[498] Dänische Sprache, Die d. S. ist ein Glied der skandinavischen oder nordischen Sprachfamilie, und zwar bildet sie zusammen mit der schwedischen den südöstlichen (»ostnordischen«) Zweig dieses Stammes. Die d. S. der ältesten Denkmäler (Runeninschriften seit dem 4. Jahrh.) unterscheidet sich noch nicht von dem Urnordischen; erst seit dem Beginn des 8. Jahrh. zeigen diese Inschriften charakteristische Eigentümlichkeiten. Literarische Quellen besitzen wir erst aus dem 13. Jahrh. in den Gesetzbüchern der dänischen Provinzen, die bereits dialektische Spaltungen zeigen. Ihre heutige Schrift und Redegestalt erhielt die d. S. in der Mitte des 16. Jahrh. Aus dem seeländischen Dialekt hatte sich im 14. und 15. Jahrh. bereits eine allgemeine Schriftsprache gebildet, die mit der Reformation durch Buchdruck und größere literarische Tätigkeit sich auch im Laienstand befestigte und ausbildete. Als erstes bedeutenderes Denkmal der einheitlichen neudänischen Sprache darf die Übersetzung der Lutherbibel (1550) gelten. Seitdem beeinflußten ihre Entwickelung wesentlich zwei Faktoren: 1) Abschwächung der Lautform und Vereinfachung der Flexion durch Formübertragung, 2) das Eindringen fremder Wörter in den Sprachschatz. Am stärksten war der Einfluß des Deutschen, zuerst (seit dem 15. Jahrh.) der des Niederdeutschen (durch die Hansa und das deutsche Regentenhaus vermittelt), dann der des Hochdeutschen, der seit der Reformation, besonders mächtig aber im 18. Jahrh. unter Struensees Verwaltung sich geltend machte; daher ist trotz aller puristischen Bestrebungen, einer natürlichen Folge der durch die schleswigschen Kriege hervorgerufenen feindlichen Stimmung gegen Deutschland, noch heute mehr als ein Drittel der dänischen Wörter deutschen Ursprungs. Das Gebiet der dänischen Sprache ist das Königreich Dänemark, der nördlichste Teil von Schleswig und Norwegen, wo sie infolge der jahrhundertelangen Zugehörigkeit dieses Landes zur dänischen Krone Schrift- und höhere Gesellschaftssprache geworden ist. Auch die Volksmundarten der südschwedischen Landschaften Halland, Schonen und Blekinge, die ehemals zu Dänemark gehörten, sind zusammen mit dem Dialekt der Insel Bornholm zum dänischen Sprachgebiet zu rechnen; eine zweite Dialektgruppe bildet das Inseldänische (auf Seeland, Fünen etc.) und eine dritte das Jütische mit dem Nordschleswigschen. In Norwegen herrscht härtere Aussprache, und vieles ist aus der Volkssprache aufgenommen (vgl. Norwegische Volkssprache). Die d. S. ist die weichste und modernste unter den skandinavischen, doch nicht so wohllautend wie die schwedische. Das Alphabet ist wesentlich das deutsche, nur w fehlt (wofür v steht); dazu kommen noch ä (oder æ) und ö (oder ein durchstrichenes o: ø) und seit neuester Zeit, dem Schwedischen entlehnt, a (für aa). Der Gebrauch lateinischer Schrift (Antiqua) statt der deutschen (Fraktur) ist im Dänischen heute viel ausgedehnter als bei uns, sogar in politischen Zeitschriften (z. B. »Dagbladet« und »Politiken«). Die Geltung der Schriftzeichen ist aber vielfach verschieden: aa (a) = o, u (zum Teil) = o, y (zum Teil) = ö etc. Wissenschaftliche Grammatiken der dänischen Sprache lieferten Th. Möbius (»Dänische Formlehre«, Kiel 1871, worin auch die ältere Literatur verzeichnet ist) und Kr. Mikkelsen (»Dansk Sproglære«, Kopenh. 1894); zur ersten Einführung ist empfehlenswert das kleine »Lehrbuch der dänischen Sprache« von J. C. Poe sti on (2. Aufl., Wien 1898). Das Wörterbuch (»Dansk Ordbog«) der dänischen Akademie (Kopenh. 17931881) ist veraltet, ebenso Molbechs »Dansk Ordbog« (das. 1833; 2. Aufl. 1859, 2 Bde.); ein großes Wörterbuch der dänischen Sprache seit Holberg wird von V. Dahlerup vorbereitet. Etymologische Wörterbücher schrieben E. Jessen (Kopenh. 1893) sowie H. Falk und A. Torp (Christ. 1901ff.); ein Reimwörterbuch A. Sörensen (Kopenh. 1900). Von dänisch-deutschen Wörterbüchern sind besonders zu nennen die von Helms (2. Aufl., Leipz. 1871) und I. Kaper (4. Aufl., Kopenh. 1900); deutsch-dänische schrieben I. Kaper (3. Aufl., das. 1895) und I. Brynildsen (Christ. 1900), einen dänisch-norwegischen Sprachführer (Konversations-Wörterbuch für Deutsche) H. Nissen (Leipz. 1893); ein dänisch-isländisches Wörterbuch Gislason (Kopenh. 1851) und I. Jonasson (Reykjavik 1896); ein dänisch-norwegisch-schwedisches Dalin (Stockh. 1869), ein dänisch-französisches T. Sundby und E. Baruël (Kopenh. 188384, 2 Bde.), ein dänisch-englisches S. Rosing (7. Aufl., das. 1899) und A. Larsen (3. Aufl., das. 1897). Ein »Dansk Glossarium« (Kopenh. 18531866) für die veralteten Wörter gab Molbech heraus; Kalkars »Ordbog tildet ældre danske Sprog« (das. 1881ff.) ist noch nicht vollendet. Die von Molbech (»Dansk Dialektlexicon«, Kopenh. 1841) zuerst begonnene Erforschung der dänischen Mundarten wird gegenwärtig besonders durch »Universitäts-Jubiläets danske Samfund« eifrig gefördert (vgl. Feilberg, Bidrag tilen Ordbog over jyske Almuesmål, das. 1886ff. u. a.). P. E. Müller schrieb eine dänische Synonymik (Kopenh. 1829, 2 Bde.; 3. Aufl. von Dahl, 1872), Thortsen »Forsög tilen dansk Metrik« (das. 183335, 2 Bde.). Das neueste und beste Werk über dänische Metrik sind E. v. d. Reckes »Principerne for den danske Verskunst« (Kopenh. 1882, 2 Bde.). Die auf dem Stockholmer Orthographenkongreß von 1869 festgesetzten Regeln brachte in Anwendung Sv. Grundtvig in »Dansk Retskrivnings-Ordbog« (Kopenh. 1870). Auf Grund der später (1889) vom Kultusministerium angebahnten Ordnung der Rechtschreibung verfaßt ist V. Saabys »Dansk Retskrivnings-Ordbog« (3. Aufl., Kopenh. 1896); sie hat vielen Widerspruch erfahren und Gegenvorschläge hervorgerufen (»Den literaire Retskrivning«, Kopenh. 1889). Die Arbeiten über die Geschichte des Dänischen von Petersen (»Det danske, norske og svenske Sprogs Historie«, Kopenh. 182930, 2 Bde.) und Molbech (»Det danske Sprogs historiske Udvikling«, das. 1846) sind veraltet; vortrefflich ist die kurze Darstellung von V. Dahlerup: »Det danske sprogs historie« (das. 1896). Vgl. dazu A. Noreen, De nordiska språken, S. 39ff. (Upsala 1887).
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