1. Besser e Halbi1 g'soffe und vam Wîbervolch eweg g'loffe. – Sutermeister, 129.
1) Auch Halbe = Halbmass Wein oder Hälbsli, wovon in Schaffhausen das Zeitwort hälbseln: ein Halbmaas Wein, auch überhaupt gern trinken. (Stalder, II, 13.)
2. Brav g'soffe und brav g'loffe und dem Herrn recht zur Sach g'luegt, sagte jene Herrenköchin, als ihr Herr sie betrunken beim Fass fand. (Luzern.)
3. Darnach gesoffen, darnach geschlaffen. – Petri, III, 3.
4. Das Sauffen manchen bethört, dass er den Sewen ehnlich wird. – Petri, II, 69.
5. Das Sauffen nimpt den Menschen hin Vernunfft vnd alle Sinn. – Petri, II, 69.
6. Die wol sauffen, wollen jmmer rauffen. – Petri, II, 152.
7. Durch sauffen vnd fressen wird viel verthon vnd auffgegessen.
Lat.: Quisque coquens multum solet hic consumere multum. (Loci comm., 191.)
8. Durch Sauffen vnd fressen wird viel weissheit vergessen. – Henisch, 1214, 42; Petri, II, 157.
Lat.: Ebrius et satur nunquam bene sophatur. (Loci comm., 55.)
9. Es saufen nicht alle den Rhein aus, die damit drohen.
10. Es saufen sich mehr zu Tode als im Kriege umkommen.
Engl.: Gluttony and drunkenness destroy more than the sword. (Gaal, 1342.)
11. Es sauffen sich mehr zu todt, denn dursts sterben. – Henisch, 779, 17; Petri, II, 292.
12. Gut gesoffen und gefressen vorm End', macht ein leichtes Testament.
13. Man seggt wol vun dat vêle Supen, averst nig vun den grôten Döst. (Holst.) – Schütze, I, 242; hochdeutsch bei Simrock, 1749.
Wenn man auf das Saufen schilt, sollte man auch den Durst als Ursache nicht vergessen.
14. Mancher saufft auss allen Brunnen. – Lehmann, 401, 62.
Ist im geschlechtlichen Umgange nicht wählerisch.
[28] 15. Mancher säuft, dass er schwitzt, und arbeitet, dass er friert.
16. Mancher söffe das Meer, wenn nur kein Wenn und Aber wär'. – Körte, 6708.
17. Mit Sauffen und Schwören sich viele Landsknechte (Soldaten) ernähren.
Lat.: Vita militum est male vivere et bene bibere. (Chaos, 566.)
18. Sauf dich satt, weil man's gestatt'. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 166.
19. Saufen, Schmeissen, Buhlen, schweren, darff man keinem, wie das Betten, lehren. – Lehmann, II, 572, 10; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.
Lat.: Est animus foedus pangens cum crimine foedus. (Chaos, 1080.)
20. Sauff dich voll vnd setz dich nieder, steh früh auf vnd sauff hinwider; so vertreibt ein Sau die ander, ist die Regel, sprach Alexander.
Lat.: Sta pes, sta mi pes, ne labere mi pes; ni steteris, lapides hi tibi lectus erunt. (Chaos, 108.)
21. Sauff oder lauff. – Petri, III, 11.
22. Sauffe Wasser wie ein Ochs, Wein wie ein König. – Lehmann, II, 571, 125.
23. Sauffen macht das Haupt (den Leib) schwer, spielen macht den Seckel leer. – Gruter, III, 77; Lehmann, II, 572, 9; Theatrum Diabolorum, 438a.
24. Sauffen macht den Leib voll, Spielen macht den Menschen toll. – Theatrum Diabolorum, 438a.
25. Sauffen vnd weiben wil sich nit wol leiben. – Gruter, I, 1405; Petri, II, 517; Lehmann, II, 571, 124; Fischart, Ehez.; Schrader, 56; Simrock, 6301; Eiselein, 418.
Lat.: Enervant vires corporis Bacchus et Venus.
26. Sauft's, spielt's, hurt's, bubt's, sagte der Pfaff; nur seid nicht lutherisch. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 166.
