Trocken

1. So trocken wie Sanct-Gallen (s.d.), so trocken wird der Sommer fallen. (Luzern.)


2. Trockener als trocken kann man nicht sitzen.


*3. A muss vor troige war'n hinger a Uhren. Gomolcke, 180.


*4. Dat is so dröge as Sünder Kloas1 sin Êrs. Eichwald, 392; Schlingmann, 1090.

1) Sanct-Niklas, 6. December. – In der Grafschaft Mark: De Lampe (dat Holt) es so dràige as Sünte Kloas inner Fuet. (Vgl. Frommann, V, 63, 31.) Zur Erklärung der Redensart bemerkt Kern (142): »Die Kinder in Ostfriesland pflegen die Geschenke, welche sie am Sanct- Niklastage erhalten, tagelang vor das Fenster zu stellen, bis dieselben, meist menschliche Figuren aus Teig, Klâskerels, zuletzt ganz trocken und steinhart werden, sodass die Mutter vor dem Verzehren Milch zum Einweichen hergeben muss. Wahrscheinlich spielt das Sprichwort auf diese Kindersitte an.«


[1328] *5. Et äs net drech hangdern Îren. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 72.

In Niederösterreich: Du bist no' ned trok'n hinter die Ohr'n und willst mir was lernen? (Hügel, 167b.) Er ist nicht trocken hinter den Ohren.


*6. Hä es noch net dräi henner de Ohr'n. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 16; für Holstein: Eichwald, 1146; Schütze, I, 257; IV, 54.

In Holstein nennt man einen jungen Laffen dieser Art: Schnösel, Schnösbüttel. In Ostfriesland: Bist je noch hêl nêt drög achter de Ohren. (Kern, 532.)


*7. Hei es sau druck es de Forke in 't Heu. (Sauerland.) – Frommann, II, 43, 24 u. 210, 6; III, 378; IV, 415, 39.

Ein hagerer Mensch = e verdrögter Mönsch.


*8. Hi as noch (jet) egh drüg baaft a Oaren. (Amrum.) – Johansen, 31; für Altmark: Danneil, 276; hochdeutsch bei Mayer, II, 6; Simrock, 7674.

Auf der Insel Sylt: Hi es jit ek drüg beeft Uaren. (Haupt, VIII, 358, 96; Hansen, 6.) Er ist noch nicht trocken hinter den Ohren, d.h. noch ganz unerfahren.

Holl.: Hij heeft zijne nestharen nog. (Harrebomée, II, 121a.)


*9. 'S isch droch wie 's Chäfers Loch. (Solothurn.) – Schild, 78, 245; Sutermeister, 97.

Leidet Noth.


*10. So dráige asse Pulwer. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 31.


*11. So drög as 'n Braotbär. (Altmark.) – Danneil, 206.

Völlig abgemagert, zusammengetrocknet.


*12. So drüge äs en Stock Holt. (Westf.)


*13. So drüge, dat et rappelt. (Westf.)


*14. So trocken wie der Kuss eines Candidaten. Fr. Friedrich, Buch der Liebe (Wien 1864).


*15. So trocken wie Peter im Hintern. (Lehrte bei Braunschweig.)


*16. So trocken wie's Käfers Fidle. (Nürtingen.). – Birlinger, 856.

Holl.: Het is zoo droog als een puimsteen. (Harrebomée, II, 204b.) – Het is zoo droog als poeder. (Harrebomée, II, 190b.)


*17. Trocken futtern wie der Ochsenbauer. (Zollern.) – Birlinger, 1053.

D.h. bevor Getränk kommt, dem Käse und Brot tüchtig zusprechen.


*18. Trocken wie der Pass durch's Rothe Meer. Parömiakon, 1070.


[Zusätze und Ergänzungen]

*19. Trocken, wie ein nürnberger Lebkuchen. Wiener Jagdzeitung, 1858, S. 288b.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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