1. Am Gesellen erkennt man den Mann. – Eiselein, 230.
2. An den Gesellen erkennt man den Gesellen. – Körte, 2075; Simrock, 3508.
Mhd.: Den man acht ich sicherlich reht als er gesellet sich. (Cato.) (Zingerle, 52.) – Ezn hât dekein geselleschaft mit ungelîchem muote kraft. (Freidank.) (Zingerle, 53.)
Frz.: Au regarder connoist on la personne. – Au semblant cognoit on l'ome. – Au semblant conoit l'en la gent. (Leroux, I, 166.)
Lat.: A bonis disces bona, et malis te immiscens mentem amittes. (Eiselein, 230.)
Ung.: Embert a társáról, hogy ha nem magáról, könnyen megesmérheted. (Gaal, 689.)
3. An eins Gesellen kan man spüren, was er selbst muss im Schilde führen. – Petri, II, 16; Mathesy, 347b.
Böhm.: Jaký tovaryš, takové srdce. (Čelakovský, 220.)
Čelakovský bemerkt, dass das Sprichwort auch die Verschiedenheit der menschlichen Charaktere nach ihren Berufsarten bezeichnen könne, z.B. habe der Schmied, Fleischer u.s.w. einen andern Charakter als der Schneider u.s.w.
It.: Vuoi conoscer uno, guardo con chi pratica. (Gaal, 689.)
Lat.: Noscitur ex socio, qui non cognoscitur ex se. (Gaal, 689.)
4. Arme Gesellen kommen nicht leicht zu Ehren.
Lat.: Pauper homo raro vivit cum nomine claro. (Gaal, 103.)
5. Arme Gesellen müssen viel vberhören. – Petri, II, 19.
6. Armen Gesellen begegnet offt ein vnversehen Glück, wenn sie es nur wüssten zu gebrauchen. – Petri, II, 19; Henisch, 242, 57.
7. Böse Gesellen verleiten manchen zur Höllen. – Henisch, 1556, 5; Petri, II, 48; Mathesy, 75a.
8. Böser Gesell verdirbt den guten schnell.
Mhd.: Du hâst ouch ie gehôret daz man von boesen gesellen dicke sieche. (Loters.) (Zingerle, 53.)
9. Caute, Caute, jr gesellen, der wirt verstehet auch latein. – Franck, II, 81a.
[1604] 10. Der Gesell im Mad, die Jungfraw im Bad geben eine gute Heirath. – Petri, II, 90.
Wenn die künftige Frau erst geboren wird, während der künftige Ehemann bereits ein junger Bursche ist.
Böhm.: Když nevĕsta se rodí, ženich na kůñ sedej. (Čelakovský, 382.)
11. Der ist eyn guter gesell vnd eyn geschickt man, der sich inn alle sachen schicken kan. – Tappius, 243a; Henisch, 1556, 24; Lehmann, II, 64, 141.
12. Der yedermans gesel, ist niemandt freundt. – Franck, I, 88a; Henisch, 1556, 50.
13. Du hast hier ähnliche Gesellen; war deine Mutter nicht hier? Nein; aber mein Vater.
Nach der römischen Geschichte in Bezug auf Octavian Augustus.
14. E bîse Gesell föhrd ön de Hell. (Trier.) – Laven, 178, 29.
15. Ein böser Gesell, ein arg vnd falscher Freund seindt schädliche ding vnd böser als gifft. – Henisch, 1556, 3; Petri, II, 170.
Man soll sich daher von solchen Leuten fern halten und ihnen keinen Vorschub leisten. Die Aegypter sagen: Einen nichtswürdigen Gesellen schiebe nicht vorwärts, du möchtest Noth haben, ihn wieder zurückzuschieben. (Burckhardt, 737.)
Holl.: Een schamel gezel wreek sich aan een' koning wel. (Harrebomée, I, 236.)
Lat.: Improba corrumpunt sanctos consortia mores. (Gaal, 687.)
16. Ein böser Gesell führt den andern zur Höll', sagte der Dieb, als ihn der Amtsdiener ins Loch brachte.
Holl.: Weg gaan we, Marcus, met de bokken van Farao, zei dronken Joor, en hij reed onder escorte van schout en dienders naar het verbeterhuis. (Harrebomée, I, 190.)
