Branntwein

1. Bramwîn is'n goden Sluck, Musik is lustig un dusend Dâler 'n gôden Sûpschilling, segt Witt. (Mecklenburg.)


2. Branntwein geht gut ein, aber er macht aus dem Mann ein Schwein.


3. Branntwein ist morgens Blei, mittags Silber, abends Gold.Körte, 788.

Höchstens wenn man ihn in arzneilichen Gaben nimmt, und auch dann werden wol noch an seinen silbernen und goldenen Wirkungen bescheidene Zweifel erlaubt sein.


4. Branntwein lass sein!


5. Branntwein macht mir Widerwillen, sagte der Trinker.

Wortspiel mit wieder und wider; um zu sagen, er will, wenn er Branntwein sieht, aufs neue trinken, der Appetit wird ihm erregt.


6. Branntwein ohne Brot macht die Leute todt.


7. Branntwein schenken ist ein leicht Gewerbe, aber es führt ins Armenhaus.

Holl.: Jenever schenken is de laatste nering voor den broodzak. (Harrebomée, I, 94.)


8. Branntwein und Noth schlägt die Leute todt.


9. De Bran(de)win drinket, kan wol Janever (Genever) pissen.Lübben.


10. De Branwin maket nix Goes. (Lippe.)

Der Branntwein macht nichts Gutes.


11. Dem Gevatter Branntwein sitzt der Elendsteufel im Nacken.


12. Der Branntewei es d'n Allene1 êr Gêestecke2 on di Jonge halle3 sich drô ô4. (Meiningen.) – Frommann, II, 415, 126.

1) Alten.

2) Gehstecken.

3) Halten.

4) Daran an.


13. Der Branntwein stürzt das Haus ein.


14. Der Branntwein zeigt sich im Gesicht.

Holl.: Men kan hem de brandewijn (jenever) wel uit zijn gezigt tappen. (Harrebomée, I, 88.)


15. Im Branntwein steckt ein Angelhaken, dessen Leine der Teufel hält.


16. Is de Brannwîn in den Mann, is de Verstand in de Kann'.Goldschmidt, 129.


17. Ollen Morgen Branntewein maket de grauten Dâlers klein. (Waldeck.) – Firmenich, I, 326, 42; Curtze, 340.


18. Von Branntwein und Bitterbier ist schon mancher entschlafen hier.


[446] 19. Wenn d'r Branntwein gesuffen eis, eis d'r Karl a Norr. (Freistadt in Schlesien.) – Firmenich, II, 298, 31.


20. Wer Branntwein trinkt, in allem stinkt. (Kinzigthal in Kurhessen.)


*21. Einem einen Branntwein geben.Mayer, II, 217.

Ihn in Aufregung bringen, ihn reizen, in Zorn versetzen.


*22. Schlechter Branntwein in einer elenden Flasche.Burckhardt, 443.

Ein schlechter Charakter in einem unscheinbaren Körper.


[447]

2. Die Wenden sagen wortspielend: Palenc je walenc, der Branntwein ist ein Umwerfer. (Andree in Unsere Zeit, 1872, 7. Heft.)


23. Branntwein ist des Bauern Sect.

Die Russen: Kwas ist des Bauern Wein. (Altmann III, 400.)


24. Branntwein ist Scheidewasser im Ehestand.


25. Gebrântewéinj äs des Hussäre se Kafê. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 296.


*26. De Brannewin röpt enen. (Lippe.)

Der Branntwein ruft ihn, er ist demselben ergeben, erzieht ihn zeitweise in den Keller oder ins Wirthshaus.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Spitteler, Carl

Conrad der Leutnant

Conrad der Leutnant

Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon