[21] Mauren, eines der den Nordrand Afrikas (die Berberei) bewohnenden Völker, die ihren Namen von den alten Mauren od. Maurusiern, den Bewohnern des alten Mauritanien (s.d.), übernommen haben, ohne deren echte Nachkommen zu sein. Denn während die Bewohner Mauritaniens zunächst mit den Numidiern verwandt waren, zu dem berberischen Völkerstamme gehörten u. in den heutigen Amazirghen ihre echten Nachkommen besitzen, sind die M. eine Mischlingsrace, die aus altmaurischem u. arabischem Blut (unter Einwirkung römischer, germanischer u. anderer Elemente) hervorgegangen ist, vorzugsweise die Bevölkerung der Städte u. Küstengegenden Mauritaniens bildete, aber auch auf die Städtebewohner der übrigen Berberei überging, die aus Vermischung der Ureinwohner mit den Arabern entsprungen war. Die M. sind ein schöner Menschenschlag mit edeln orientalischen Gesichtszügen, die den Ausdruck von Milde u. Melancholie tragen; die Zähne u. Augen sind gewöhnlich schön, von Körper etwas hager; von Charakter sind sie zwar sanft u. umgänglicher als die Berbern u. Araber, aber auch phlegmatisch, kraftlos u. geistig stumpf, trotz ihres Fanatismus für den Islam, feig, grausam, wollüstig, hinterlistig, geizig, habsüchtig u. in den größern Städten sehr verdorben. Ein großer Theil von ihnen treibt Kramhandel od. Kaffeeschank, die übrigen sind meist Handwerker, Gärtner u. Landbauer. Sie tragen Hemden, darüber einen Kaftan, den eine Schärpe od. lederner Gurt hält, beim Ausgehen werfen sie noch ein Stück weißes Zeug über (der Armen einzige Kleidung); alle führen Dolche. Die Frauenzimmer tragen unverheirathet bloßes Haar, die Augenbrauen färben sie schwarz. Die Mädchen verheirathen sich im 13. Jahre, die Braut wird in einem verhängten Käfig zu ihrem Bräutigam gebracht, vorher aber nicht von ihm gesehen. Sie nehmen bis zu 4 Weiber. Da die Araber, welche Spanien eroberten, aus Mauritanien herüberkamen, auch wohl mit Mauren stark vermischt waren, so wurde der Name M. auch auf dieselben übertragen u. die Bezeichnungen M., Araber u. Sarazenen in der Geschichte Spaniens (s.d.) synonym gebraucht. Nachdem die Araber Mauritanien unterworfen hatten, suchten sie auch Spanien mit räuberischen Streifzügen heim, wurden aber um 672 von dem gothischen König Wamba mit großem Verlust an Schiffen zurückgetrieben. Als jedoch einige Zeit darauf im Reiche der Westgothen in Spanien Unordnungen entstanden, schickte 711 der arabische Statthalter Musa in Afrika ein Heer von 12,000 Mann unter Tariks Anführung nach Spanien, welchem Musa bald selbst mit neuen Schwärmen folgte, u. eroberte mit diesem in einem Zeitraume von nicht ganz 5 Jahren ganz Spanien mit Ausnahme der Gebirgsgegenden des Nordens. Die M. machten nun im 8. Jahrh. Ausfälle bis jenseits der Pyrenäen, bis 732 Karl Martel ihren Heerführer Abderrhaman bei Poitiers schlug u. ihnen ein Ziel steckte. Die Mauroaraber cultivirten in Spanien Künste u. Wissenschaften, u. Cordova, Granada u. die andern maurischen Städte waren damals die Orte, wo die Künste, bes. die Baukunst, am schönsten blühte, die Wissenschaft fast einzig Fortschritte machte u. die Dichterkunst die schönsten Blüthen trieb. Wie nun die Macht der Mauroaraber wuchs, mit den christlichen Reichen im Kampf begriffen war, wie das Khalifat der Ommajaden, die sich nach Spanien geflüchtet hatten u. nach vielen Wechselfällen u. Unruhen endlich um 1027 in die Reiche Saragossa, Toledo, Valencia, Brihuela, Malaga, Murcia, Denia etc. zerfiel u. nach u. nach besiegt wurde, bis endlich 1492 Ferdinand der Katholische u. Isabelle im letzten Vernichtungskriege den letzten maurischen Sultan, Boabdil, aus der noch einzigen übrigen Besitzung Granada verjagten, s.u. Spanien (Gesch.). Viele M. schifften mit ihrem Beherrscher nach Afrika hinüber, andere bekehrten sich, wenigstens äußerlich, zum Christenthum u. blieben als stille, fleißige u. treue Unterthanen in Spanien zurück, wo man sie Moriskos nannte u. sie u. ihre Nachkommen unter hartem Drucke hielt. 156970 erregten die Bedrückungen unter Philipp II. einen Aufstand, in Folge dessen 100,000 Moriskos verjagt wurden. Die Übrigen traf unter Philipp III. ein gleiches Schicksal, u. Spanien verlor 1609 dadurch eine Bevölkerung von 600,000 fleißigen Menschen. In Afrika, seit Jahrhunderten nicht mehr ihr Vaterland, betrachtete man sie als heimliche Christen, u. sie wurden von den wilden Räuberhorden des Restes ihrer Habe beraubt. Vgl. Rochali, Die Moriskos in Spanien, Lpz. 1853.