnug ist, da gent der gaul vnd helt der teuffel hoff. – Franck, Laster der Trunckenheit, 4a.
*57. Er ist krage babi voll. – Gotthelf, Geldstag, 112.
*58. Er ist so voll, wie ein Beckerschwein. – Theatr. Diabolorum, 541b.
*59. Er ist so voll wie ein füllwurst (oder wie ein sewsack). – Mathesius, Postilla, III, LXXXIIa.
*60. Er ist stücket vol. – Ayrer, I, 243, 1.
*61. Er ist stickete, wickete voll, dass er mit den Fingern, was er eingegossen, wieder langen kann. – Dietrich, 169.
*62. Er ist voll wie ein Laugensack. – Dietrich, 169.
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