[575] Huf, 1) der hornartige Überzug der äußersten Fußglieder (Zehen) mehrerer Ordnungen von Säugethieren. Je nachdem dieses letzte Glied ein einfaches ist od. deren mehrere vorhanden sind, werden im Gegensatz von einhufigen Thieren (s. Einhufer), auch zwei-, drei-, vier- u. fünfhufige Thiere unterschieden. Meist aber wird der gespaltene od. getheilte hornartige Überzug eines Thierfußes als Klaue od. Kralle (s. b.) unterschieden; 2) derselbe Überzug mit nur Einem Endgliede des Fußes, bei Pferd, Esel, Zebra. Der Knochen selbst, welchen der H. kapselartig überzieht (Hufbein), ist verhältnißmäßig sehr klein u. der H. eigentlich der Haupttheil des äußersten Gliedes. Den einwärts zwischen dem hornigen Theil u. dem Knochen bleibenden Zwischenraum füllt ein verdicktes Schleimgewebe, das mit zahlreichen Gefäßen u. Nerven durchzogen ist, jedoch auch mit zum H. gerechnet wird, aus. Hiernach zerfällt der H. in den eigentlichen od. hornigen H. (Hornschuh) u. einen weichen, fleischigen Theil. Die Substanz des hornigen Hufes besteht aus einen Menge einzelner Fasern, die durch eine feste Masse wie zusammengeleimt in einer schrägen Richtung verlaufen. Diese Masse ist etwa bis zur Mitte von oben herab hohl; in diese Höhlungen fügen sich kleine Gefäße von der Gefäßhaut ein. Der hornige. H. ist unempfindlich u. erzeugt sich, indem er sich unten wärts abnutzt, fortwährend von oben nach unten wachsend, immer von Neuem. Er ist schwarz od. weiß, od. schwarz u. weiß gestreift. A) Am hornigen Theile des Hufes unterscheidet man: a) die Hornwand od. den äußern gewölbten Theil, welcher das Hufbein von beiden Seiten u. vorn umgibt. Die innere Fläche ist in gleicher Art ausgehöhlt, wie die äußere gewölbt ist, u. enthält eine große Anzahl dünner, schmaler Blättchen (Hornblättchen), welche mit den freien Rändern einwärts in die Zwischenräume gleicher Blättchen der Fleischwand treten. Der obere Rand der Hornwand (Krone, Saum) bildet einen kleinen Falz. Unter diesem Rande befindet sich an der innern Fläche eine breite Furche, welche die Öffnungen der hohlen Hornfasern enthält u. die Fleischkrone aufnimmt; durch die kleinen Öffnungen treten die Ernährungsgefäße der Wand ein. Der untere Rand (Tragrand) ist bedeutend dicker u. ragt frei unten über die Hornsohle hervor, mit welcher er sich nach innen durch einen weißen hornigen Streif (weiße Linie) verbindet Außerdem theilt man die Hornwand noch in zwei gleiche Hälften von oben nach unten, nämlich in die schwächere innere u. in die äußere Wand, jede aber wieder in aa) die Zehenwand, als den vordern längern Theil, wo die Wand am dicksten ist; bb) die Trachtenwand (Horntracht), als den mittlern, an Länge u. Dickabnehmenden Theil; cc) die Fersenwand, als[575] den hintersten, von oben nach unten kürzesten Theil, u. dd) die Eckstrebe, od. den Theil, der an dem hintern Theil der Fersenwand vor- u. einwärts zwischen die Hornsohle u. den Hornstrahl hineintritt u. sich an dem vordern Ende des letztern mit der Eckstrebe der andern Seite verbindet. b) Die Hornsohle ist der unterste Theil des Hufes; sie spaltet sich in einen innern u. äußern Ast, welche beide zwischen die Fersenwände u. die Eckstreben eingeschoben sind; vorwärts gehen beide in einander über. Die obere, gewölbte Fläche enthält viele kleine Öffnungen, die zu den hohlen