Länge

1. Auf die Länge drückt ein Strohhalm.Masson, 52.


2. D' Längi macht d' Strängi.Sutermeister, 124.


3. Die Länge hat die Fährde (Gefahr).Petri, II, 135; [1785] Gaal, 1066; Blum, 696; Simrock, 6186; Graf, 59, 244 u. 96, 204; Körte, 3652; Lohrengel, I, 171; Reinsberg II, 135.

Von Geschäften, Arbeiten, Leiden, zu denen unsere Kräfte an und für sich wol, nicht aber für lange Dauer ausreichen. »Vnsere Krafft ist nicht eisern noch stelern, die lenge hat die ferde.« (Fischer, Psalter, 398, 3.) Als Rechtssprichwort will es sagen, dass aus ursprünglich erbetenen Diensten durch Wiederholung derselben Brauch (Observanz) und Last geworden ist. (Vgl. Wiegand, Die Dienste, ihre Entstehung, Arten und Schicksale, 1828.) Auch hat das Sprichwort eine Beziehung zu den Verjährungsfristen; so lang diese sein mögen, so hat doch alles sein Ende. Denn nach »langer Zeit erlischt das Gedächtniss an das einmal bestandene Recht und mit ihm der Schutz gegen alle Verjährung, weshalb es auch hinsichtlich des Reichs und der Schwaben ausdrücklich heisst: sie können zwar in dreissig Jahren ihr Recht nicht versäumen, vorausgesetzt, dass sie es nach so langer Zeit noch beweisen können.« (Graf, 102.) Das Sprichwort ist mir aber auch in der Lesart: »Die Länge hat die Ferne«, zugegangen, in der es mir gedruckt noch nicht begegnet ist, und ich vermuthe, dass »Ferne« misverständlich für »Fährde« in der Aussprache steht.


4. Die Länge trägt die Last.Bücking, 2; Reinsberg II, 135; für Strelitz: Firmenich, III, 73, 121.

Eine Sache, die auch anfänglich nicht lästig ist, wird es mit der Zeit.

Engl.: Light burdens far heavy. (Gaal, 1066.)

Frz.: A haute montée le fardeau pèse. (Masson, 52.) – Au long aller, petit faix pèse. (Gaal, 1066; Cahier, 1066.)

Lat.: Et leve, si longo portatur tempore pondus, lassat portantis pondere terga suo. (Gaal, 1066.)

Schwed.: Längden draar lasset. (Grubb, 404.)


5. Die lenge schwert.Petri, II, 135.

Frz.: Au long aller petit faix (petit fardeau) pise. (Lendroy, 1194.)

6. Es gip iam nian di gounzi Leng. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 133.

Es gibt ihm nie die ganze Länge, d.h. er reicht mit den Mitteln nicht aus.


7. Es ist nicht an der Länge gelegen, sonst wär' ein Wiesebaum (oder: die Spiessruthe) mehr als ein Scepter.Parömiakon, 114 u. 1064.


8. Es kann niemand seiner Länge eine Elle zusetzen, wie sehr er sich den Kopf darüber zerbricht.

Holl.: Man kan, met bezorgd te zijn, geene el tot zijne lengte toedoen. (Harrebomée, II, 16.)


9. Es weret die lenge nicht, sagte Clauss Narr, da der Löhner aussgefallen war.Mathesy, 156a.


10. Et mutt der wesn, kummt utr Länge nich, mutt et utr Brede.


11. Wenn man es in die Länge zieht, so fehlt's in der Breite.


*12. Er zieht's in die Länge wie die Hotopp'sche die Hêde. (Hannover.)


*13. Nach der Länge und Breite.Eiselein, 410.


[Zusätze und Ergänzungen]

14. Es weret doch die lenge nit, sagt Claus Narr, do der Löwe ausgesprungen war.Mathesius, Sarepta, XXVa.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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