Stute

1. Der Stute ist ein Hengst lieber als zehn Stiere.Altmann VI.


2. Die graue Stute ist das beste Pferd.

Wenn in einem Hause die Frau regiert, oder wie wir auch sagen, die Hosen trägt. Soll seinen Ursprung in einer englischen poetischen Erzählung haben.

Engl.: The grey mare is tho better horse. (Bohn I, 170.)


3. Die Stute muss nicht lachen, wenn der Hengst verscharrt wird, denn an sie kommt die Reihe des Schlachtens auch.

Bei Begräbnissen der Zakulen wird das Lieblingspferd des Gestorbenen mit verscharrt, worauf noch eine Stute zum Leichenschmause geschlachtet wird.


4. Eine Stute, die den Reiter aufsitzen lässt, lässt sich auch reiten.Altmann VI, 573.


5. Hast du die Stute gekauft, so führe sie auch in den Stall.

Mache bald Hochzeit, wenn du die Braut hast.


6. Hat die Stute eine weisse Stirn, so hat das Füllen eine Blässe.

Engl.: When the mare hath a bald face, the filly will have a blaze. (Bohn, II, 13.)


7. Lass die Stute besorgt sein, dass sie einen grossen Kopf hat.

Gegen unnöthige Sorgen. Polnisches Recept.


8. Sta, Töt (Stute), seggt Mars Licht, un danzt mit de Brût.Hagen, 100, 36; Hoefer, 745; Jähns, I, 79; Europa (Leipzig 1870), Nr. 19.

Mars sagte zur Braut, mit der er tanzte: »Steh', Stute.« Scheint auf einen plump sich ausdrückenden und sich ebenso benehmenden Menschen gemünzt.


[950] 9. Trabende Stute, trabend Füllen.

Auch russisch Altmann VI, 443.


10. Wenn die Stute den Hengst tritt, thut es ihm nicht wehe.

Beleidigungen der Frauen darf ein artiger Mann nicht achten.

Engl.: A woman's blow never gave man a black eye.

Frz.: Jamais coup de pied de jumes ne fait mal à un cheval.

It.: Calcio de cavalla (giumenta) non fa male di stalloni.

Span.: Coces de yegua, amores para el rocin. – La coz de la yegua no hace mal a potro. (Bohn I, 808.)


11. Wer die Stute verachtet, hat gewiss Lust sie zu stehlen.Winckler, XIV, 20.


12. Wie die Stute trabt, so trabt auch das Füllen.

Die Kinder machen nach, was sie von den Aeltern sehen.

It.: Il poledro non và piano, quando la cavalla trotta. (Pazzaglia, 54, 19.)


*13. Auf Stuten reiten, die den Sattel zwischen den Beinen tragen.


*14. D' Stuet'n hat an Eisen zött. (Oberösterreich.)

Lindermayr (Dichtungen in obderensischer Mundart, S. 100, 7) von einem Mädchen, die ledig schwanger geworden. Man pflegt Stuten, die besprungen werden sollen, unmittelbar vorher, damit der Beschäler nicht Schaden leide, die hintern Eisen abzunehmen. (S. Eisen 80, Hufeisen 10 u. 11 und Schiefer 5.) (Vgl. Baumgarten, III, 98.)


*15. Du faule Stuaten.Idiot. Austr., 112.

Zu einer trägen Weibsperson.


*16. Er hat eine graue Stute in seinem Stall.

So sagt der Schotte von einem Ehemann, der unter dem Pantoffel steht.


*17. Er weiss mit Stuten zu Acker zu fahren.

Er hat Erfahrung auf diesem Felde, im guten und übeln Sinne, mehr im letztern. (Scheible, Schaltjahr, II, 51.)


[Zusätze und Ergänzungen]

18. Wo nur die Stute sein mag, sagte der Dummkopf und ritt auf ihr hinaus, um sie zu suchen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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