17. Ein böser Gesell ist, der alles allein frisst. – Lehmann, II, 121, 15; Petri, II, 170.
18. Ein böser Geselle führt den andern in die Hölle. – Körte, 2076 u. 2557; Parömiakon, 327; Braun, I, 758; Reinsberg II, 65; Eiselein, 230; Mayer, I, 177; Simrock, 3504; für Würzburg: Sartorius, 162.
Mhd.: Von ungesellen wirt der man vil dicke houbetsiech. (Reinm. Zw.) (Zingerle, 52.)
Engl.: Ill company brings many a man to the gallows. (Gaal, 687.)
It.: La cattiva compagnia conduce gl' huomini alla forca. (Pazzaglia, 60, 3.)
19. Ein Gesell soll zuuor das gelb vom Schnabel wischen vnd die Kinderschuh vertreten, ehe er Freyens fürgeb. – Petri, II, 189; Henisch, 1207, 35.
20. Ein guter Gesell1 macht den Himmel aus der Höll'.
Mhd.: Ein bewert guot geselle ist nit zuwegen ringe. – Man rede was man welle, geselleschaft die frumt zu mangem dinge. (Minnefalkner.) (Zingerle, 53.)
Holl.: Een gezel in verdriet verligt de pijn. (Harrebomée, I, 236.)
21. Ein guter gsel, aber ein böser kinds vatter. – Franck, II, 66b; Henisch, 1556, 30.
Holl.: Goede gezellen zijn kwade leidslieden (huishouders). (Harrebomée, I, 236.)
22. Ein jeder junger Gesell muss sieben Jahr nacheinander narren, vnd so er eine Stund daran verseumet, muss er die Narren Jahr von newem oben anfangen. – Petri, II, 201.
23. Ein Junger Gesell ohn Zucht bringet selten gute Frucht. – Petri, II, 206.
24. Es fehlt nicht an Gesellen bei Wein und Brot, hätt' ich nur Gesellen in der Noth.
Böhm.: Dej mi bože plačidruha, zpĕvodruha sám si najdu. (Čelakovský, 234.)
25. Es gibt mehr Gesellen als Meister.
Holl.: Men vindt meer werclude dan goede meisters. (Tunn., 18, 16.)
Lat.: Hic duo, hic bis ter factores, nemo magister. (Fallersleben, 520.)
26. Es ist ein schlechter1 gesell, hat aber viel krummen. – Gruter, I, 33; Schottel, 1143b.
1) Schlichter, einfacher, ehrlicher, braver Mensch, also ironisch: Er ist ein gerader Mensch; nur muss man von den Krümmen absehen.
[1605] 27. Es ist ein schlimmer Gesell, der sein Weib schlägt und die Tochter heirathet.
Wird gesagt, wenn es regnet und zugleich die Sonne scheint.
Frz.: C'est le diable, qui bat sa femme et qui marie sa fille. (Leroux, I, 7.)
28. Es ist kein Gesell so arm; er hat ein Weib am Arm. – Moscherosch, 149.
29. Es nimpt kein Gesell ein alt Weib, auch kein Weib einen alten Mann vmb Gottes willen. – Petri, II, 290.
30. Für solche Gesellen gehört kein anderes Futteral. – Parömiakon, 1012.
Für Verbrecher das Zuchthaus, so lange wenigstens, bis man es angemessen finden wird, deren Kräfte zur Cultivirung unbebauter Gegenden der Erde zu verwenden.
31. Gesellen, sitten vnd rauden erben. (S. ⇒ Gesellensitten.) – Henisch, 1556, 64; Gruter, I, 43; Eiselein, 230.
32. Gute Gesellen vnd böss Kindes Väter sol man fliehen als Aprillen Wetter. – Petri, II, 364.
33. Gute Gesellen vnnd Freunde führen manchen in ein Bad, dass jhm vbel bekompt. – Petri, II, 364.
34. Guter gesel, gute meel. – Franck, I, 124a; Henisch, 1556, 31; Lehmann, II, 233, 205.
35. Guter Gesell bey dem Wein ist ein böser Kinder Vatter. – Lehmann, II, 240, 112; Gruter, III, 47; Petri, II, 364; Mathesy, 156a; Simrock, 3509; Eiselein, 231.
