[67] Schaffgotsch (Schaaffgotsche), ein katholisches, uraltes, aus dem südlichen Deutschland stammendes Geschlecht, welches ursprünglich Schaf (Scaf, Scof, Schoff) hieß u. seit dem 13. Jahrh. in Thüringen, Meißen, den Lausitzen u. Schlesien vorkommt. Den erblichen Taufnamen Gotsche (Gotz, Götz, d.i. Gotthard) nahm das Geschlecht seit einem angesehenen Vorfahren, Gotsche II, Schoff (st. 1420), als Zunamen an u. bediente sich im 15. u. 16. Jahrh. oft ausschließlich desselben (die Gotschen) Das älteste Stammschloß des Geschlechts in Schlesien war Kemnitz an der lausitzer Grenze, die Burg Kynast besaß es nachweislich seit 1360. die Veste Greifenstein seit 1418. Im Jahr 1592 bestätigte ihnen Kaiser Rudolf II. ihren Freiherrnstand u. verlieh ihnen den gemeinschaftlichen Titel S. genannt von Kynast u. Greifenstein, Freiherrn zu Trachenberg; 1627 ertheilte Kaiser Ferdinand II. dem General Hans Ulrich (s. unten 2) das Prädicat eines Semperfreien des heil. Römischen Reichs; 1662 erhielten sie die ungarische Magnatenwürde, 1674 das Prädicat Hochgeboren[67] u. 1708 den Reichsgrafenstand. Der Ahnherr, welcher die ununterbrochene Reihe der S. eröffnet, war 1) Sybotho (Seybold), welcher im Anfang des 13. Jahrh. lebte. 2) Graf Hans Ulrich, geb. 1595 auf Kynast, erwarb sich durch Studien u. Reisen eine bedeutende Bildung u. bekannte sich treu zu dem evangelischen Glauben; dennoch trat er 1619 in kaiserliche Dienste, wurde sehr bald General der Cavallerie, dann Commandirender in Schlesien u. focht unter Wallenstein, welcher ihn sehr schätzte u. begünstigte, aber dadurch auch in seinen Fall verwickelte; S. wurde zu Ohlau gefangen, nach Glatz u. von da, nach einem vergeblichen Versuche des Obersten Freiberg von seinem Regiment in Troppau, ihn zu befreien, nach Regensburg gebracht u. dort am 23. Juli 1635 enthauptet; er beharrte trotz der Folter fest auf seiner Unschuld u. im evangelischen Glauben; seinen Kindern wurde die Herrschaft Trachenberg genommen u. sie selbst im katholischen Glauben erzogen. Das Geschlecht theilt sich in zwei Hauptlinien: A) Schlesische Linie (schreibt sich Schaffgotsch), deren Stammvater ist: 3) Christoph Leopold, Sohn des Vor., war kaiserl. wirkl. Geb. Rath, Kammerpräsident, Oberamtsdirector, Erbhofmeister in Schlesien u. mit Agnes geb. Freiin von Racknitz vermählt; er st. 1703. 4) Graf Philipp Gotthard, war 1744 Coadjutor u. 17471757 Bischof von Breslau (s.d., Bisthum) u.st. 1795. Diese Linie zerfällt in eine Primo- u. Secundogeniturlinie. a) Die Primogeniturlinie zu Warmbrunn besitzt die aus 14 Rittergütern bestehende u. 1825 zu einer freien Standesherrschaft erhobene Herrschaft Kynast, deren jedesmaliger Besitzer seit 1786 das Erblandbosmeisteramt im Herzogthum Schlesien u. seit 1827 eine Curiatstimme im Stande der Fürsten u. Herren auf dem schlesischen Provinziallandtage hat u. seit 1854 erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses ist. Das Familienfideicommiß ist 1632 gestiftet. Der jetzige Standesherr ist: 5) Graf Leopold, geb. 5. Mai 1793, ist seit 1821 mit Josephine geb. Gräfin von Zieten vermählt. 6) Graf Franz, Bruder des Vor., geb. 11. Mai 1816, hat sich durch mehrfache höchst sorgfältig u. scharfsinnig angestellte chemische u. physikalische Versuche um die Kenntniß der Naturwissenschaften verdient gemacht; er lebt in Berlin. b) Secundogeniturlinie zu Wildschütz, deren jetziger Chef ist: 7) Graf Franz, geb. 18. Mai 1797, zweiter Fideicommißbesitzer auf Kynast, ist seit 1825 mit Agathe geb. Freiin von Stillfried u. Ratenicz vermählt. B) Böhmische Linie (schreibt sich Schaaffgotsche), deren gegenwärtiger Chef ist: 8) Graf Franz, geb. 30. Juni 1792 in Brünn, ist Majoratsherr der Herrschaften Kuntschütz, Sadowa, Weiß-Trzemeschnitz in Böhmen, Besitzer des Allodialgutes Zaroschitz in Mähren, österreichischer Geh. Rath u. pensionirter General der Cavallerie, auch zweiter Inhaber des 5 Kürassierregiments; seit 1858 ist er Wittwer von Ernestine geb. Gräfin Lamberg; sein Sohn Franz ist 1829 geboren.