Hornfasern führen u. kleine Gefäße aufnehmen, indem sie sich mit der Fleischsohle verbindet; die untere, ausgehöhlte Fläche besteht aus einer weichern Hornmasse, als die Wand; der äußere gewölbte Rand verbindet sich durch die weiße Linie mit der Hornwand, der innere, ausgeschnittene mit den Eckstreben. Sonst unterscheidet man an der Hornsohle auch die Zehensohle als den vordern, die Trachtensohle (Quartiersohle) als den seitlichen, die Fersensohle als den hintern Theil; an letzter findet sich bisweilen ein Auswuchs, d.h. eine Verlängerung derselben bis zur Gestalt einer Zehe mit Zunahme der Dicke. c) Der Hornstrahl ist keilartig zwischen beiden Eckstreben an der Sohle hineingeschoben u. besteht aus elastischen, weichern Hornfasern, als die der Wand u. Sohle. Auf der untern Fläche ist der Strahl durch eine in der Mitte der Länge nach laufende Furche in einen rechten u. linken Schenkel getheilt, die jedoch vorn zusammenhängen; auf der obern Fläche verläuft ebenfalls eine Furche, die, von vorn seicht anfangend, aber tief eingehend, nach hinten sich in zwei Schenkel theilt, welche eine Erhabenheit (Hahnenkamm) zwischen sich haben. Diese Fläche ist mit kleinen Öffnungen versehen u. zur Aufnahme des Fleischstrahls bestimmt. Der innere u. äußere Rand verbinden sich, aufwärts gebogen, mit den Eckstreben. Das vordere Ende ist spitz u. verbindet sich auch mit den Eckstreben, das hintere ist durch eine Rinne in zwei Schenkel getheilt, welche in dünne Hornplatten übergehen u. durch diese sich mit der Fersenwand bis an den obern Rand verbinden. B) Der fleischige Theil des Hufes zerfällt ebenfalls in Wand, Sohle u. Strahl. a) Die Fleischwand ist eine Fortsetzung der Lederhaut, welche das Hufbein auf seiner gewölbten Fläche überdeckt. Man unterscheidet an ihr: aa) die Fleischkrone od. Kronenwulst, die wie ein wulstiger Kranz am obern Theile des Hufes liegt, in die Furche des Saums aufgenommen wird u. hinten in die Schenkel des Fleischstrahls übergeht; bb) die eigentliche Fleischwand, welche dünner ist als die Fleischkrone u. die ganze äußere Fläche des Hufbeins bedeckt u. unter voriger liegt. Sie hat an ihrer Oberfläche eben so viele dünne u. schmale Fleischblättchen, als die Hornwand Hornblättchen, zwischen welchen diese sich einfügen; b) die Fleischsohle ist der dünnere weiche Theil, welcher die untere Fläche des Hufbeins überzieht u. die obere Fläche der Hornsohle, so wie die Eckstreben bedeckt; c) der Fleischstrahl ist ein dicker, elastischer, weicher Körper unter dem Hornstrahl u. von gleicher Gestalt mit ihm, nur mit dem Unterschied, daß die Erhabenheiten u. Vertiefungen von beiden wechseln, indem sie durch gegenseitige Aufnahme derselben mit einander sich verbinden. Äußerlich besteht auch der Fleischstrahl aus einer Fortsetzung der Lederhaut, die ebenfalls reich an Gefäßen u. Nerven ist; im Innern findet sich eine zähe, gallertartige, faserige, an Gefäßen u. Nerven ärmere Substanz, welche die Beugesehne des Hufbeins von unten bedeckt; hinterwärts gehen die beiden Schenkel des Fleischstrahls in zwei stumpfe Wülste (Ballen) aus.
