Reihe

1. Dat geit no de Rêg as in Oldeslo1 dat Backen; wer kên Mehl hett, de sleit dat över.

1) Ob Oldesloe, eine kleine holsteinische Stadt an der Trave, gemeint ist?


2. Wer in der Reihe sitzt, darf keine Ausnahme machen. (Posen.)


*3. Aus Reih' und Glied weichen.Eiselein, 526.


*4. Bunte Reihe machen.

D.h. bei Tafel z.B. eine solche Ordnung in Betreff der Gäste treffen, dass Männer und Frauen nebeneinander, [1633] nicht die Männer auf dieser und die Frauen an der andern Seite der Tafel sitzen. Ebenso wenig darf ein Ehepaar nebeneinander zu sitzen kommen. In einer Kussgesellschaft darf ein Mann nicht den andern, eine Frau nicht die andere, der Mann nicht seine Ehegattin, der Bruder nicht die Schwester oder umgekehrt küssen.


*5. Es geht Reihe 'rum wie das Brezelbacken. (Guben.)

Das Brezelbacken besorgt hier, wie auch in vielen andern Städten, in jedem Jahr ein anderer Bäcker.


*6. Es geht Reihe 'rum, wie in Polen das Pferdeschinden. (Guben.)


*7. Es geht Reihe um, wie in Fürstenwalde das Arschlecken.


*8. He hett dat in de Rêge as Anke dat Mölenspill.Eichwald, 36.


9. Jetzt kommt die Reihe an dich.

Frz.: C'est à votre tour à glisser. (Lendroy, 841.)

Lat.: Expectat bos aliquando herbam. (Philippi, II, 145.) – Nunc ferrum tuum in igne est. (Seneca.) (Binder I, 1242; II, 2311; Seybold, 394.)


*10. 'S geht nach der Reihe, wie in Taupadel 's Platzbacken. (Altenburg.)

Um zu sagen, dass jemand so lange warten muss, bis die Reihe an ihn kommt. Taupadel, ein altenburgisches Dorf bei Gössnitz an der sächsisch-bairischen Eisenbahn. Platz nennen die Bauern einen dünnen breiten Kuchen.


[1634]

11. Bunte Reihe, sagte der englische Kriegsminister, da wollte er die Deserteure tätowiren lassen.

Es war der Vorschlag (1878) gemacht worden, die wieder ergriffenen Flüchtlinge zu zeichnen (brandmarken).


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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