36. Guter Gesell, fahr in die Hell. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 97.
37. Guter Gesell, sihe auff dein spiel, die dir guts günnen, der ist nicht viel. – Petri, II, 365.
38. Guter gesell, täglicher gast. – Henisch, 1556.
39. Guter gsel nit verzag, stell nur vnd jag, glück kompt all tag. – Franck, I, 50 c1; II, 67b; Henisch, 1556, 32; Gruter, I, 46; Petri, II, 365; Latendorf II, 6.
1) In der von mir benutzten Ausgabe von 1541 sind die Blätter 50 und 52 doppelt, während 51 in der Zählung fehlt.
40. Ist kein guter Gesell von Hechingen (Beblingen) da? frug der Schwab, als er in Rhodus ans Ufer sprang. – Eiselein, 292.
41. Je mehr Gesellen, desto eher ist der Rock fertig.
42. Jedermanns Gesell ist niemands Freund. – Lehmann, II, 278; Petri, II, 390; Kirchhofer, 233; Günther, 73; Simrock, 2748.
43. Junge Gesellen folgen nicht, darumb muss man sie füren. – Mathesy, 289b.
44. Junger Gesell sihe für dich, die Jungfrawen seindt betrüglich. – Henisch, 1556; Petri, II, 410.
45. Lockere Gesellen finden sich leicht zusammen.
46. Man findt wol gute gesellen, die nemmen eine Kappen mit Narren Ohren vnd helffen ein Closter oder ein steinin Hauss verzehren. – Henisch, 1556, 34; Petri, II, 446.
47. Man muss guten Gesellen zehen Jahr (vom Leben) schencken. – Lehmann, II, 403, 36; Petri, III, 9; Eiselein, 231.
48. Niemands Gesell komm' nicht über dein Geschwell. – Körte, 2073; Simrock, 3511; Eiselein, 231.
49. Träge Gesellen lieben blaue Montage.
50. Vnuersuchte Gesellen können bald böss vrteil fellen. – Petri, II, 565.
51. Was ein Geselle borgt, muss der andere bezahlen. – Graf, 236, 94.
Ein Gesellschafter, welcher namens der Gesellschaft handelt, verpflichtet jeden einzelnen für die Schuld; daher soll sich, wer mit einem andern in Gesellschaft treten will, wohl vorsehen, wem er sein Gut empfiehlt. In Lübeck: Wess de ene (gesell) borget, dat mach de ander betalenn. (Stobba, Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, Leipzig 1849, S. 149.)
52. Was soll einem jungen Gesellen alt Geld! – Petri, II, 609.
53. Wenn arme Gesellen wollen mit grossen Löffeln essen, so ist die Schüssel bald leer.
[1606] 54. Wenn ein armer Gesell reich wirdt, so soll er das glück in ehren halten, dass es die Augen nicht verkehre. – Henisch, 1665, 31.
55. Wenn ein frommer Gesell eine fromme Magd nimpt zur Ehe, die werden wol ernehrt. – Henisch, 1556, 8; Petri, II, 651; Luther's Tischreden, 424a; Eiselein, 231.
Eiselein bemerkt ausdrücklich, dass dieser Ausspruch von Luther als Sprichwort bezeichnet werde; aber er gibt nach seiner Weise zu citiren nicht an, wo.
56. Wenn ein junger Gesell eine alte freyet nur vmbs Gelds willen, so kriegt er gewiss den Sack, er kompt umb das Geld wie es mag. – Petri, II, 652; Henisch, 1208, 2.
57. Wer ein Gesell bey sich hat, hat auch ein Meister bey sich. – Gruter, III, 105; Lehmann, II, 872, 169; Sailer, 155; Simrock, 3512.
Frz.: Ki a compeignon il a mestre. (Leroux, II, 289.) – Qui a compagnon, a maître. (Bohn I, 48; Lendroy, 480 u. 959.)
It.: Chi ha compagnia, ha signoria. (Gaal, 688.) – Chi ha compagno, ha padrone. (Bohn I, 81.)
Port.: Máo he ter moço, mas peior he ter amo. (Bohn I, 282.)