Der H. im Allgemeinen hat eine rückwärts schräge Lage u. ist an den Fersen niedriger als vorn an der Zehe. Diese Schrägheit ist völlig regelmäßig, wenn sie der Richtung der Diagonale eines Parallelogramms entspricht, dessen untere Linie zwei, dessen senkrechte aber drei Theile enthält. Bei größerer Neigung des Hufes hat das Pferd keine Kraft im Fuße, die Zehe stülpt sich leicht um; im entgegengesetzten Falle fehlt dem Fuße die Elasticität, das Pferd staucht u. stößt leicht mit der Zehe an. Die Hinterhufe, welche weniger Gefahren ausgesetzt sind, sind schwächer u. mehr länglich als die Vorderhufe. Der untere Rand der Hufwand dient dem Pferde zur eigentlichen Stütze, ist daher auch beträchtlich härter. Geht das Pferd aber viel auf steinichtem od. hartem, scharfem Boden, so nutzt es den H. stärker ab, als derselbe nachwachsen kann; das Thier empfindet dann Schmerz bei dem Druck der Sohle, welche nicht mehr durch den Hufrand über den Boden emporgehoben wird; deshalb wird derselbe durch ein Eisen (s. Hufeisen) geschützt. Pferde in hohen, trocknen Gegenden haben kleine harte Hufe, in niedern, feuchten Gegenden große u. weiche Hufe; ein sehr hoher H. von geringem untern Umfange u. deshalb dem H. des Esels ähnlich, heißt Eselshuf. Übrigens unterscheidet man der Gestalt nach von dem hohen H. den platten H., der niedrig u. zugleich breiter ist, als er sein sollte, den hohlen H., der unten sehr ausgehöhlt ist, u. den Vollhuf, wobei der Kern die Höhlung des Hufes ausfüllt u. die Wände des Hufes nicht genug über die Sohle vorstehen. Pferde mit einem solchen Huf werden leicht hinkend, wenn jedoch beim Beschlagen auf diesen Fehler gehörig Rücksicht genommen wird, so kann er ziemlich unschädlich gemacht werden. Außerdem unterscheidet man den trocknen H., welcher gewöhnlich die Folge des Abraspelns u. Beschabens des Hufes ist, wodurch man ihn nett u. klein erhalten will (das dabei oft vorkommende Absplittern wird durch Anfeuchten od. einen Umschlag von Thon od. Lehm mit Essig als Anstrich verhindert); u. der fette H., dieser ist zu weich, die Wände sind zu dünn u. der H. ist leicht Verletzungen ausgesetzt. Andere Unterschiede beruhen auf bereits gebildeten Huffehlern (Hufkrankheiten) wozu die bemerkten bereits Übergänge sind. Hierher gehören a) der auswärtsstehende H., der sich bes. beim Gange der Pferde an den Vorderfüßen zeigt; b) der Austerfuß, ein fehlerhafter, platter, in der Mitte eingedrückter H. mit vielen Riesen u. schlechtem Horn, einer umgekehrten Austerschale ähnlich; c) der Zirkelhuf, Krankheit des Pferdehufes, wo der ganze Huf mit Stufen umgeben ist, die ihn drücken; d) die Weichhufigkeit, wenn Pferde zu zarte, weiche Hufe haben; dieser Fehler ist angeerbt, od. rührt daher, daß die Pferde zu lange an feuchten sumpfigen Orten stehn; Reinlichkeit u. besserer Stand hebt das Übel bald; e) H. mit zusammen gezogenen Trachten, wo die [576] Wände des Hufes der gehörigen Stütze beraubt sich umlegen, das Hornfleisch drücken u. so das Pferd lahm machen; dieser Fehler ist entweder angeboren, u. dann ist wenig dagegen zu thun; od. er entsteht durch zu starkes Auswirken des Hufes u. Schwächen der Querstreben, man hält dann den H. feucht, wirkt ihn nicht aus, nimmt von den Fersen etwas weg u. läßt ihn so kurz beschlagen, daß das Eisen nicht auf die Fersen reicht; f) die Hufklemmung, der Druck, welchen der H. auf die empfindliche Gefäßhaut unter ihm, durch eigne Beengung od. Zusammenziehen ausübt; g) die Huferschütterung, eine starke Quetschung der Hornwand durch einen Stoß