1. Bat dervüören es en Pipen1 un Packen, dat git derna en Biten un Krassen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 239.
1) Küssen. – Erst (vor der Hochzeit) küssen und umarmen, dann beissen und kratzen.
2. Lat pipen, lat pipen, säd de Knecht, als man ihn früh damit weckte, dass die Vöglein schon pipten, die Vögelken hefen kleine Häuptken, hefen bald vtgeschlapen; aber mein Häuptken is gar grot, jhm thut mehr schlapen not. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 136.
[1343] 3. Magst piepen, wat du piepst, hest Für raken, moest'r hennin, se de Feling, und verschlang den Frosch.
Zur Erklärung dient folgender Schwank: Ein Felnk hatte in Emden Roggen verkauft und sah am Delft ein Stintschiff liegen. Er trat heran und wunderte sich höchlich über »de lüttken Fisken« und fragte: »Wat sünt dat denn vör lüttke Springers?« – »Stint«, antwortete man. »Kann man de ôk êten?« – »Jawol!« »Hebbet se denn ok völ Für nödig?« – »Nê, wenn s' man Für ruken.« Der Feling kauft eine Menge, wirft sie auf seinen Leiterwagen und fährt damit froh nach Hause. Als er bei Halte über die Ems fährt, wird oben im Fährhause Licht angezündet. Er erinnert sich an seine Stinte, und meint, es sei Zeit, dass sie Feuer riechen möchten. Er zieht einen heraus, hält ihn dem Lichtschein entgegen, und will ihn zum Munde führen. Da stösst die Fährpünte ans Ufer; der Felnk stolpert und lässt den Fisch fallen. Er bückt sich, um denselben wieder aufzuheben, ergreift statt dessen aber in der Dunkelheit einen Frosch am Ufer im Grase, den er ruhig in den Mund steckt. Das Thier wehrt sich und pfeift vor Angst; aber der Feling hält seine Beute fest und schlingt sie mit Gewalt hinunter, indem er sagt: »Magst piepen, wat du piepst u.s.w.« (Ostfries. Jahrbuch, I, 51.)
4. Pipen geit vör Danssen. – Bueren, 309.
5. Von pîpen upr Lippen kumpt Frundschoft unner de Schlippen. – Eichwald, Cumpelmenteerbook von 1572 (Bremen 1869), S. 8; Demokritos, II, 381.
Wer Küsse erlaubt, erlaubt bald auch noch mehr. (Vgl. Brem. Wb., III, 21.)
*6. He piept ut dem lästen Locke. (Lippe.) – Für Holstein: Schütze, IV, 208.
Er geht zu Ende mit Geschäft oder Leben.
*7. He pîpt (klagt) all, wenn he man'n Wind dwass vör de Nêrs sitten hett. – Kern, 519.
Von verzärtelten Leuten, die wegen jeder Kleinigkeit klagen.
*8. Er piept selten, wie der strakonitzer Dudelsack.
Diese Redensart findet ihre Erklärung in einer böhmischen Volkssage: Der Dudelsackpfeifer von Strakonitz. Schwanda, so ist sein Name, hat vor mehrern Jahrhunderten gelebt und so Ausserordentliches auf seinem Instrument geleistet, dass, wie man sagt, der Dudelsack in seinen Händen kein Dudelsack mehr gewesen ist. Er hat mit demselben zauberhafte Wirkungen hervorgebracht; aber er war dabei ein leidenschaftlicher Spieler, und was er mit dem Dudelsack gewann, ging durch die Karten verloren. Einmal hat er dem Teufel und seinen Gesellen zum Kartenspiel geblasen, wofür er die Taschen voll Goldstücke erhielt. Als er nun mit den Worten: »Möge Gott es tausendmal vergelten!« dankte, verschwand der Teufel mit seinen Genossen und Schwanda ward am Morgen auf dem Galgen sitzend gefunden, ohne Goldstücke in den Taschen. Zum Dank dafür, dass er solcher Gefahr entronnen, entsagte er dem Spiel und hing seine Sackpfeife, auf welcher er dem Teufel zum Tanz gespielt hatte, in der Kirche seiner Vaterstadt Strakonitz auf. Dort hing sie bis auf unsere Zeit und gab Veranlassung zu dem Sprichwort strakonitzer Dudelsack (strakonické dudy). Alljährlich einmal an demselben Tage, an welchem Schwanda auf dem Galgen den bösen Geistern aufgespielt, gab, so geht die Sage, dieser Dudelsack einen schrillen, quiekenden Ton von sich. (Wiener Volksblatt.)