1. Es ist na dusend sünte Velten.
Sünte Velten, Sanct-Valentin; valant, Benennung für den Teufel, vgl. Grimm, Myth., 555 fg. Noch aus der heidnischen Zeit Apellativ in Fluch, Verwünschung, Schwur. (Vgl. Wackernagel in Germania, V, 296.)
*2. Bei S. Velten.
» ...Ein Kerl, der wie S. Velten gestützet, lanquetiret und geprahlet.« (Interim, XXXXIV.) »Nun bei S. Velten, ich bin fast zu jung für euch!« (Köhler, 71, 9.)
*3. Beim Velten! – Gryphius, Peter Squenz, S. 6.
*4. Da behüte mich S. Velten für. – Köhler, 232.
*5. Das euch S. felten, hätte schier geflucht. – Wicelius, Dialogorum.
*6. Dass dich potz Valtin schendt. – Murner, Vom gr. luth. Narren, 216; Pauli, Schimpff, 265.
»Valten, Valthin, kompt vom fallen vnd ist das fallend vbel; darzu S. Valtin (ist anderst yrgent ein heilig ym Hymel, der also heysst) apoteckerknecht ist.«
[1522] *7. Dass dich S. Velten ankomme odder schende. (S. ⇒ Donner 30 und ⇒ Hammer 8.) – Agricola I, 500; Berndt, 137.
Böser Wunsch. Velten (volksmundliche Zusammenziehung aus Valentin) ist hier blosses Wortspiel, entstanden aus Valthin = fallt hin für Fallsucht. Valentin war aber Schutzheiliger gegen Pest und Epilepsie. (Vgl. Lauremberg, 230.) Man glaubt, dass der heilige Valentin, der zu Rom im 3. Jahrhundert den Märtyrertod erlitt, von dem Volke irrthümlich in das Heidenthum versetzt und dadurch unter die Teufel gerathen sei, weil an seinem Gedenktage (21. Mai) die schon aus Shakspeare und Walter Scott bekannten, mit allerhand abergläubischen Gebräuchen verbundenen Festlichkeiten der heirathslustigen Jugend stattfanden. Richtiger wird wol aber der Namen Velten auf Valant zurückgeführt, der im Volksglauben den Teufel vorstellt. (Vgl. Grimm, Myth., 944.) Der Ausdruck kommt im Volksmunde häufig und früher noch mehr als jetzt vor, wie wir z.B. aus Cholevius (10) ersehen. Man gebraucht ihn meist in Ausrufe- und Fragesätzen, um Unwillen oder Verwunderung auszudrücken: »Wie zum Velten hatte ich mir einbilden können. Was zum Velten, Sie wissen nicht, dass Julchen meine Nichte ist. Was Velten hatte sie im Koffer zu kramen? Ei, zum Velten, der bin ich nun wol nicht. Wo, zum Velten, soll ich mein Schiff herkriegen. Wie, zum Velten, ist das Kätzchen heraufgekommen?« Häufig wird es auch mit ⇒ Potz (s.d.) verbunden und steht dann für Gottsteufel, als: Potz Velten, und wie heissen Sie. Potz Velten, böse müssen Sie nicht sein. Potz Velten, jetzt fällt mir's ein. Potz Velten, was heisst das wieder? Ei, zum Velten und seiner Schwiegermutter. Die letztere Redensart erinnert an den Teufel und seine Grossmutter. – »Das euch S. felten, hätte schier geflucht.« (Wicelius, Dialogorum.)
*8. Dass dich Sant Veltens arbeit besteh. – Manuel, S. 432.
*9. Dass dich Sant Veltes Krisem anstoss. – Philander von Sittewald, I, 265.
In dem Liede auf die Schlacht bei Drakenburg heisst es: »Dat perdt mach wol hir stan unde mach sunten Veltens lyden han.« (Brem. Jahrbuch, I, 182.)
*10. Dat di Sant Velten hâl! (Holst.) – Schütze, IV, 13.
*11. Den hat Sanct Velten beschissen.
»Hat mich S. Velten mit euch Welt-Narren beschissen.« (Philander von Sittewald, I, 236 u. 271; II, 35.)
*12. Ei zum Velten! – Germania, V, 296.
*13. Einem alle S. Velten wünschen. – Limb. Chronik.
*14. Ich wollt, dass euch rührt alle Potz Velten. – Opel, 19, 138.
*15. Potz tausend felten! – Gryphius, Peter Squenz, S. 113.
*16. Potz Velten! – Fischart, Gesch.; Eiselein, 616; Frommann, IV, 463, 4.
In vielen Fällen wird dem Velten das »Potz« (Verhüllung für Gottes) vorausgestellt. Die vorstehende Redensart hat den Sinn wie: Die schwere Noth. (Vgl. Frisch, II, 396b.)
*17. Sanct Velten und Gottes Marter!
»Ja, Sanct-Velten und Gottes Marter, da ist zu lesen u.s.w.« (Prag im Munde der Prediger, in Bohemia, Prag 1875, Nr. 66.)
*18. So schlegt S. Veltens wunden drein. – K. Goedeke, J. Römoldt, 872; Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersachsen, 1852, S. 324.
*19. So ziehe Sanct Velten die Hosen auf. – Eiselein, 616.
Ein züricher Bürger, Müller, bat den Grafen Rudolf von Habsburg quasi cacando um Schonung, bis er die Hosen aufgezogen habe, und als diese ihm gewährt, sprach er obige Worte, welche sprichwörtlich wurden.
*20. Wie, hastu Sant velten?
Lat.: Quae te mala crux exagitat?
21. Die Veltens sucht, muss dreyn schlagen. – Theatr. Diabolorum, 453b, 1.
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