od. starken Druck, bes. beim Beschlagen od. beim Steckenbleiben des Hufes auf hartem, ungleichem Boden; h) das Kernschwinden, indem die Hornsohle nebst dem Strahl sich nach dem Fuß senkt, u. Fleischsohle u. Fleischwand allmälig vertrocknet; klopft man auf die Hornwand, so klingt es hohl u. beim Beschlagen lassen sich die Hornsohle u. der Strahl tief auswirken, ohne daß es blutet; i) das Abschiefern, d.h. Ablösen von dünnen Blättern (Schiefern) od. breiten Splittern; k) das Ausschuhen (Hufabfall), das gänzliche od. theilweise Lostrennen der Hufkapsel vom Fuße, Folge der Rehe, wo der innere Fuß schwindet u. sich von selbst von der Kapsel absondert, od. einer vernachlässigten Vernagelung, od. eines Geschwüres in dem H.; fast unheilbar; l) die Hufabreißung, derselbe Hufschaden wie das Ausschuhen, aber durch eine äußere Gewaltthätigkeit bewirkt, z.B. wenn ein Pferd zwischen gefrornen Fuhrgleisen mit dem Hufe sich eingeklemmt hat u. den Fuß gewaltsam zurückzieht. Sie ist als völlige Ablösung des Hufes selten; häufiger kommt m) die Hufabsonderung (Hufabtrennung) als Ablösung des Hufs oben am Saume vor, wo dann Blut aus dem Risse hervorquillt u. das Pferd sogleich hinkt. Bei den unter l) u. m) erwähnten Hufübeln sind besalbte Flachspolster u. ein lederner Schuh anzulegen, es erzeugt sich dann nach einigen Wochen neues Horn u. das Pferd kann auf demselben H. später wieder beschlagen werden. n) Der Hufzwang ist entweder eine Zusammenziehung der Hufwand oben an der Krone rings um den Fuß u. angeboren od. zufällig, bes. nach zu starkem Beraspeln der Hornwand in der Gegend der Krone, od. eine Verengung des Hufes unterwärts, so daß der H., statt sich auszubreiten, konisch zuläuft, von zu starkem Auswirken des Hufes, Sohlenaufreißen, Strahlfäulniß, falschem Beschlage etc. her. Nöthig ist von Zeit zu Zeit das Auswirken des Hufes, d.h. Hinwegnahme der Oberfläche der Sohle, als des weichern Theils des Hufes, der schneller wächst, als die härtere Wand, auf welcher das Pferd ohne Unterstützung von dieser nicht gehen könnte, ohne daß der Fuß sich entzündete. Bes. nöthig ist das Auswirken wenn ein Splitter, Scherben, Nagel etc. eingetreten ist, um die Wunde zu untersuchen u. zu reinigen, od. dem unter der Sohle gebildeten Eiter einen Austritt zu verschaffen. Geschieht das Auswirken zu stark u. bis aufs Bluten, so zieht die Luft die Feuchtigkeit aus dem H., die Hornsohle trocknet aus, die fleischige Sohle wird gedrückt u. das Pferd lahm (alterirter Fuß). Die Ausspriegelung des Hufes findet dann statt, wenn beim Wiederausschlagen des Eisens bei einer ausgerissenen Sohle des Hufes mit Terpentin bestrichene Werrigbäusche aufgelegt u. einige dünne Holzspäne auf beiden Seiten unter das Eisen geschoben werden, um so das Sohlenpflaster zu befestigen Das Ausputzen des Hufes geschieht durch Abwaschen mit warmem Wasser u. mit einer Bürste, um eingetretene Steinchen u. dergl. zu entfernen. Theils um den H. weich zu erhalten, theils gegen Hufschäden wendet man eine besondere Salbe (Hufsalbe) an, welche aus Wachs, Talg u. Schweinefett, von jedem 6 Theile besteht u. mit Baumöl u. Althäensalbe, von jedem 8 Theile, über Feuer zusammengeschmolzen wird. Will man sie zum Schwärzen der H. benutzen, so wird Kienruß beigemischt.
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