1. Auf einen groben (harten) Klotz gehört ein grober (harter) Keil. – Gaal, 1024; Körte, 3443; Hillebrand, 214; Pistor., X, 3; Siebenkees, 118; Struve, I, 13; Simrock, 5765; Lohrengel, I, 58; Reinsberg III, 58; Braun, I, 1897; Kehrein, VII, 109.
Die Grobheit scheint oft wirklich nöthig zu sein, weil man ohne dieselbe zuweilen kaum zum Ziel kommen dürfte. Man denke an Gellert's Amtmann und die Bauern. Von Rumohr (Schule der Höflichkeit) empfiehlt sie für gewisse Fälle ebenfalls. Schlesisch: Uf an groaben Kloz gehîrt a guder Keil. (Gomolcke, 1041.)
Böhm.: Ka tvrdý špalek tvrdý klín. (Čelakovsky, 87.)
Frz.: A vilain, vilain et demi. (Körte, 3443; Gaal, 1024.) – Oignez vilain, il vous poindra; poignez vilain, il vous oindra. (Lendroy, 1105.)
Dies französische Sprichwort soll folgenden Ursprung [1405] haben. Als Jean de la Bruyère, Mitglied der französischen Akademie, im Jahre 1687 seine Schilderung des Theophrast und der Sitten des Jahrhunderts herausgegeben hatte, wurde sie von allen Seiten mit grosser Begier gelesen. Allein da es wenig Grosse seiner Zeit gab, die sich in den verschiedenen Schilderungen nicht zu erkennen glaubten oder getroffen fühlten, so zog man sich so viel als möglich von dem, Verfasser zurück; und wenn man mit ihm verkehrte, so geschah es nur aus Klugheit, um der Schärfe seiner Feder zu entgehen. Einst fragte ihn der Secretär des Königs, François de Cuillères, wie es wol komme, dass er alle seine Feinde unter den angesehenen Leuten und seine Freunde unter der wahren Canaille habe. »Mein Herr«, antwortete La Bruyère, »Salbe den Gemeinen und er wird dich fäusten, fäuste ihn und er wird dich salben.« Dem Könige gefiel diese Antwort, folglich auch dem ganzen Hofe; und so wiederholte man sie, um den Gedanken auszudrücken, dass, je mehr man den Schlechten Gutes thue, desto undankbarer sie seien, mit je mehr Härte man sie behandele, je biegsamer und schmiegsamer, je verbindlicher und dienstfertiger sie werden.
Lat.: Crassi crassis delectantur. (Binder I, 243; II, 599.) – Duro nodo durus quaerendus est cuneus. (Gaal, 1024.) – Malo nodo malus querendus est cuneus. (Eiselein, 383.) – Qualis caudex, talis cuneus. (Philippi, II, 120; Froberg, 434; Tappius, 206b.)
Span.: A mal ñudo, mal cuño. (Bohn, I, 198.)
Ung.: A kemény fát kemény ékkel hasittyak. (Gaal, 1024.)
2. Aus einem Klotz kann man viel Splitter machen.
3. Ein klotz ist nicht holtz, daraus man einn heiligen könt machen. – Lehmann, 819, 8.
4. Ein Klotz lässt sich nicht biegen.
5. Ein roher Klotz ist besser als ein verstümmelter Apoll.
Unwissenden, ungebildeten Menschen kann man gute Gesetze geben, aber nicht denen, die an schlechte Verfügungen gewöhnt sind.
6. Klotz bleibt Klotz.
7. Klotz übt Trotz.
8. Klötze mit Schermessern schnitzeln, macht nur das Messer stumpf.
9. Man kann nicht aus jedem Klotze eine Bildsäule schnitzen.
Die Russen: Nicht aus jedem Krummholz wird ein Kummet gemacht. (Altmann VI, 415.)
Dän.: En grov knab, som maae behugges af tømmermanden og ei af snedkeren. (Prov. dan., 351.)
Frz.: Il n'a ni bouche ni éperon. (Lendroy, 202.)
Lat.: Ex quovis trunco non fit Mercurius. (Gaal, 1333.)
Ung.: Nem minden botbúl lészen beretva. (Gaal, 1333.)
10. Mancher behenckt einen klotz mit Goldt vnd ehr, so er glück hatt. – Lehmann, 345, 49.
11. Op'n gruowen Kloss hoert ock en gruowen Pol1. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 98.
1) Kîl, in der Altmark. (Danneil, 100.)
12. Schlechte Klötze geben oft gute Späne. – Reinsberg VII, 33.
Böse Aeltern haben auch wol einmal gute Kinder.
13. Von groben Klötzen fallen grobe Späne.
14. Von schlechten Klötzen fallen oft gute Späne.
15. Wer ein Klotz wohl putzen kann, macht's zum schönen (jungen) Mann.
16. Wer Klötzer hat, kann (viel) Späne (Splitter) machen.
17. Wer wird den Klotz umgehen, wenn man darüber springen kann!
18. Wie der Klotz, so der Keil. – Eiselein, 383.
19. Wie Klotz, so Span; wie Wort, so Mann.
It.: La scheggia ritrae del ceppo. (Gaal, 82.) – Qual legno, tal scheggia.
20. Wie man in einen Klotz hackt, so fallen die Späne. – Altmann VI, 400.
*21. Da liegt ein grosser Klotz begraben. – Nigrinus, Vorr. Bl. 48b.
*22. Der ist aus dem vollen Klotz gehauen.
*23. Ein ungehobelter Klotz.
Ein grober Gesell, ein ungeschliffener Mensch, ein Erzdummkopf, ein Schaf u.s.w.
Lat.: Boeoticum ingenium. (Erasm., 491; Binder I, 132; II, 348; Philippi, I, 61; Seybold, 55.)
*24. Einen Klotz am Bein haben.
So sagen Frauen, die ein kleines Kind säugen oder pflegen, weil es ihnen wie ein Klotz am Beine hinderlich am Ausgehen ist. (Stosch, Kleine Beiträge, II, 63.)
*25. Emestem (jemand) en Klôz zwäschen de Fess' schmeissen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 246.
[1406] *26. Et äs e Klôz. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 48.
*27. Es is a Klotz vün 'm Bojdem1. (Warschau.)
1) Heuboden. – Eine unerwartete Sache von betäubender Wirkung, wie ein vom Heuboden heruntergefallener Balken.
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