L'hombre

[332] L'hombre (spr. Lommber), 1) Kartenspiel, welches von drei Personen mit der Französischen Karte ohne die Achten, Neunen u. Zehnen gespielt wird, so daß noch 40 Karten verbleiben. Um die Plätze wird gezogen; der, welcher Pique zieht, gibt zuerst u. setzt einen bestimmten S tamm. Um nicht um diesen unbedeutenden Stamm zu spielen, u. damit das Spiel gleich vom Anfang an an Interesse gewinnt, setzt gewöhnlich jeder der Spielenden einen Block an, d. h. er zeigt durch ein, neben den in der Mitte des Tisches stehenden Spielteller gelegtes Stück Geld. an, daß er einen, den Stamm der getroffenen Übereinkunft zu Folge um das Doppelte, Dreifache od. Vierfache übersteigenden Satz zu demselben hinzuzusetzen hat. Diese Blöcke werden der Reihe nach mit dem Stamme zugleich abgespielt, u. auch bei der ersten Bête mitgezogen; mit geschriebenen Bêten wird kein Block abgespielt. Wer verliert muß nämlich Bête setzen, die folgenden Bêten werden aber nicht mehr zugesetzt, sondern aufgeschrieben u. erst dann abgespielt, wenn die im Teller stehende Summe durch gewonnenes Spiel gezogen worden ist. Wenn es mehrere geschriebene Bêten gibt, so geht die höchste zuerst. Ist keine geschriebene Bête mehr vorhanden u. sind die Blöcke abgespielt, so werden diese von Neuem angesetzt. Obgleich nur drei Personen zusammen spielen, so wird doch oft unter vieren gespielt, von welchen der, welcher dem Kartengeber links sitzt, keine Karten bekommt u. nicht mitspielt (König ist). Ungewöhnlicher ist das Spiel zu fünf (Cinquille), wo zwei Spieler König sind. Es werden jedem der drei Spielenden neun Karten in drei Würfen rechtsherum gegeben. Bekommt einer der Spielenden eine Karte zu wenig, so werden die Karten eingeworfen; bekommt einer 10 Karten, so kann er alle Spiele spielen, bei welchen gekauft wird, nur muß er eine Karte weniger kaufen als er wegwirft; will ernicht spielen, so muß er es noch yor dem Anfange des Spieles anzeigen. Die Vorhand sagt zuerst an, ob u. was er spielt, dann der zweite u. dritte. Wer paßt, muß eine Marke (Passer) setzen. Jeder der Folgenden kann durch ein höheres Spiel den Ersten überbieten, welcher jedoch dieselbe Art des Spieles zur Vorhand spielen kann. Passen alle drei, so werden die Karten eingeworfen. Wenn zu vier gespielt wird, so kann der König (in diesem Falle Mort [der Todte, nicht Mohr]) den Talon (auch Mort) nehmen (Contraspielen), u. nach Wegwerfen von vier Karten die Farbe nennen, in welcher er spielen will. Der Mort kann jedoch sein [332] Spiel nur mit fünf Stichen gewinnen u. muß, wenn er es verliert, die Bête doppelt bezahlen. Der L'hombrist (Spieler) bestimmt eine der vier Farben als Trumpf, welche er spielen will, u. wirst von seinen neun Karten die weg, mit denen er keine Stiche zumachen gedenkt, nimmt (kauft) dagegen von den auf dem Tische liegenden 13 (Talon) eine gleiche Zahl von oben hinweg. Dasselbe thun dann die Gegenspieler von der Rechten nach der Buken. Wenn der Spieler sich verkauft, d. h. eine Karte mehr od. weniger vom Talon nimmt, als er weggeworfen hat, so hat er sein Spiel verloren. Verkauft sich einer der Gegner, so muß er Bête setzen u. der L'hombrist hat sein Spiel gewonnen. Die Karten des Talons, welche nicht gekauft werden, bleiben, ohne angesehen zu werden, auf dem Tische liegen. Haben Alle gekauft, so spielt die Vorhand aus u. der rechts Sitzende gibt zuerst zu. Wer den Stich gemacht hat, legt denselben vor sich u. spielt wieder aus.

