[362] Baracke (span. barráca, »Bauern-, Fischerhütte«), eingeschossiges Gebäude in leichter Bauweise, das außer kleinen Nebenräumen nur einen oder einige, dann gewöhnlich in der Längsachse aneinander gereihte Haupträume umschließt. Baracken dienen als Unterkunftsräume für Truppen (Mannschaftsbaracken, s. Tafel »Pionierdienst«, Fig. 14 u. 15) und Arbeiter oder zur Krankenpflege. Baracken für Arbeiter sollen neben dem Schlafraum auch einen Raum für den Aufenthalt der Arbeiter am Abend und an Sonntagen besitzen, der unter gewissen Verhältnissen auch als Speiseraum dient. Vorteilhaft zerlegt man den Innenraum der B. in eine Anzahl Abteilungen von mäßiger Größe, je für 1220 Mann ausreichend. Diese Teilung erhöht die Annehmlichkeit des Barackenlebens und leistet der Sittlichkeit und Ordnung Vorschub. Sie gestattet auch bessere Bemessung der Heizung und gleichmäßigere Verteilung der Wärme. Den Ofen stellt man am besten so auf, daß er gleichzeitig zwei Abteilungen heizt. Die Abteilungen werden durch einen nur bedeckten oder auch ganz geschlossenen Gang an der Front untereinander verbunden. Eine oder zwei Abteilungen sind für Schachtmeister oder Verwalter (bei Mannschaftsbaracken für Unteroffiziere) abgesondert. Sind mehrere Baracken zu einem Barackenlager vereinigt, dann ist noch auf Errichtung von Spritzenhaus, Desinfektionsanstalt, einigen Krankenzimmern, besondern Isolierräumen, Duschbad, Waschküche, Trockenboden, Speisesälen, Verkaufsräumen für Speisen und Getränke etc. Bedacht zu nehmen. Notbaracken sind Improvisationen, einfache Bretterschuppen, die oft den nackten Erdboden als Fußboden benutzen. Sie haben meist gute Ventilation, aber im Winter siegen die Rücksichten auf den Schutz vor der Witterung, die hygienischen Anforderungen treten zurück, und wenn dann Verunreinigung des [362] Bodens hinzukommt, so fordern Seuchen alsbald zahlreiche Opfer, wie die Kriegsgeschichte zur Genüge bewiesen hat.
Krankenbaracken, ursprünglich einstweilige Unterkunftsstätten für Heilzwecke, die in Kriegszeiten zur Bewältigung des Massenandranges Verwundeter und in Friedenszeiten bei Ausbruch von Seuchen in möglichst einfacher Form errichtet wurden, haben wegen der günstigen Heilerfolge bei chirurgischen und ansteckenden Krankheiten dauernde Benutzung gefunden und werden nun mit größerm Aufwand errichtet und charakterisieren sich nur noch durch ihre Einrichtung als Baracken. Von ihnen unterscheidet man die temporären Anlagen als Holz- und Wellblechbaracken. Diese sind wie die Mannschafts- und Arbeiterbaracken Erdgeschoßbauten von möglichst einfachem, meist rechteckigem Grundriß (etwa 28 m lang, 7 m breit) mit nur einem Krankensaal ohne besondere größere Nebenräume. Man errichtet sie auf möglichst trocknem Erdboden, der geglättet und befestigt, von der gewachsenen Bodenschicht befreit und mit einer 0,250,30 m dicken Kies- oder Schlackenschicht bedeckt wird. An der Süd- und Ostseite werden Gräben zur Ableitung des Regenwassers gezogen. Kann kein Fußboden gelegt werden, so genügen Laufbretter für das Personal auf dem Kies. Der Holzfußboden aus gefugten Bohlen oder Brettern kann mit Dachpappe, Wachsleinwand etc. bedeckt, auch mit Leinöl getränkt werden. Für den Winter und bei feuchtem Untergrund ist Steinzementfußboden zu empfehlen. An dem Balkengerüst kann zunächst nur die innere Beschalung angebracht und bei Eintritt des Winters die äußere ohne Störung der Kranken hinzugefügt werden. Fenster (nach außen zu öffnen) werden auf beiden Längsseiten angebracht und müssen etwa 0,25 der Bodenfläche betragen. Die Türen in den Giebelwänden erhalten Vorbauten, und dann können die innern Türen durch Vorhänge ersetzt werden. Das Dach wird vorteilhaft doppelt verschalt und erhält Ventilation durch Dachreiter, außerdem aber werden die obersten Bretter der Wandverschalung zum Niederklappen eingerichtet, und ähnliche Öffnungen von 0,25 m werden über dem Fußboden angebracht. Die Holzbaracken werden für 2030 Betten eingerichtet (vgl. Krankenhäuser). Für das Pflegepersonal, für Badestube, Wärm-, resp. Teeküche werden zwei kleine Räume abgetrennt. Der Abtritt liegt abgesondert, mit der B. durch einen gedeckten, gut ventilierten, an beiden Enden durch Türen gut verschließbaren Gang verbunden. Die Heizung geschieht durch eiserne Mantelregulierfüllöfen. Gegen die Winterkälte wird auch die Holzbaracke mit mancherlei Schutzeinrichtungen versehen. Bei größern Anlagen ist die Richtung der Baracken so zu wählen, daß die herrschende Windrichtung nicht die Luft von einer B. zur andern treiben kann; für gewöhnlich wählt man die Richtung von N. nach S. oder von NO. nach SW. Die Entfernung der Baracken voneinander soll nicht unter der anderthalbfachen Barackenhöhe betragen.
