Musikfest Sommer 1864. Singt und jubelt nur und laßt Schäumen die Pokale, Doch beruft den trüben Gast Nicht zum Freudenmahle. Tiefe Schwermut überkommt Mich beim Schall der Lieder; Bringt, was unserm Volke frommt, Kein Gesang doch wieder. Während ihr die ...
Müssiggang Arbeiten soll er? daß Gott erbarme! Da schob Natur schon vor den Riegel, Denn wo die andern ihre Arme, Da hat er eben seine Flügel.
Musterbilder Hör und bewahre Sechs Liebespaare. Wortbild entzündet, Liebe schürt zu: Rustan und Rodawu. Unbekannte sind sich nah: Jussuph und Suleika. Liebe, nicht Liebesgewinn: Ferhad und Schirin. Nur für einander da: Medschnun und Leila. Liebend im Alter sah Dschemil auf ...
Mut O Herz, laß ab zu zagen Und von dir wirf das Joch! Du hast so viel getragen, Du trägst auch dieses noch. Tritt auf in blanken Waffen, Mein Geist, und werde frei! Es gilt noch mehr zu schaffen, Als ...
Mut Sorglos über die Fläche weg, Wo vom kühnsten Wager die Bahn Dir nicht vorgegraben du siehst, Mache dir selber Bahn! Stille, Liebchen, mein Herz! Kracht's gleich, bricht's doch nicht! Bricht's gleich, bricht's nicht mit dir ...
Mut des Geistes 1848. Klein wird die Erde, klein der Erde Sonne, Im Meer der Sonnen o ein Fünkchen nur – Wo bleibt dir da, o Mensch, die alte Wonne? Wo bleibt dein Stolz, du Endziel der Natur? Hast du den ...
Mut des Verderbens 4. März 1844. Und hätt' ich zehntausend Köpfe Und trüge keinen zu Haus, Die feigen Schurken und Tröpfe, Sie machen mir's zu kraus. Und trüg' ich zehntausend Kronen, Ich würfe sie alle fort, Vor allen Höhen ...
Muth Aus Wolken kommt die frohe Stunde, O Mensch gesunde, Laß Leiden fliehn und Bangigkeit Wenn Liebchens Kuß dein Herz erfreut. In Küssen webt ein Zaubersegen, Drum sei verwegen, Was fürchten, wenn gleich Donner rollt, Wenn nur der rothe Mund ...
Muth! Zahmer Narrheit wässrig Seufzen, Feiges, kindisch-weiches Beten; Was man thöricht selbst verschuldet, Daraus soll uns Gott erretten! Unser Gott ist vielbeschäftigt, Läßt uns jammern hier auf Erden, Sagt: »wer viel geliebt (gelitten), Dem wird viel vergeben werden.«
Muth! Fliegt der Schnee mir in's Gesicht, Schüttl' ich ihn herunter. Wenn mein Herz im Busen spricht, Sing' ich hell und munter. Höre nicht, was es mir sagt, Habe keine Ohren. Fühle nicht, was es mir klagt, Klagen ist ...
Mutter Erde Mitternächtges Dunkel spinnt um die Welt ein heimlich Träumen; leise singt der Frühlingswind in den knospenschweren Bäumen. Fern noch einer Lampe Schein, und der Himmel schwarz verhangen – – in den dunklen Birkenhain bin ich einsam ausgegangen. Schmeichelnd um die ...
Mutter und Kind Mutter: Blicke zum Himmel, mein Kind! dort wohnt dir ein seliger Bruder, Weil er mich nimmer betrübt, führten die Engel ihn hin. Kind: Daß kein Engel mich je von der liebenden Brust dir entführe, Mutter, so sage ...
Mutter und Tochter Mutter. Mädchen laß die schmachtend süßen Blicke, Mach die Augen nicht so klein, Denn zu ihrem schmerzlichsten Geschicke Alle Männer sehn hinein, Jeder meint, daß er gemeinet wäre. Tochter. Laß sie doch so eitel sein. Mutter. Nein ...
Mutter und Tochter Am warmen Juniusabend Wie duftig weht es, wie labend Von Bohnenblüten und Heu! Wo durch Kastaniendunkel Erzittert rothes Gefunkel, Hier lacht die Jugend und schäkert frei. Vor allen aber ist Hedchen Ein ausgelaßenes Mädchen Und sizt auf ...
Mutter und Tochter Wie rührt ihr mich, seh' ich in Blick und Mienen, Im Wesen euch so ganz einander gleichen; Die Tochter, von des Frühroths Strahl beschienen, Der Mutter Stern allmälig im Verbleichen. Die Tage, die, nach mancher Qual und ...
Mutterfreuden An meinen Sohn Ludwig zu Giessen Am 20sten Oktober 1809 Sonett Trüb' und einsam, ohne Lust und Feier, Schwand mir dieses Wiegenfest dahin. Wonne nicht, nur Wehmuths – Melodie'n, Tönte klagend meine goldne Leier! Die Natur lag unterm Nebelschleier ...
Mutterlehren an einen reisenden Handwerksbursch 1761. Mein Sohn! sprach Gertraud schwer von Jahren: Du zeuchst von mir. Auf Reisen wirst du viel erfahren. Ach, merk' es dir! Die Lehren aus der Mutter Munde Schlag' nicht in Wind! Du bist (gesagt ...
Mutterliebe Wie bist Du blühend schön und hold, Die Augen blau, die Flechten gold, Dein weiches, liebliches Gesicht Ein frommes, rührendes Gedicht! Wie bist Du keusch und engelrein, Gleich einem milden Strahlenschein; Der Unschuld Zauber Dich umfließt, Dein ganzes Wesen ...
Mutterliebe So weich und warm Hegt dich kein Arm, Wie dich der Mutter Arm umfängt. Nie findest du So süße Ruh, Als wenn dein Aug an ihrem hängt. Und kehrt ergreist Dem müden Geist Noch manch ein Jugendbild zurück, Es ...
Mutterliebe Jung geraubt, und auferzogen Vom Canarienvogelpaar, Sitzt der Hänfling, ein Gefangner Schon ein halbes Vierteljahr. Nicht ein Vetter, nicht ein Bäschen, Niemand kümmert sich um ihn, Und die fremden gelben Vögel, Alle scheinen ihn zu fliehn. Einsam in ...
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