Weiße [3]

[62] Weiße, 1) Christian Felix, geb. 8. Januar 1726 in Annaberg; studirte seit 1745 in Leipzig Philologie u. machte hier Lessings Bekanntschaft, mit welchem er für das Theater zu schreiben anfing; 1750 wurde er Hofmeister bei dem jungen Grafen Geyersberg, mit welchem er 1759 nach Paris ging. Von dort 1760 nach Leipzig zurückgekehrt, schuf er die meisten seiner dramatischen Werke u. gab die Bibliothek der schönen Wissenschaften u. freien Künste, ebd. 1760, heraus. Er wurde 1762 Kreissteuereinnehmer u. st. 16. December 1804 in Leipzig. Er schrieb das Drama: Die Matrone von Ephesus; Scherzhafte Lieder, Lpz. 1756; Beitrag zum deutschen Theater, ebd. 1759–64, 5 Bde.; Amazonenlieder, ebd. 1761; Lyrische Gedichte, ebd. 1772, 3 Bde.; Singspiele u. komische Opern, gesammelt ebd. 1767–71, 3 Bde. (die bekanntesten: Die Jagd, 1760, Der Erntekranz, 1771, Der Dorfbarbier, 1771); Lustspiele, ebd. 1783, 3 Bde.; auch bearbeitete er mehrere Dramen aus fremden Sprachen für die deutsche Bühne, so die Trauerspiele: Romeo u. Julie, ebd. 1776; Jean Calas, ebd. 1780, u.a.m.; Lieder für Kinder, ebd. 1767, 3. A. 1770; Kinderfreund, ebd. 1776–62, 24 Bdchn., 3. A. ebd. 1781, 12 Thle.; Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes, ebd. 1783–93, 12 Bde. Selbstbiographie, herausgeg. von Chr. E. Weiße u. S. G. Frisch, ebd. 1806; W-s Lebensgeschichte von H. C. Iphofen, Freiberg 1827; W-s Briefwechsel mit Garve, Bresl. 1603. Sein hundertjähriger Geburtstag wurde 1826 in Annaberg u. Leipzig gefeiert u. durch Sammlungen eine Schule für arme Kinder unter den Namen Weißensstiftung in Annaberg gegründet. 2) Christian Ernst, Sohn des Vor., geb. 19. Novbr. 1766 in Leipzig; studirte hier seit 1781 die Rechte, wurde 1788 Privatdocent in Leipzig, 1796 Professor, 1600 zugleich Oberhofgerichtsassessor daselbst u. Capitular des Hochstifts Merseburg, 1805 Professor des Lehnrechtes, 1809 Beisitzer der Juristenfacultät u. 1813 Professor des Criminalrechts u. st. 6. September 1832 in Stötteritz. Er schr.: Museum für sächsische Geschichte, Lpz. 1794–96, 3 Bde.; Neues Museum für sächsische Geschichte, Freib. 1600–4, 4 Bde.; Geschichte der kursächsischen Staaten, Lpz. 1802–7, 5 Bde.; Neueste Geschichte des Königreichs Sachsen nach dem Prager Frieden, 1808–12, 3 Bde.; Einleitung in das gemeine deutsche Privatrecht, Lpz. 1817, 2. A. 1832; Lehrbuch des sächsischen Staatsrechts, ebd. 1824–27, 2 Bde., u. v. a.; gab mit von Langenn Zachariäs Handbuch des sächsischen Lehnrechts, ebd. 1823, 2. Aufl., heraus. 3) Christian Hermann, Sohn des Vor., geb. 10. August 1801 in Leipzig, studirte daselbst seit 1818 die Rechte, habilitirte sich 1823 in der philosophischen Facultät in Leipzig, trieb vorzüglich Hegelsche u. Schellingsche Philosophie, trennte sich aber später bes. von erster; 1828 wurde er Professor der Philosophie, zog sich 1837 auf sein Landgut nach Stötteritz zurück u. schriftstellerte, wurde jedoch 1845 zum ordentlichen Professor der Philosophie an der Universität Leipzig ernannt. Er schr.: Über das Studium des Homer, Lpz. 1826; Über den Begriff, die Behandlung u. die Quellen der Mythologie, ebd. 1827; Über den gegenwärtigen Standpunkt der philosophischen Wissenschaft, ebd. 1829; Übersetzungen von Aristoteles' Physika, ebd. 1829, u. Von der Seele, ebd. 1829; De Platonis et Aristotelis in constituendis summis philosophiae principiis differentia, ebd. 1828; System der Ästhetik als Wissenschaft von der Idee der Schönheit, ebd. 1830, 2 Bde.; Über das Verhältniß des Publikums zur Philosophie in dem Zeitpunkte von Hegels Abscheiden, ebd. 1832; Über die Legitimität der gegenwärtigen französischen Dynastie, ebd. 1832; Die Idee Gottes, Dresd. 1833; Die philosophische Geheimlehre über die Unsterblichkeit des menschlichen Individuums, ebd. 1834; unter dem Namen Nikodemus: Theodicee, ebd. 1834, u. Büchlein von der Auferstehung, ebd. 1836: Grundsätze der Metaphysik, Lpz. 1835; Kritik u. Erläuterung des Goetheschen Faust, nebst einem Anhange zur sittlichen Beurtheilung Goethes, ebd. 1837; Die evangelische Geschichte kritisch u. philosophisch bearbeitet, ebd. 1838, 2 Bde.; Das philosophische Problem der Gegenwart (ein Sendschreiben an Fichte), ebd. 1842; Martinus Lutherus quid de consilio mortis et resurrectionis Jesu Christi senserit, ebd. 1845; Über die Zukunft der evangelischen Kirche (Reden an die Gebildeten deutscher Nation), ebd. 1849; Die Christologie Luthers, ebd. 1852, 2. A. 1855; Philosophische Dogmatik od. Philosophie des Christenthums, ebd. 1855 ff., 3 Bde.; Die Evangelienfrage in ihrem gegenwärtigen Stande, ebd. 1856. 4) Maximilian, geb. 1798 zu Ladendorf in Österreich unter der Enns, studirte in Wien anfänglich Jura, wandte sich jedoch bald zur Mathematik u. Astronomie, wurde unter Littrow Adjunct der Wiener Sternwarte u. 1826 Director der Sternwarte in Krakau. Er gab Tafeln zur Reduction der bei verschiedenen Wärmegraden beobachteten Barometerstände auf jede beliebige Normaltemperatur, Wien 1827; Tafeln zur Berechnung der Höhenunterschiede aus beobachteten Barometer- u. Thermometerständen, ebd. 1827; Coordinatae Mercurii, Veneris, Martis, Jovis et Urani, Krakau 1829; Resultate der an der Krakauer Sternwarte gemachten meteorologischen u. astronomischen Beobachtungen, ebd. 1839; Positiones mediae stellarum fixarum in zonis Regiomontanis a Besselio etc., Petersb. 1846 u. 1863; Variationen der Declination der Magnetnadel beobachtet in Krakau, Wien 1859, heraus. 5) Silvius Leopold, s. Weiß 3). 6) S. Weise.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 62.
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