1. Kandel und Andel1 (Antel) bringen einen armen (bösen) Wandel. – Simrock, 5395; Braun, I, 1740; Parömiakon, 5.
1) Wein und Weib. – Von den übeln Folgen, welche die Unmässigkeit im Trunk, die Ausschweifungen anderer Art nach sich ziehen. »Desswegen sollte Bacchus von Rechts wegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus thut die Taschen leeren.« (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.) Antel, eigentlich Anthal, ist ein Weinmass ausschliesslich für Ungarweine, unserm Eimer entsprechend. »Post diem Jovis folgt dies Veneris; wenn man jovialiter sauft, bleibt die Venus nicht aus.«
[1128] 2. Kandel und Kundel sind keine guten Gespielen. – Parömiakon, 852.
Das Laster der Trunkenheit entehrt schon den Mann, in einem weit höhern Grade aber das Weib. »Viel Unheil in der Ehe rührt daher, wenn Sauphia und Sophia beisammensitzen: wenn die Frau Bibiana den Herrn Calixtum zum Buhlen hat, und ist also zwischen der Mühle und Müllerin nur der Unterschied, dass die Mühle vom Wasser bewegt wird und klappert, die Müllerin aber vom Wein.« (Judas der Erzschelm, II.)
3. Vom Kandel kommt man zum versoffenen Wandel. – Parömiakon, 459.
Alle Laster fangen im kleinen an. »Der Trunkenbold hat zuerst ein Gläsel ausgetrunken, vom Gläsel ist er zum Glas, vom Glas zum Krug, vom Krug zum Kändel gegangen. Mit drei Jahren hat er geschrien: Mamma, trinken; mit vier Jahren hat er geschrien: Mutter, trinken; mit fünf Jahren: Vater, saufen. Im sechsten Jahre hat er seinen Vater ins Wirthshaus begleitet. Im sechzehnten Jahre ist er gangen am Sonntag zum Weissen Rösel, am Montag zum Blauen Kessel, am Mittwoch zum Grünen Gimpel, am Donnerstag zur Goldenen Sonne, am Freitag zum Wilden Manne, am Samstag bei den Grünen Linden, lässt sich also beim Saufen eine ganze Woche finden.« (Judas der Erzschelm, I.)
*4. Ich muss mich an die Kandel halten. – Eyering, III, 59.
5. Kandel (Kanne) hat kein anderes Echo als Anndel (Anna). – Heinmar, II, 29.