1. Es ist kein Johansfewr so schön vnnd lustig, als so Schuldner jhre schuldbekantnussen sehen verbrennen. – Lehmann, 709, 16.
Die Johannisfeuer sind aus der Feier, mit der unsere heidnischen Vorfahren den Sonnwendetag begingen, in die christliche Zeit unter Veränderung des Namens und [1022] der Bedeutung übergegangen, wie dies mit so vielen Formen ihres Cultus geschehen ist. Das Christenthum hat, um Eingang zu finden, die vorhandenen heidnischen Gebräuche beibehalten und ihnen eine kirchliche Bedeutung gegeben. So erzählt eine kirchliche Sage: Als Herodes den heiligen Johannes gefangen nehmen wollte, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen der Heilige in die Hände fiele, zur Stunde ein Feuer anzuzünden, damit er so schnell als möglich davon erführe. Sie thaten dies; aber zu gleicher Zeit brannten rings auf allen Höhen Feuer, sodass der König völlig nicht wusste, wie er daran war. Zum Andenken an dies Wunder werden noch heute Johannisfeuer gebrannt. – Das Wesentliche bei diesen Feuern scheint geblieben zu sein; nur die Formen sind etwas verschieden und die Bedeutung ist verloren gegangen. Die, welche sie anzünden, kennen die Idee, welche ihnen zu Grunde lag, nicht mehr. In Schlesien sammeln Knaben die alten Besen, zünden sie aber nicht am Johannistage, sondern am Johannisabend, d.i. den Abend des 23. Juni, auf einer Höhe an und schwingen sie. Dasselbe berichtet Baumgarten aus Steiermark und Niederösterreich, wo man nicht blos Besen, sondern auch die Wagenschmierfässchen für diesen Tag aufspart. Die letztern werden mit dürrem Reisig vollgestopft, an einer langen Stange befestigt, dann angezündet und geschwungen. In der Gegend von Kremsmünster kauerte man ehemals am Feuer und betete. Im untern Mühlviertel ging man, bevor man darüber sprang, erst einigemale um dasselbe herum, einen Spruch sagend. Im Innviertel wird das Holz zum Johannisfeuer mit dem Spruche gesammelt: »Der heilige Sanc-Veit that bitn um a Scheit, der heilige Sanct-Ullri' that bitn um a Bur Wid, der heilige Sanct-Nigl that bitn um a Prigl, der heilige Sanct-Florian, um 7 Uhr kend ma's Feur an.« Dem, welcher Holz dazu gibt, wird mit den Worten gedankt: »Nim an Schimel, reit zum Himel.« Im Gegenfall schilt man: »Nim an Rapn und reit in d' Höll.« In der Gegend von Wolfseck gehen Knaben lärmend von Haus zu Haus, Holz mit dem Spruche sammelnd: »Der heilige Sanct-Veit that bittn um a Scheit; wans ins koan Scheit nöd göbt, so macha ma koan Sunwendfeuer nöd.« (Vgl. das Weitere Baumgarten, Progr., 26 fg.).
2. So lang über das Johannisfeuer der Sprung, so lang wird der Bub.