Krippe

1. Aus einer leeren Krippe säuft die Kuh keine Milch.Sprichwörtergarten, 406.


2. Bei einer leeren Krippe brüllt die beste Kuh.


3. Bi de leddig Krüff slân sick de Pîr. (Mecklenburg.) – Günther, III; Globus, VIII.

Nahrungssorgen stören häufig den ehelichen Frieden. In Pommern: Bi leddigen Krübben slân sik de Pêrde. (Dähnert, 257a.)


4. Bui vullen Kribben is gut satt wären. (Sauerland.)


5. Die Kripp folgt nicht dem Pferdt nach.Lehmann, 187, 16.


[1634] 6. Die Krippe geht nicht zum Rind.Reinsberg III, 135-136.

Der Ochse muss zur Krippe gehen, sagen die Kroaten.


7. Die Krippe kommt nicht zum Gaul. (Böhmen.)


8. Die Krippe laufft dem Ochsen nicht nach, der Ochs muss die Krippe suchen.Petri, II, 135; Th. Drobisch in einer Erzählung aus dem Volksleben im Ameisenkalender, 1865.

Wer etwas haben will, muss es suchen und dahin gehen, wo er es findet.

Böhm.: Jesle k skotu nechodí. (Čelakovsky, 125.)

Dän.: Krybben følger ei besten. (Prov. dan., 362.)

Kroat.: Nejdu jasle k volu, neg vol k jaslam. (Čelakovsky, 125.)

Lat.: Friget, quem petere piget. (Grubb, 386.) – Non praesepe bovem, sed bos praesepe requirit. (Čelakovsky, 125.)

Schwed.: Krubban löper intet effter oxen. (Grubb, 386.)


9. Man soll hienieden bei der Krippen und Windeln bleiben.Luther's Tischr., 37b.


10. Wan a Krab lethag as, do bitj a Hingster arköther. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 29.

Wenn die Krippe leer ist, beissen die Pferde einander.


11. Wann de Krübbe lieg es, dann sloat sik de Piärre. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 193.


12. Wenn die Krippe leer ist, schlagen sich die Pferde im Stall.Simrock, 5983; Körte, 3568.

Noth erzeugt unfriedliche Ehen.

Dän.: Naar krybben er tom, rives hestene. (Bohn I, 392.)


13. Wer in der Krippe gewindelt worden ist, dem spalten die Stöcke leicht.Sprichwörtergarten, 42.

Weil er schwerer Arbeit von Jugend an gewohnt ist.


14. Wer unger der Chrüpfe gibore-n-isch, chumt nit i Bare. (Solothurn.) – Schild, 65, 100.

Von einem, der sich aus seiner bedrängten Lage nicht herauszuwinden vermag, weil ihm das Glück nicht günstig ist.


*15. An der öffentlichen Krippe liegen. (Deutsch-amerikan.) – Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung, 1863, Nr. 33, S. 3.

Von den Einkünften eines Amtes leben.


*16. De Krepp löf dem Pärd noch. (Bedburg.)

Wird unter anderm gebraucht, wenn sich der weibliche Theil um eine eheliche Verbindung über die Schranken der Sitte bemüht.

Holl.: De kribbe loopt naar't paard. (Harrebomée, I, 450a.)


*17. Die Krippe frei machen für ander Vieh. (Nordamerika.)

Sagt man in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, wenn der neue Präsident die Beamten, falls sie nicht seiner Partei angehören, entlässt, um die Staatsämter mit Männern seiner Ansichten zu besetzen.


*18. Einen in der leeren Krippe naschen lassen.

D.h. ihn Hunger leiden lassen. »So man den ross kein futer leit, vnd gibt dem armen vil zu fasten, vnd lasst sie in leer kripffen naschen.« (Vom luth. Narren, in Kloster, X, 42.)


*19. Er findet die Krippe wie ein Postpferd.

Holl.: Hij weet de kribbe te vinden als een postpaard. (Harrebomée, I, 450a.)


*20. Er ist an seine alte (vorige) Krippe gekommen.

Von denen, die aus einem üppigen Leben in ihre vorige Armuth oder aus dieser in den frühern glücklichen Zustand versetzt worden sind. In seine alte Gesellschaft, Umgebung zurückkehren.


*21. Heran an die Krippe.Klix, 31.


*22. Hier hängt die Krippe hoch.

Es gibt nicht viel, es geht ärmlich her.


*23. Man hat ihn an die Krippe gebracht, wenn er nicht frisst, ist es seine Schuld.

Holl: Hij is aan de krib gebragt, het staat aan hem om te eten. (Harrebomée, I, 450a.)


*24. Von der Krippe fortmüssen.

Aus dem Amte entfernt werden.


[Zusätze und Ergänzungen]

25. In die Krippe tret' ich, das Hauptgeschloss hab' ich. Niemand ist, der mir helfen kann, als der Mann, der in der Krippe seine Ruhe fand.Neue illustrirte Zeitung, 1879, I, 10.

Schwäbischer Zaubersegen gegen Kopfweh. Man hält sich dabei mit beiden Händen den Kopf und setzt den rechten Fuss in eine Krippe.


26. Wer an der Krippe steht, und frisst nicht, ist ein Esel.


*27. Aus jeder Krippe fressen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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