Spangenberg [2]

[648] Spangenberg, 1) August Gott lieb, der zweite Stifter der Evangelischen Brüderunität, geb. 15. (16.) Juli 1704 zu Klettenberg in der Grafschaft Hohenstein, gest. 18. Sept. 1792 in Berthelsdorf, studierte in Jena und ward 1732 Adjunkt der theologischen Fakultät in Halle sowie Inspektor des dortigen Waisenhauses. Nachdem er 1743 aus Halle auf Befehl des Königs vertrieben war, schloß er sich der Brüdergemeinde an, machte mehrere Missionsreisen in Europa und Amerika und wurde 1762 nach Zinzendorfs Tode dessen Nachfolger als Bischof. Er schrieb das »Leben Zinzendorfs« (Barby 1772–75, 8 Tle.) und »Idea fidei fratrum, oder kurzer Begriff der christlichen Lehre in der Brüdergemeinde« (das. 1779). Vgl. Reichel, August Gottlieb S. (Tübing. 1906).

2) Louis, Maler, geb. 11. Mai 1824 in Hamburg, gest. 17. Okt. 1893 in Berlin, war anfangs Architekt und Eisenbahntechniker und widmete sich erst nach 1846 der Landschafts- und Architekturmalerei in Berlin bei Biermann, seit 1851 in Brüssel bei de Blok und später in Paris bei Couture. Nach längern Studienreisen durch Frankreich, Italien und Griechenland ließ er sich 1858 in Berlin nieder. Seine Landschaften, deren Motive teils Norddeutschland und dem deutschen Mittelgebirge, teils Griechenland und Italien entlehnt sind, zeichnen sich durch strenge Auffassung bei meist ernster Stimmung aus. Die hervorragendsten sind: Akrokorinth, die Akropolis von Athen, Bauernhof in Oldenburg, der Regenstein im Harz, norddeutscher Eichenwald, Neptuntempel und Basilika in Pästum, Amphitheater in Pompeji (in der Berliner Nationalgalerie), Theater des Herodes Atticus in Athen, Marathon, Motiv aus dem Engadin, Torfmoor in Holstein. In der Technischen Hochschule zu Charlottenburg hat er eine Reihe von Wandgemälden mit berühmten Baudenkmälern des Altertums, in der Bergakademie eine neptunische und eine vulkanische Landschaft ausgeführt.

3) Gustav, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1. Febr. 1828 in Hamburg, gest. 19. Nov. 1891 in Berlin, hatte 1844 den ersten Zeichenunterricht bei H. Kauffmann in Hamburg, besuchte 1844–48 die Gewerbe- und Zeichenschule in Hanan unter Th. Pellissier, lebte 1849–51 in Antwerpen, wo er die Akademie jedoch nur kurze Zeit besuchte, und ging 1851 nach Paris, wo er bei Couture und dem Bildhauer Triqueti arbeitete. Nachdem er noch ein Jahr in Italien zugebracht (1857–58), ließ er sich in Berlin nieder. Von seinen frühern Bildern sind zu nennen: das geraubte Kind, der Rattenfänger von Hameln, St. Johannisabend in Köln (im schlesischen Museum zu Breslau), Walpurgisnacht (Hamburg, Kunsthalle). Seinen Ruf begründete S. jedoch erst durch seine gemütvollen Bilder aus Luthers Leben: Luthers Hausmusik, Luther als Junker Georg, Luther die Bibel übersetzend (1870, Berliner Nationalgalerie), Luther und Melanchthon, Luther im Kreise seiner Familie musizierend (Leipzig, Museum). Luthers Einzug in Worms, durch das Bild Hans Sachs, seine Dichtungen vorlesend (Berlin, Nationalgalerie) und vor allem durch den sehr volkstümlich gewordenen ergreifenden Zug des Todes (1876, in der Berliner Nationalgalerie), mit Figuren in der Tracht der Renaissance, der ihm die große goldene Medaille einbrachte. Hinter diesem Hauptwerk blieben seine spätern Schöpfungen (am Scheideweg, das Irrlicht, die Frauen am Grab Christi, Landung der Seelen am Gestade des Jenseits) an Tiefe der Empfindung und Gedankeninhalt zurück. Für das Treppenhaus der Universität Halle führte er einen Zyklus von Wandgemälden (die vier Fakultäten) aus, wofür er 1888 zum Ehrendoktor der Philosophie promoviert wurde.

4) Paul, Maler, geb. 26. Juli 1843 in Güstrow (Mecklenburg), bildete sich an der Akademie in Berlin, bei Professor Steffeck daselbst und bei Stever in Düsseldorf, dann ein Jahr lang in Paris, machte Reisen nach Spanien und Italien und ließ sich 1876 in Berlin nieder, wo er als Porträtmaler tätig ist und namentlich in Damenbildnissen Hervorragendes leistet. S. ist königlicher Professor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 648.
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