Die Rangordnung der Spiele von unten herauf ist folgende: a) Frage (Entrée), welche den Bête u. den Block gewinnt; b) Acht nehmen (klein Obscur): der L'hombrist wirst acht Karten weg u. behält ein (meist Pique od. Trèfle) As u. kauft acht; c) Neun nehmen (groß Obscur): der L'hombrist wirst neun Karten weg u. nimmt neun andere. Bis hierher spricht der L'hombrist den Trumpf nach dem Kaufe aus, bei den späteren Spielen vorher; klein u. groß Obscur kostet den halben Betrag des Stammes; d) Tourné (Casco): der L'hombrist schlägt die obere Karte des Talons auf u. ist dann gezwungen, in dieser Farbe zu spielen; die Gegner kaufen nach ihm; e) Beide As (Grand forcé): der L'hombrist wirst das Pique- u. das Trèfle As auf u. schlägt die oberste Karte des Talons auf; alles Übrige wie bei dem Vorigen; f) Sans prendre: hier kauft der L'hombrist nicht, sondern nur die Gegner; letztere drei Spiele kosten den ganzen Stamm. Bisweilen auch g) Grand: der L'hombrist sucht die Stiche durch die höchsten Karten in allen Farben zu machen; weder er noch die Gegner kaufen. Grand wird mit dem doppelten Stamm bezahlt. h) Nullissimo, wo der L'hombrist keinen Stich machen darf u. (wie auch die Gegner) nicht kauft; auch findet bei beiden letzteren kein Trumpf Statt, u. die Matadors haben blos den gewöhnlichen Werth ihrer Farbe. Nullissimo wird mit dem dreifachen Stamme bezahlt. Man nennt reines L. dasjenige, bei welchem nur die Spielarten a), d), e) u. f) erlaubt sind u. kein Beinbruch abgesetzt wird, u. freies L., wo alles dies vorkommt u. auch die Arten g) u. h) erlaubt sind u. wo auch mit Couleur gespielt wird, d. h. eine od. zwei Farben bestimmt werden, durch welche die anderen überboten werden können. Wenn nur mit Einer Couleur gespielt wird, so heißt diese höhere Farbe vorzugsweise Couleur; wenn mit zwei Couleurs gespielt wird, so heißt die höhere ebenfalls Couleur u. die höchste Sur. Wenn nun Ein Spieler sich zu einer Spielart erklärt, so kann ihn der andere dadurch überbieten, daß er in Couleur u. Sur spielt. Bei jeder dieser Spielarten, Nullissimo ausgenommen, geht das ganze Spiel eigentlich darauf aus, fünf Stiche zu machen, u. der L'hombrist hat, wenn dies ihm gelingt, die Summe, um welche gespielt wird, gewonnen. Er kann jedoch sein Spiel auch mit vier Stichen gewinnen, wenn eiu Gegner zwei, der andere drei Stiche bekommt. Hat der eine von ihnen aber vier Stiche u. der andere einen (Remise), so ist das Spiel verloren, u. der L'hombrist must die Summe setzen, um welche es sich handelt. Wenn der L'hombrist drei u. jeder der Gegner ebenfalls drei Stiche hat (Remise par trois), so ist es wie in dem vorigen Falle. Macht hingegen einer der Gegenspieler fünf Stiche, od. auch nur vier, jedoch so, daß der L'hombrist nur drei u. der andere Gegenspieler zwei, od. umgekehrt, bekommt, so wird der L'hombrist Codille u. muß das Doppelte setzen. Sonst konnte der Gegenspieler, welcher sich vier Stiche zu machen getraute, zu seinem Mitgegner Gano (laß den Stich gehen) sagen, worauf dieser verbunden war, eine kleine Karte zuzugeben. Wenn der L'hombrist einen schlechten Kauk gemacht hat u. Codille zu werden fürchtet, so kann er sein Spiel werfen, d. h. er ist nicht gezwungen, es zu spielen, muß aber Bête setzen u. den Betrag des Spiels, mit Ausschluß der Matadors, an die Gegner bezahlen. Wenn der L'hombrist alle neun Stiche macht (Vole, Tout machen), so erhält er den doppelten Werth des Stammes. Er darf jedoch, wenn er fünf Stiche gemacht hat, ohne daß die Gegner einen haben, nicht fortspielen, wenn er sich nicht getraut, die Vole zu machen, weil er sich durch das Ausspielen der sechsten Karte zu der Vole verbindlich macht u., wenn ihm dann ein Stich eutgeht, das an die Gegner zahlen muß, was er von ihnen erhalten haben würde, wenn er sie gemacht hätte. Das Mißlingen der Vole zieht jedoch nicht den Verlust des Spiels u. des Preises desselben nach sich. In den Spielarten, bei welchen Trumpf Statt findet, erhält der L'hombrist, außer dem bezahlten Spiele, wenn er die drei ersten Matadors hat, für dieselben eine Marke u. für jeden der darauf folgenden eine Marke; wenn er sein Spiel verliert, so hat er ebenfalls den Betrag der Matadors an die Gegner zu zahlen.

