Wams

1. Am Wams kann man nicht sehen, wer ein Brandmal trägt.

Holl.: Het is aan het wambuis niet te zien, wie een brandmerk draagt. (Harrebomée, II, 435a.)


2. Ein Wammes ligt nicht so hart an, man kan es abthun, wenn man will.Lehmann, 425, 46.


3. Es hilft kein Wams für (vor) den Galgen. Sutor, 375.

»Kein wammes ist für den galgen gut, dem Dieb zuletzt nichts helffen thut.«

Holl.: Er baat geen wambuis voor de galg. (Harrebomée, II, 435a.)

Lat.: Nulla valet diplois contra suspendia furis. (Loci comm., 79.)


4. Was ein Wams sein soll, das muss man nicht zu Hosen machen.


5. Was nicht am Wams ist, das ist an den Hosen.


6. Weiss Wams und rothe Hosen schlagen keinen Feind.Grubb, 673.

Die Uniform macht nicht den Soldaten (s.d.).

*7. Allna gra kummt Jan in 't Wams.Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057.

Allmählich kommt Johann in die Jacke. Warnt vor Uebereilung, auch wol ironisch, wenn die Ruhe das Mass überschreitet.


*8. Dare krickt noa Womste vau mer. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 16.


*9. Das geht gegen das Wams. (Würtemberg.)

Das sind fühlbare Angriffe, die man abwehren muss.


*10. Das Wamms ist ihm aufgegangen.

Frz.: Vôtre jupe s'est detachée. (Kritzinger, 227b.)


*11. Dat öss e ander Wams, dat heft Schösskes. Frischbier2, 3969.

Wird angewandt, wenn eine Rede, eine Handlung, Sache u. s. w. mehr als die vorausgehende befriedigt.


*12. Einem aufs Wams kommen.

Holl.: Zij kwamen hem op zijn wammes. (Harrebomée, II, 435a.)


*13. Einem das Wamms ausklopffen.Simplic., I, 370.

» ... Er suchte an allen Orten und Enden mir das Wamms ausszuklopfen.« (Simplic., 436.)

Frz.: Battre quelqu'un comme plâtre. – En lui donnera sur son maroquin. – Epousseter quelqu'un. (Kritzinger, 62b u. 284a.) – Faire chamarrer le pourpoint de coups de bâtons a quelqu'un. (Kritzinger, 118a.) – Il en a eû tout du long de l'aune. – Repasser le buffle à quelqu'un. (Kritzinger, 442a u. 605a.) – Secouer quelqu'un. (Kritzinger, 46b u. 641a.) – Se jetter sur la friperie de quelqu'un. – Trousser la jaquette à quelqu'un. (Kritzinger, 334b u. 385b.)


*14. Einem das Wams nähen.

Unter den Schlagen 71 angeführten Ausdrücken für Schlagen sind viele, welche wie in der vorstehenden Redensart in Verbindung mit andern Wörtern eine Art und Weise oder Form, eine Steigerung oder einen Grad des Schlagens, oder einen Punkt, einen Theil des Körpers, auf den es gerichtet ist u. dgl. bezeichnen. Nach dem dort erwähnten Braunschweiger Magazin erfolgt hier eine Zusammenstellung derselben. Einem das Fell, die Jacke, den Pelz, den Rücken, das Wams u.s.w. aus-, zerklopfen. Einem die Kolbe (Polle) lausen, das Fell, den Rücken u.s.w. zerledern. Einem das Fell, den Rücken bläuen, zerbläuen. Den Buckel, das Fell, die Haut, den Pelz, den Rücken, gerben, aus-, durch-, zergerben. Das Fell, den Pelz, den Rücken fegen, dreschen, zerdreschen. Den Rücken bürsten. Einen ins Gesicht, auf oder über den Kopf, Rücken, auf den Hintern u.s.w. hauen, hinter die Ohren hauen, einen Schwielen, Striemen hauen. Einem das Fell, den Rücken u.s.w. aus-, durch-, zerhauen. Einen in Stücke (Kochstücke) hauen. Einem den Buckel, den Rücken[1775] kehren. Einen auf die Finger klopfen. Einen nach Noten prügeln. Einem das Fell, den Rücken aus-, durch-, zerprügeln. Einem die Hucke vollprügeln. Einen an, auf oder über den Kopf, den Nischel u.s.w. auf den Rücken, ins Gesicht, in den Nacken, an den Hals u.s.w. schlagen, hinter die Ohren schlagen (up det Hörhûs slaen, up de Plumen slaen), mit etwas um den Kopf schlagen, einen in die Zähne schlagen u.s.w. Den Sleff in de Flözze slaen (den Kochlöffel in den Mund, in die Zähne schlagen). Einem den Kopf ein-, zerhämmern. Einem den Hirnkasten einschlagen, Arm und Bein entzwei schlagen, alle Rippen im Leibe zerschlagen. Einem die Zähne aus dem Munde, die Augen aus dem Kopfe schlagen. Einem das Fell, den Rücken u.s.w. schmieren. Einem die Jacke, den Pelz u.s.w. stöbern. Einem das Fell, den Rücken u.s.w. aus-, durch-, zerwalken, auswamsen u.s.w. Das Fell auswichsen u.s.w. (Vgl. Braunschweiger Magazin, 1813, St. 12b.)


*15. Er kriegt noch Wamse (Schläge) von mir.


*16. Er trägt kein eng Wammes. (S. Hund 1546.) – Lehmann, 721, 2.

»D.i. er lässt sich nichts anfechten.«


*17. Erst Wams und Hose, dann eine goldne Dose.


*18. Es geht ihm vnters Wammes, nicht ins Herz. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2.


*19. He hett wat in 't Wamms.Kern, 1071.

Er ist kräftig.


*20. Sein Wammes liegt so hart nicht an. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2.

Vom Unbesorgten, Sorglosen.


*21. Wat up't Wams kriegen.Kern, 1072.


[1776]

22. Ein neues Wams passt nicht zu alten Hosen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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