Amalĭe

[385] Amalĭe, weiblicher Vorname, angeblich (vom hebräischen amal) die Arbeitsame, Emsige, nach And. die Ernährende, nach And. die Unbefleckte, Tugendhafte. Merkwürdig sind: I. Gemahlinnen regierender Fürsten: a) Kaiserin von Brasilien: 1) A. Auguste Eugenie Napoleone, geb. 31. Juli 1812, Tochter des Herzogs Cugen von Leuchtenberg, Vicekönigs von Italien, seit 1829 2. Gemahlin des Kaisers Dom Pedro I. von Brasilien u. Stiefmutter des Kaisers Dom Pedro II., führte nach der Abdankung ihres Gemahls 1831 den Titel Herzogin von Braganza, Witwe seit 24. Sept. 1834. b) Königin von Frankreich: 2) Maria A., geb. 26. April 1782, Tochter Ferdinands IV., Königs beider Sicilien, seit 1809 Gemahlin Louis Philipps, seit 1830 Königin von Frankreich, lebt, seit der Februarrevolution 1848 aus Frankreich geflohen, als Gräfin von Neuilly zu Clermont in England: Witwe seit 26. Aug. 1850. c) Königin von Griechenland: 3) Marie Friederike A., Tochter des verstorbenen Großherzogs August von Oldenburg, geb. 21 Decbr. 1818, vermählt seit 22. Nov. 1838 an den König Otto von Griechenland. d) Landgräfin von Hessen: 4) A. Elisabeth, Tochter des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg u. der Katharina Belgica von Oranien, geb. 1602, vermählt 1619 mit dem Landgrafen Wilhelm dem Beständigen von Hessen-Kassel, regierte nach dessen Tode von 1637–1650, st. 1651; s. Hessen (Gesch.). Justi, Versuch einer Darstellung des Lebens der A. Elis., Gieß. 1812. e) Herzogin von Sachsen-Weimar: 5) Anna A., Tochter des Herzogs Karl von Braunschweig u. der Herzogin Philipine Charlotte, der Schwester Friedrichs II., geb. 1739; vermählte sich 1756 mit Herzog Ernst August Constantin von Weimar u. war, als ihr Gemahl 1758 starb, bis 1775 Vormünderin ihres Sohnes, des nachmaligen Großherzogs Karl August (s. u. Sachsen-Weimar). Sie lebte dann den Künsten u. Wissenschaften; componirte für die Kammer u. für's Theater, u. a. die Operette: Erwin u. Elwire. Sie st. 10. April 1807. f) Herzogin von Sachsen-Altenburg: 6) A. Therese Luise Wilhelmine Philippine, geb. 1799, Tochter des Herzogs Ludwig von Württemberg u. der Prinzessin Henriette von Nassau, vermählt 1817 mit Joseph, damaligem Erbprinzen von SHildburghausen, nachherigem Herzoge von SAltenburg, st. 28. Nov 1848. g) Gräfin von Schwarzburg: 7) A., geb. Gräfin von Mansfeld, Gemahlin Günthers des Bremers, Grafen von Schwarzburg, st. 1517. Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, soll mit ihr ein platonisches Liebesbündniß gehabt haben. II. Prinzessinen: 8) Maria Anna Charlotte A., geb. Prinzessin von Pfalz-Sulzbach, geb. 1722, vermählt an den Herzog Clemens von Baiern (st. 1778), daher die Herzogin Clemens genannt; eifrigste Gegnerin des Plans ihres Bruders Karl Theodor, Baiern zum Theil an Österreich abzutreten, sie begünstigte deshalb die Schritte Preußens u. des preuß. Gesandten, Grafen Görz; sie st. 1783. 9) Anna A., geb. 1723, Schwester Friedrichs II. von Preußen, seit 1744 Äbtissin von Quedlinburg; st. 1787. Sie war eine gute Clavierspielerin u. componirte selbst Ausgezeichnetes im strengen Style. 10) Marie A. Friederike Auguste, geb. 10. Aug. 1794, Tochter des Herzogs Max von Sachsen, Schwester des Königs Johann, begleitete ihren Oheim, den Prinzen Anton, u. ihren Vater auf mehreren Reisen nach Spanien, Frankreich u. Italien u. trat seit 1829 als Amalie Heiter mit 2 metrischen Schauspielen: der Krönungstag, u. Mesru auf; später widmete sie sich dem gemüthlichen Drama u. dem Lustspiele u. schr.: Die Braut aus der Residenz, Der Landwirth, Der Verlobungsring (3 Lustspiele), Lüge u. Wahrheit, Der Oheim, Die Fürstenbraut (3 Schauspiele); außerdem Vetter Heinrich, Das Fräulein vom Lande, Der Zögling, Der Majoratserbe: gesammelt als Originalbeiträge zur deutschen Schaubühne, Dresd. 1837–42, 6 Bde.; neue Folge 1 Bd. 1844. Ins Englische wurden 6 Schauspiele übersetzt von Mistr. Jameson, Lond. 1846; wieder 6 von einem Anonymus, ebd. 1848. Auch soll A. mehrere Kirchenstücke u. Opern componirt haben, die jedoch nur vor der königlichen Familie zur Aufführung kamen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 385.
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