27. Voll sauffen bringt armuth vnd macht Taschen vnd Keller ledig. – Petri, II, 578.
28. Voll sauffen zubricht Leibeskrafft. – Petri, II, 578.
29. Wenn du saufst, sauf Gänsewein, so fällst du nicht ins Feuer.
30. Wer allezeit säuft und allezeit schlemmt, behält zuletzt kein ganzes Hemd. – Simrock, 8764; Eiselein, 541; Braun, I, 3743.
Frz.: Boire souvent et faire trop de chère mène soudain son homme à la bière. (Masson, 375.)
Lat.: Sicut sobrietas facit ut sit longior aetas, sic facit ebrietas vitae breviare diætas. (Chaos, 220.)
31. Wer sich voll sauffen kan, der ist ein rechtschaffen Mann. – Lehmann, II, 877, 235.
»Saufen ist der Deutschen uralt erlich Herkommen, das Tacitus an ihnen schon gepriesen; darum man alte Gewohnheit nit brechen soll.« (Luther's Tischreden, 437.) »Wer sich voll sauffen kan, wird ein rechter Martinsmann.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 79.)
32. Wer wohl säuft, schläft wohl, wer wohl schläft, sündigt nicht; darum lasst uns saufen und schlafen, dass wir nicht sündigen. – Fischart, Gesch.
33. Wo Saufen eine Ehre ist, da ist Speien (Kotzen) keine Schande. – Eiselein, 541; Petri, II, 815; Simrock, 8763; Körte, 5199; Braun, I, 3745.
Dies Wort wird einem gewissen Dr. Beutrich zugeschrieben, den man in einer Gesellschaft genöthigt hatte, über das Mass zu trinken und dann nicht aus dem Zimmer hinausliess. (Vgl. Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 136.) Die Russen: Wo die Keuschheit ein Vorwurf ist, ist Ehebruch keine Schande. (Altmann, VI, 481.) In der Schweiz: Wo's Sûfe-n en Ehr ist, ist's Chotze kei Schand. (Sutermeister, 144.)
Dän.: Er drik en ære saa er dat ingen skam at spye. (Prov. dan., 120.)
Schwed.: Är dricka en ähra, så är ingen skam at spy. (Grubb, 905.)
*34. A säfft en guden Poss. – Gomolcke, 220; Robinson, 925.
»'S woar mer olle mol ane Hertzens Frede, wenn ma von mir sagte: A sefft an gutten Poss.« (Keller, 142b.)
*35. A wird su lange sauffen, bissem der Krug wird am Holse stecken bleiben. – Robinson, 391; Gomolcke, 254.
[29] *36. Dai suiped as wanne en Stiewelschacht (Stiefelschaft) im Halse hädde. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 163.
*37. Der sauft sich auf den Hund. (Saulgau.) – Birlinger, 845.
*38. Du seufst wie ein Templer. – Schöpner, I, 121.
*39. E seft wä e Loch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 65; für Franken: Frommann, VI, 323, 331.
*40. Er hat gesoffen, das er vndewet, wie eines Gerbers Hund. – Mathesy, I, 124a.
*41. Er hat gesoffen wie eine Kanone. – Dorfbarbier (Plauen 1855), 129.
*42. Er kann saufen wie ein Waldbruder.
»Von den Waldbrüdern, die, wie Benedict's Sarabaiten, die mit ihrem geschorenen Kopfe Gott zum Narren hatten, in ihrer Waldhütte auf der Bärenhaut lagen, dann Victualien und Geld bettelten, gelegentlich Hühner und Gänse stahlen, Weiber und Töchter verführten, in Dorfschenken schwelgten, dass es Sprichwort wurde: Er kann saufen wie ein Waldbruder, der Venus vulgivaga opferten und auch wol, bei einer fleischigen Mistnymphe ertappt, von den Bauernburschen durchbläuet, sich in ihre Höhle drollten.« (Vgl. Weber, Möncherei, Stuttgart 1819, II, 417.)
*43. Er saufft, das in jhm binssen möchten wachsen. – Henisch, 389, 15.
*44. Er saufft so gählich wie ein Hund aus dem Nil. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 177.
*45. Er saufft wie ein Abt.