Für Kriegszwecke benutzt man jetzt fast ausschließlich transportable Baracken, die fabrikmäßig hergestellt werden, leicht zusammenlegbar und versendbar sind, wie die Doeckerschen Baracken (s. Tafel »Kriegssanitätswesen«). Mit Falz und Nute versehene Holzrahmen, ein- oder doppelseitig mit Filzpappe bekleidet und im ganzen mit Ölfarbenanstrich versehen, bilden für Dach und Wände die Hauptbestandteile, lassen sich dicht schließend vereinigen und werden durch eiserne Riegel zusammengehalten. Die Wandrahmen ruhen auf gefugtem Fußboden, das Dach auk einem dünnen, ineinander gefügten Balkengerüst. Verglaste Fensterrahmen, Firstklappen für das Dach, Kippventilationsklappen für die Wände, eiserne Ofen vervollständigen den Ban. Drei Türen gestatten den Zugang, Klosett und Wärterraum befinden sich in der B., die für 12 Kranke mit je 14,17 cbm Luftraum Unterkunft gewährt. Das Gewicht der ganzen B. beträgt 3500 kg.
Barackenzelte (Zeltbaracken) sind mit Jutestoff, Segeltuch oder rollbarer Dachpappe bekleideie hölzerne oder eiserne Gerüste, die an den Stirnseiten mit in der Mitte geteilten Leinwandvorhängen versehen werden, auch wohl doppelte Bedachung durch ein zweites Tuch erhalten. Dabei wird durch Öffnungen im Dach und durch nicht völliges Hinabreichen der Wandbekleidung auf den Boden für Ventilation gesorgt. Unter Zeltbaracken versteht man auch Holzbaracken, an denen einzelne Teile der Wände und des Daches aus Leinwand hergestellt sind.
Baracken wurden durch gascognische Truppen in Frankreich bekannt und dienten daselbst bis zum Ende des 17. Jahrh. ausschließlich als Unterkunftsräume für Kavallerie; später wurden ähnliche Vorrichtungen für alle Truppen baraques genannt, doch bestanden dieselben nur aus vier Pfosten mit Strohdach. Lange nach der bessern Ausbildung der Baracken behielten dieselben Bedeutung nur für vorübergehenden Gebrauch, bis man ihre Vorzüge vor Kasernen etc. erkannte und sie nun viel solider aus dauerhafterm Material herstellte. In England und Nordamerika wurde dann der Name barracks auf alle Kasernen, auch massiv gebaute, mehrgeschossige übertragen. Zur Unterbringung von Kranken benutzte man Baracken bereits in der zweiten Hälfte des 18. und dann in den Kriegen zu Anfang des 19. Jahrh. Ihre größte Bedeutung und Ausbildung erhielten sie im nordamerikanischen Krieg (186265) und, nachdem sie bereits 1866 im deutsch-österreichischen Kriege vielfach zur Anwendung gekommen waren, im deutsch-französischen Kriege (187071). Das Barackenlager (jetzt Schießplatz) in Jüterbog und das in der Lockstedter Heide entstand aus Lazaretten zur Aufnahme damals Verwundeter. Inzwischen hatte man bereits in Leipzig 1840 Sommerbaracken (Günthersche Luftbuden) für die Krankenpflege angewendet, in den 1860er Jahren benutzte die Charité in Berlin Baracken auch im Winter, und 1869 wurde in Leipzig das erste selbständige Barackenlazarett errichtet. Vgl. »Sanitätsbericht über die deutschen Heere 1870/71«, Bd. 1, 2 u. 6 (Berl. 188486); Zur Nieden, Zelte und Notbaracken (das. 1886); Frölich, Militärmedizin (mit erschöpfenden Literaturnachweisen, Braunschw. 1887); v. Langenbeck, v. Coler und Werner, Die transportable Lazarettbaracke (2. Aufl., Berl. 1890); Mosler, Vericht über die Benutzung unsrer transportabeln B. (Leipz. 1887); »Verhandlungen des 10. internationalen medizinischen Kongresses« (Berl. 1891); Menger, Ausrüstungsnachweis für transportable Barackenlazarette (das. 1893); W. Lange, Der Barackenbau (Leipz. 1895).