Ung.: Kinek társa vagyon, ura is vagyon. (Gaal, 688.)
58. Wie der Gesell, so der Lehrbub'.
Böhm.: Takový chlap, jaký tovařiš. (Čelakovský, 37.)
*59. Arme vnd verachte Gesellen vnd Aschenprödel. – Mathesy, 53a.
*60. Den guten Gesellen dürst. – Eyering, I, 397; II, 473.
*61. Ein grober gEsell ohne G. – Mathesy, 302b; Eiselein, 231.
*62. Ein kostfreier gsel, gelt einzunemen. (S. ⇒ Geben 250.) – Franck, II, 112b.
*63. Er besteht bei den Gesellen wie der Hase bei der baukeln (Pauke).
*64. Er ist ein gewanderter Gesell, kommt alle Nacht heim wie ein Mühlkarren. – Kirchhofer, 353; Körte, 2073 u. 2554.
*65. Er ist ein wackerer Gesell, aber seinesgleichen taugt nicht.
Holl.: Het is een goed gezel, dan zijns gelijke deugt niet. (Harrebomée, I, 236.)
*66. Es ist ein dapffer Gesell drauss worden. – Eyering, II, 516.
*67. Es ist ein gewanderter gsel, einmal zu marckt, zweimal zur müle vnd dreymal zu bad gewesen. – Franck, II, 34b; Henisch, 1556, 42; Lehmann, II, 134, 30; Eiselein, 231.
*68. Es scheint ein gut gsel sein. – Franck, II, 66a; Tappius, 78a.
Lat.: Ex habitu bonum virum prae se fert. (Tappius, 78a; Erasm., 156; Philippi, I, 143.)
*69. Es sind Gesellen von der alten Minne.
Im 14. Jahrhundert ein arger und schauerlicher Ritterbund.
*70. Frage meinen Gesellen, der lügt ebenso wie ich.
Frz.: Demandés à mon compagnon qui est aussi menteur que moi. (Kritzinger, 159a.)
*71. Guten gsellen zehen jar schencken. – Franck, II, 36a.
*72. Sie wollen (da, wie es scheint) einen Gesellen machen. – Eiselein, 231.
Wo es laut hergeht, wie bei dem Schmause der Zunftversammlungen, wenn ein Lehrbursche zum Gesellen erklärt wird.
73. Alte Gesellen und alte Jungfern werden vor der hellen zigen hütten und federwisch verkauffen. – Monatsblätter, VI, 184.
74. Ein feiner Gesell scheuet böse Sitte.
Bei Tunnicius (258): Ein hovisch geselle schuwet quode sede. (Castus adolescens cacoethes vitat iniquum.)
75. Ein höflicher Geselle spricht nicht unhöflich.
76. Es nützt den Gesellen wenig, dass der Meister reich ist.
77. Ja, wenn ich das meinen Gesellen an die Kammerthür schreiben könnte, sagte der Meister, als er im Thiergarten an einer Vogelbude las: Er frisst nicht.
78. Mit einem guden Gesellen geht man zum Teufel in die Höllen.
»Mancher geht desto lieber in Todt, wenn er der pein ein gesellen hot.« (Waldis, II, 55.)
79. Rohe Gesellen – rohe Spiele.
80. Solche Gesellen gehören zu solcher Würde. – Nigrinus, 209.
81. Trau nit allen guten Gesellen, vnd thu nit allzeit, was sie wöllen; sie helffen dir das dein verthun vnd lassen dich leer zum Thor naus guhn. – Keil, 37.
82. Vngewandert gsellen zu nichtsen tügen. – Ayrer, II, 1658, 30.
83. Wer einen guten Gesellen haben will, muss sich einen ziehen.
Holl.: Hij zal nimmer een' goeden knaap hebben, die hem niet opvoedt. (Harrebomée, I, 418b.)
*84. Er ist mit seinen Gesellen durchgekrochen. – Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437.
Nämlich der Bäcker; wird von grosslöcherigem Brot gesagt.
*85. Er steht seinem Gesellen bei, wie der Hase dem Hunde.
*86. Es ist ein starker G'söll.
In Kärnten einer der beiden Ochsen vom Paare.
*87. Es ist ein treuer Gesell (Gefährte).
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