»Das geschrey geht, du wollest Lutherisch seyn, aber dein Pfarrherr, der sagt: Nein; denn du hurst, sagt er gleich sowol, als der best Bischoff so seyn soll, vnd sauffst, wie der fromst Abt im zehren, vnd denkst vff Gott nicht als im schwören vnd schevest dich vor heilger Schrifft, als vor dem ergsten Ketzer gifft.« (Zinkgref, IV, 78.)
*46. Er säuft, bis er nicht mehr Babi sagen kann. – Gotthelf, Käthi, I, 129.
*47. Er säuft, dass die Läuse auf dem Kopfe platzen.
Holl.: Hij zuipt, dat de luizen hem op den kop bersten. (Harrebomée, II, 41.)
*48. Er säuft, dass die Nase aussieht, als hätte sie der Zimmermann mit Röthel gemessen. – Parömiakon, 705.
*49. Er säuft, dass er ersticken möchte. – Kritzinger, 409b.
*50. Er säuft, dass er überläuft. (Rottenburg.)
*51. Er säuft, dass es kein Elefant mit ihm aushalten kann.
Lat.: Nec elephantus ebiberet. (Binder I, 1069; II, 2014; Erasm., 109; Manutius, 1126.)
*52. Er säuft, dass ihm der Athem entgeht. – Kritzinger, 409b.
*53. Er säuft, dass ihm die Augen übergehen. – Kritzinger, 343b.
Lat.: Dormi crapulam istam, atque exhala. (Chaos, 206.)
*54. Er säuft, dass ihm die Haare geschwellen wie halbjährige Binsenstauden. – Parömiakon, 704.
*55. Er säuft ihm noch den Kragen ab. (Rottenburg.)
*56. Er säuft Steine aus der Erd' wie eine Haubitz. (Ostpreuss.)
*57. Er säuft wie ein Bär. (Stockerau.)
Frz.: Boire comme une éponge. (Kritzinger, 283.)
*58. Er säuft wie ein Bürstenbinder. – Körte, 785; Parömiakon, 2089.
Diese Redensart kommt schon bei Ayrer (»G'soffen wie die Bürstenbinder«) und Fischart (»Mir zu, ich bin ein Bürstenbinder!«) vor. Im Simplicissimus (III, 791 u. 1031) heisst es: »Fluchen wie anderer Soldat und darneben saufen wie ein Bürstenbinder.« Abraham a Sancta Clara (Etwas für Alle, I; Parömiakon, 2089) sagt von der Redensart, sie sei »schon drei Meilen hinter Babylon« bekannt. Er sagt den Bürstenbindern ins Gesicht: »Ihr macht keine Arbeit lieber als die Kandelbürsten. Euere Arbeit nimmt den Staub weg; aber bei euch ist das Maul allemal von Wein und Bier feucht. Darum ist kein Wunder, dass euere Arbeit so liederlich, und wird ein Borstwisch kaum viermal gebraucht, so fängt er schon an zu mausern wie eine alte Bruthenne.« Frommann (III, 358) meint, sie habe das betreffende Gewerbe unverdienterweise in übeln Ruf gebracht, und sucht nachzuweisen, dass unter »Bürstenbinder« eine Verbindung von Burschen zu verstehen sei. »Saufen wie ein Bürstenbinder« heisse demnach: saufen wie das Mitglied einer Burse (Bürsener, Bürschner, Bürschtner), der mit andern aus gemeinsamer Kasse zecht und daher ein Uebriges [30] thut. (Vgl. ferner über Bursche Weigand, Synonyme, II, 1044; Grimm, Wb., II, 546 fg. u. 552, 3, wo bürsten für trinken, gleichsam die Kehle oder das Glas ausputzen steht. In Uhland's Schenk von Limburg heisst es: »Und gib mir eins zu bürsten aus dieser Wasserquelle.«)
*59. Es säuft wie ein Domherr. – Klosterspiegel, 72, 14.
»Ich sauff wie ein Thumbherr.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 177.)
*60. Er säuft wie ein Franciscaner. – Klosterspiegel, 81, 23.
Trunkenheit und Unzucht war der Unterscheidungscharakter der heiligen Söhne des Franciscus und aller Bettelmönche.
*61. Er säuft wie ein Frosch (wie 'ne Itsch). – Lohrengel, II, 421.
Die viel trinken und wenig dazwischen essen. Athenäus sagt: »Sie trinken nur, wie die Frösche, essen aber nicht.«
*62. Er säuft wie ein Füllen.
