Hoffmeister

[427] Hoffmeister, 1) Franz Anton, Komponist, geb. 1754 in Rothenburg am Neckar, gest. 9. Febr. 1812 in Wien, studierte in Wien die Rechte und die Tonkunst, gründete dann daselbst eine Musikalienhandlung und wirkte gleichzeitig als Kapellmeister an einer Kirche bis 1798, wo er eine größere Kunstreise unternahm. Ende 1800 gründete er in Leipzig mit Kühnel die Musikalienhandlung »Bureau de Musique«, die später an C. F. Peters überging, und nahm 1805 seinen Wohnsitz wieder in Wien. H. war ein äußerst fruchtbarer und beliebter Komponist; indessen sind fast alle seine Werke, bestehend in neun Opern (darunter der mit Beifall ausgeführte »Telemach, Prinz von Ithaka«), Symphonien, Sonaten, zahlreichen Flötenkonzerten, Quartetten, Trios etc., der Vergessenheit anheimgefallen; nur einige Gesänge von ihm haben sich erhalten.

2) Karl, Philolog, geb. 15. Aug. 1796 in Billigheim bei Landau, gest. 14. Juli 1844 in Köln, studierte in Straßburg und Heidelberg Theologie, folgte 1816 seinem Lehrer Fries nach Jena, ward 1821 Rektor des Progymnasiums in Mörs, 1832 Oberlehrer am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Köln und 1834 Direktor des Gymnasiums in Kreuznach, von wo er 1842 nach Köln zurückkehrte, um das Direktorium des erwähnten Gymnasiums zu übernehmen. H. verfaßte eine »Beschreibung des Festes auf der Wartburg 1818«, an dem er selber teilgenommen hatte, und schrieb ferner: »Erörterung der Grundsätze der Sprachlehre« (Essen 1830, 2 Bdchn.); »Die Weltanschauung des Tacitus« (das. 1831); »Sittlich-religiöse Lebensansicht des Herodotos« (das. 1832); »Romeo, oder Erziehung und Gemeingeist« (das. 1831–1834, 3 Bde.). Besonders verdient aber machte er sich durch das von warmer Begeisterung getragene Werk »Schillers Leben, Geistesentwickelung und Werke im Zusammenhang« (Stuttg. 1838–42, 5 Tle.), die erste größere Biographie Schillers aus den Quellen, mit welcher der Verfasser auch eine eingehende ästhetische Beurteilung der Schillerschen Werke verband, und die nachfolgenden »Supplemente zu Schillers Werken; aus seinem Nachlaß im Einverständnis und unter Mitwirkung der Familie Schiller herausgegeben« (das 1840–41, 4 Bde.). Aus dem erstern Werke lieferte Viehoff einen Auszug (mit Ergänzungen) u. d. T.: »Schillers Leben für den weitern Kreis seiner Leser« (Stuttg. 1846; neue Bearbeitung 1875, 3 Tle.; 2. Aufl. 1888).

3) Heinz, Bildhauer, geb. 24. Juni 1851 in Saarlouis, gest. 4. März 1894 in Kolonie Grunewald bei Berlin, bildete sich zuerst im Atelier der Bildhauer Gebrüder Cauer in Kreuznach und später auf der Akademie in Düsseldorf. Doch wurden seine Studien durch den Krieg unterbrochen, aus dem er als Offizier mit dem Eisernen Kreuz zurückkehrte. Später nahm er seinen Wohnsitz in Berlin. Nachdem er sich zuerst durch Bildnisse bekannt gemacht, schuf er eine Reihe von Figuren und Gruppen, in denen sich ideale Auffassung mit einer sich treu an die Natur anschließenden Formenbehandlung verbindet. Von seinen an öffentlichen Orten aufgestellten Schöpfungen sind die hervorragendsten: das Marmorstandbild des Generals v. Frankenberg in Köln, das David Hansemann-Denkmal in Aachen, die Statuen für einen monumentalen Brunnen in Erfurt, das Moses Mendelssohn-Denkmal in Dessau und die Kolossalbüsten Wrangels und v. Goebens in der Feldherrenhalle des Zeughauses zu Berlin. Auch hat er die Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. wiederholt nach dem Leben modelliert. Von seinen Gruppen und Figuren idealen und genrehaften Inhalts sind hervorzuheben: Neckerei (1886), Ganymed auf dem Adler des Zeus (1889), Marmorbüste einer Capreserin (Berliner Nationalgalerie), Zaun mit Panther, Caritas und Hofnarr. Er schrieb: »Kriegsskizzenbuch 1870/71«; »Von Capri nach Jerusalem« (Berl. 1887); »Durch Südspanien nach Marokko« (das. 1888); »Der alte Rabe, Stimmungsbilder« (das. 1891). Auch als Maler hat[427] sich H. in den Wandgemälden im Albergo Pagano auf Capri bewährt.

4) Werner Friedrich, Zoolog, s. Hoffm.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 427-428.
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