In den sechs zuerst genannten Arten des L-s sticht ein Trumpfblatt, wenn man die gespielte Farbe nicht hat, alle andere Farben, so wie die höheren Trümpfe die niederen stechen. Der falsch abstechende L'hombrist setzt Bête, thut dies einer der Gegenspieler, so setzt dieser die Bête u. der L'hombrist hat sein Spiel gewonnen. Man ist nicht gezwungen, eine Farbe, welche man nicht hat, mit Trumpf zu stechen. Die drei ersten Matadors können verläugnet werden, d. h. man kann, wenn mit einer unter ihnen stehenden Karte getrumpft wird, eine kleinere Trumpfkarte od., wenn man keinen Trumpf hat, jede andere beliebige Karte darauf zuwerfen. Die höchste Karte im Spiele ist das Pique As (Spadille), ihm folgt in den schwarzen Farben die Zwei, in den rothen die Sieben (Manille), dann das Trefle As (Baste). Diese drei sind Matadors. Die Spadille u. die Baste gelten in allen vier Farben als Trümpfe. Nach der Baste folgt in den rothen Farben das As (Ponte) u. dann erst der König, in den schwarzen der König. In allen Farben folgen die Dame, der Bube, dann in den schwarzen die Sieben, Sechs, Fünf, Vier, Drei, in den rothen die Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs. Alle anderen Trümpfe, welche inununterbrochener Reihe auf die Matadors folgen, heißen auch Matadors, wenn der Spieler die drei ersten Matadors hat. Die Dauer des Spiels wird durch die Zahl der zu spielenden Rocambole bestimmt. Gewöhnlich spielt man deren drei bis vier, Rocambole[333] (Roc) nennt man 10 Marken, welche nach u. nach in eine zu diesem Behufe auf dem Spieltische stehende Tasse geworfen werden. Von jedem gewonnenen Spiele muß der L'hombrist eine Marke in den Rocambole setzen. Befinden sich 10 Marken darin, so geht der Roc, d. h. es wird darum gespielt, indem zugleich der Stamm u. die noch nicht abgeschriebenen Bêten dazu kommen. Wer über den Rocambole Bête wird, muß das Doppelte, ist er Codille, das Dreifache setzen, welches bei der ersten Bête zu der in dem Teller stehenden Summe hinzu kommt, bei der zweiten u. den folgenden aber aufgeschrieben wird. Wenn der Roc abgespielt ist, so wird, wenn es keine geschriebenen Bêten mehr gibt; wieder um Stamm u. Block gespielt, sonst aber mit dem Abspielen derselben fortgefahren. Wenn der zweite Roc voll ist, so wird wie bei dem ersten verfahren, u. wenn der dritte od. vierte abgespielt ist, so endet das Spiel. Sind dann noch geschriebene Bêten vorhanden, so werden sie unter die Spieler vertheilt, mit dem Rocambole zugleich abgespielt, od. bis zur nächsten Sitzung aufgehoben. Bisweilen wird noch außer dem Roc von jedem gewonnenen Spiele eine gewisse Zahl Marken, gewöhnlich von 10 eine, in eine zweite Tasse abgesetzt u. unter dem Namen Beinbruch unmittelbar nach dem Rocambole abgespielt. Meist braucht man zu größerer Bequemlichkeit bei dem L. statt des Geldes Marken (s.d.), welche einen gewissen Preis haben u. nach dem Spiele eingelöst werden. 2) Deutsches L., so v.w. Casco.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 332-334.
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