[467] Petrarca (Francesco), der berühmte ital. Dichter und um die Beförderung des Studiums der classischen Literatur, sowie als philosophischer Schriftsteller verdiente Gelehrte, wurde zu Arezzo in Toscana im Jul. 1304 geboren, studirte [467] anfangs nach dem Wunsche seines Vaters, eines Rechtsgelehrten, zu Montpellier und Bologna die Rechte, gab aber diese Richtung nach seines Vaters Tode ganz auf, trat 1326 zu Avignon in den geistlichen Stand und beschäftigte sich fortan vorzugsweise mit den Schriften der Alten und mit der Dichtkunst.
Fleiß und Geistesgaben machten ihn bald vortheilhaft bekannt und bei seinem gewinnenden Äußern entging ihm auch die Gunst der Großen nicht, das Einkommen einiger Pfründen aber, mit welchen seine Talente belohnt wurden, erlaubte ihm, ganz seinen Neigungen zu folgen. Sowol zum Vergnügen, als besonders in späterer Zeit mit Staatsgeschäften beauftragt, machte P. viele Reisen, besuchte Deutschland, die Niederlande, England, umschiffte Spanien und verweilte abwechselnd in den vornehmsten ital. Städten, zu Avignon und dem benachbarten Vaucluse. (S. Avignon.) Überall verkehrte er mit den ausgezeichnetsten Personen seiner Zeit und erhielt die entschiedensten Beweise hoher Achtung, daher ihm einige Eitelkeit zu verzeihen ist. Mit Kaiser Karl IV., von dem er den Titel eines Pfalzgrafen erhielt, stand P. in Briefwechsel und drückte ihm patriotische Wünsche für sein Vaterland oft sehr entschieden aus; auch vermittelte P. 1367 die Rückverlegung des päpstlichen Stuhls von Avignon nach Rom. Dort war er für seine lat. Gedichte und namentlich für das unvollendet gebliebene Heldengedicht »Afrika«, welches die Thaten des Römerfeldherrn Scipio feiert, schon am ersten Ostertage 1341 unter großer Feierlichkeit mit dem poetischen Lorberkranz gekrönt worden, allein nicht diesen dazumal zwar großes Aufsehen machenden Werken und auch nicht seinen Verdiensten als einer der ersten Wiederhersteller der alten Literatur, sondern seinen ital. Gedichten hauptsächlich verdankt es P., daß ihm die gesammte europ. gebildete Welt fortwährend eine ehrende Aufmerksamkeit widmet. Veranlaßt wurden sie von seiner glühenden Liebe zu Laura, Tochter des Syndicus Audibert de Noves zu Avignon, seit 1325 Gattin von Hugo de Sades, die P. in seinem 27. Jahre kennen lernte und ohne je von ihr begünstigt zu werden, fast bis zu seinem Tode anbetete. Jene Dichtungen sind der in die wohllautendste Sprache und die zartesten Formen (Sonette, Canzonen und Sestinen) gefaßte, indeß von manchen Mängeln jener Zeit nicht freie, poetische Ausdruck aller erdenklichen Gefühle jener Liebe, die Laura's im J. 1348 an der Pest erfolgten Tod überdauerte, allein P. doch nicht von andern Liebeshändeln abhielt. In den letzten Jahren seines Lebens gab ihm Florenz die Güter seines Vaters zurück, der es wegen politischer Händel hatte verlassen müssen, und bot ihm eine Stelle an der neugestifteten Universität an, die P. aber nicht annahm. Er lebte zuletzt auf seinem Landgute in Arqua bei Padua, wo er im Jul. 1374 eines Morgens, den Kopf auf ein Buch gelehnt, todt in seiner Bibliothek gefunden wurde und auch begraben liegt. Ein natürlicher Sohn P.'s war 1361 an der Pest gestorben, eine Tochter aber hatte er mit einem Edelmanne verheirathet. Seine Bibliothek vermachte er der Republik Venedig und einen Theil seines Vermögens der Kirche, deren Vorschriften er überhaupt gewissenhaft beobachtete. Außer seinen lat. Werken ist auch eine Sammlung seiner werthvollen Briefe vorhanden, seine ital. Gedichte aber, welche stets als Muster lyrischer Poesie gelten werden, sind mehr als 200mal herausgegeben und abgesehen von Übertragungen Einzelner, vollständig von K. Förster (2. Aufl., Lpz. 1833) ins Deutsche übersetzt worden. Im Original enthalten sie viel schwierige Stellen und haben von je her eine Menge von gelehrten Erklärungen veranlaßt.