*63. Er säuft wie ein Igel (Egel, Blutegel).
*64. Er säuft wie ein Kutscher.
*65. Er säuft wie ein Loch, – Frommann, III, 352; Masson, 377.
Frz.: Boire comme un templier, comme un trou, ou comme un sonneur. – Cet homme boit comme un éponge.
Lat.: Thericlei amicus. (Seneca.) (Philippi, 30.)
*66. Er säuft wie ein Nilhund.
*67. Er säuft wie ein Schwamm.
Holl.: Hij drinkt als eene spons. (Harrebomée, II, 291b.)
*68. Er säuft wie ein Templer (Tempelherr).
Der 1118 zum Schutz der Pilgrime zu Jerusalem gestiftete militärische Orden der Tempelherren, welcher zwar anfänglich streng seinem Gelübde gemäss lebte, ergab sich später, als er mächtig und reich geworden, allen Ausschweifungen und Lastern (s. ⇒ Huren 8). »Vor alters war Altmühlmünster ein Ordenshaus der Tempelherren. Sie sollen der Nüchternheit nicht sehr beflissen gewesen sein; daher das Sprichwort: Du saufst wie ein Templer.« (Schöppner, Sagenbuch, I, 121.)
*69. Er säuft wie ein Thier.
In Böhmen, um einen mässigen Genuss auszudrücken, weil das Thier nicht über den Durst trinkt.
*70. Er säuft wie ein wettinger Mönch. – Klosterspiegel, 25, 7.
*71. Er säuft wie eine Kuh (thut Kühsüffe).
*72. Er säuft wie eine Schraube. (Thüringen.)
*73. Er sûft wie 'ne Katz. (Luzern.)
*74. Es wird fortgesoffen.
Um scherzhaft zu sagen, dass man von etwas nicht ablassen wolle.
*75. He siupt iut'n Lock. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 11.
*76. He suppt as en Ile. (Holst.) – Schütze, II, 190; Richey, 103; Eichwald, 901.
Er säuft wie ein Igel (Egel), d.i. viel.
*77. He suppt as en Sprütt. (Holst.) – Schütze, IV, 178.
Er säuft wie eine Spritze.
*78. He süppt as 'n Ilck (Iltis). – Schiller, II, 9a.
*79. Je, so saufe du und der Teufel. – Eiselein, 590.
*80. Saufe wie d' Ratze. (Oberösterreich.)
Baumgarten vermuthet, es könne ursprünglich geheissen haben: die Raizen, weil dies Wort mundartlich »Razn« gesprochen werde.
*81. Saufe wiera jungs Kual (Küchlein), Rössl (Rösslein), wiera Bürstenbinda, wiera Loch, wiera Schwamm. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
*82. Saufen, bis (dass) eine Blase vorm Arschloch steht. (Schles.)
*83. Saufen und fressen, dass der Bauch zerplatzen möchte. – Kritzinger, 617a.
*84. Saufen wie 'ne Îtsch. – Lohrengel, II, 421.
*85. Sauf's gar aus, halb trinken ist Bettelei.
*86. Sich krumb und thumb sauffen. – Dietrich, I, 171.
*87. Sûp, Görge, sûp, de andre fahrn! (Alt-Pillau.)
Beeile dich, es geht fort.
*88. Wäre Saufen der Kartäuserorden, er wäre längst ein Mönch geworden.
*89. De söppt wie de wasseninker Mäkes.
Wasseninken ist ein Dorf im Kirchspiel Budweten, Kreis Ragnit. Vor noch nicht langer Zeit war dort starkes Trinken sehr zu Hause. Es trank Alt und Jung, besonders aber sollen sich nach der obigen Redensart die Mädchen darin ausgezeichnet haben. (Frischbier, 4219.)
Lit.: Tas gerękaip Waźeninken mergos.
*90. Er säuft eine gute Naht.
*91. Er säuft wie eine Ackermähre.
*92. Er säuft wie eine Canaille. – Frischbier, I, 445.
*93. Er säuft wie ein Fass.
*94. Sauffen, es sollt zum Ohren im rauss lauffen. – Ayrer, V, 3183, 7.
*95. Saufen wie ein Türk. – Sophiens Reise, I, 371.
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