[757] Nebenpflanzentheile, Organe, welche, obschon nicht zur Wurzel, Stamm, Blättern, Blüthen od. Früchten gehörend, doch der Pflanze zur Stütze, Bedeckung, Vertheidigung, od. als Sang- u. Absonderungsorgane dienen. Hierher gehören: A) [757] Stützen (Fulcra): die Gabel, Schlinge od. Ranke (Cirrhus), fadenförmig, meist spiralig gewunden, doch nicht regelmäßig nach einer Seite, oft gabelig gespalten, um andere Körper sich schlingend u. so die Pflanze befestigend. Sie sind: a) Achselranken (Cirrhi axillares), aus den Blattachseln; b) Blattranken (C. foliares), aus der Spitze des Blattes; c) Blattstielranken (C. petiolares), aus der Spitze des gemeinschaftlichen Blattstieles eines zusammengesetzten Blattes; d) Blumenstielranken (C. pedunculares), aus dem Blumenstiel entspringend; e) Afterblätterranken(C. stipulares), wenn sie, wie beider Linse, die Stelle der Afterblätter zu beiden Seiten des Blattes vertreten. Bei manchen Pflanzen vertreten die langen, sich windenden Blattstiele die Stelle der Ranke. B) Zur Bedeckung der Pflanzen dienen: a) die Aster- od. Nebenblätter, Blattansätze (Stipulae), häutige, blattähnliche Anhängsel an der Basis des eigentlichen Blattstiels. Sie sind: einzeln, nur auf einer Seite gepaart, zu beiden Seiten des Blattstieles; außen, etwas unter, innen, über, seitlich, neben dem Ursprung des Blattstieles; gegenüber, an der dem Blatte entgegengesetzten Seite stehend; hinfällig, vor, abfällig, mit den Blättern abfallend; bleibend, länger als die Blätter bleibend, u. in diesem Falle oft zu Stacheln werdend. Oft haben sie einen dunkelbraunen Fleck u. heißen brandig. Sie sind gewöhnlich stiellos, von Gestalt meist einfach, oft, bes. die gepaarten, so daß beide zusammen ein der Länge nach getheiltes pfeil- od. spießförmiges Blatt darstellen, od. sie verwachsen auch mit einander u. bilden eine Scheide (Stipulae vaginantes), das Blatthäutchen (Ligula), od. eine Tute (Ochrea). b) Deckblätter, Blütheblätter, Nebenblätter (Bracteae), stehen neben, od. zwischen den Blüthen, unterscheiden sich meist durch Gestalt u. Farbe von den eigentlichen Blättern, sind wie die Afterblätter verschieden gestaltet, theils hinfällig, theils bleibend, theils ungetheilt wie bei der Linde, theils gezähnt, eingeschnitten u. gefärbt, wie bei dem Kuhweizen u. mehren Personaten u. Labiaten, theils wie ein Schlauch (s. w. u.) gestaltet. c) Deckblättchen (Bracteolae) heißen die Deckblätter an den einzelnen Blumenstielchen eines zusammengesetzten Blüthenstandes. d) Schuppen (Squamae), unvollkommene, verkümmerte, meist blasse od. bräunliche Blätter am Stängel mancher Pflanzen, z.B. Orobanche. e) Ausschlagsschuppen (Ramenta), kleine, oft nur borstenförmige, meist braune Schuppen, bald in den Blattachseln, bald am Stängel zerstreut, fast an allen Bäumen beim Ausschlagen, sehr bald abfallend. Als Schuppen bezeichnet man auch die Theile mancher Nebenkronen des Kranzes, der Klappen, der Honiggefäße (s. Blüthe); ferner die Blätter eines vielblätterigen Kelches, bes. allgemeinen Kelches (Perigonium); die Blättchen, welche zuweilen den röhrigen Kelch unten umgeben, wie bei der Gartennelke; die ein Kätzchen od. einen Zapfen bildenden Theile; manche blattartige verschieden gestaltete Nebentheile von Früchten u. Samen; die äußeren Hüllen mancher Zwiebelnn. Knospe (s.d.); f) Blattscheide (Vagina), der untere, den Stängel scheiden- od. röhrenartig umfassende Blattstiel, Blatt od. Afterblatt bei manchen Pflanzen. g) Blumenscheide (Spatha), scheidenförmiges Blatt, aus dessen Grunde Blumen hervortreten, welche vor dem Blühen von ihr umschlossen sind. Sie sind einblätterig (wie bei der Narzisse, dem Arum), zweiblätterig (bei Stratiotes), mehrblätterig, dachziegelförmig zerstreut, wenn, wie beim Rhabarber, sowohl eine große allgemeine Scheide, als auch für einzelne Theilungen des Blumenstängels, u. für einzelne Blüthen besondere Scheiden (Spathellae), vorhanden sind. Sie ist ferner ein-, zwei- bis vielblüthig; hinfällig, d.h. bald nach dem Aufblühen abfallend; verwelkend, bald nach dem Aufblühen od. schon vorher vertrocknend, aber noch länger stehen bleibend; bleibend, bis zur Fruchtreife unverändert. h) Die Tute (Ochrea), blattförmige, die Stängel (bei Polygonum, Rumex), od. die Äste der Blumenstiele (bei Cyperus), wie eine walzenförmige Scheide umgebender Körper, wird, je nach der Beschaffenheit seines freien Standes, als schief, blätterig, abgestutzt, gefranzt, zweilappig etc. unterschieden. i) Der Schlauch (Ascidium), blattartiger, hohler, cylindrischer od. sackförmiger, bisweilen mit einem Deckel versehen, meist reines Wasser enthaltend, an der Spitze des Blattes. k) Blatthäutchen (Ligula), den Gräsern eigenthümliches, kleines, häutiges, durchsichtiges, an der Basis des Blattes u. an dem Rande der Scheide stehendes Blättchen, ist bald abgestutzt, bald ganz ausgerandet, gespalten, langgespitzt, spitz gewimpert, zerschlitzt, herablaufend (s.u. Blatt), meist sehr kurz. l) Hülle (Umschlag, Involucrum), ist ein, aus einem od. mehren verschiedenartig gestalteten Blättchen bestehender, Anfangs der Blüthe genäherter, auch wohl dieselbe vor dem Aufblühen umschließender, später sich von derselben entfernender, u. dadurch sich vom Kelche unterscheidender Gewächstheil. Sie kommt sowohl bei zusammengesetzten, als bei dem einfachen Blüthenstande vor. Bei zusammengesetztem Blüthenstande, z.B. bei Dolden, unterscheidet man die allgemeine Hülle, welche an der Basis des Hauptstieles, die besondere Hülle (Hüllchen (Involucrellum), die an den Nebenstleichen, u. die eigene Hülle, welche an einer einzelnen Blüthe befindlich ist. Manche Botaniker bezeichnen auch den gemeinschaftlichen Kelch einer zusammengesetzten als Hülle, z.B. Scheibenköpfen u. Häuschen. m) Waffen (Arma), sind scharfe, spitzige, harte Auswüchse u. Anhängsel, welche, zum Schutz der Pflanze, gegen Angriffe von außen dienen. Hierher gehören: der Dorn (Spina), stechende, aus dem Innern der Pflanze entspringende, daher nicht mit der Rinde abzuziehende Hervorragung, ihrem Wesen nachverhärtete, in ihrer Ausbildung gehemmte Knospen, daher auch oft durch die Cultur sich verlierend u. in Zweige auswachsend. Man unterscheidet: Enddorne, an der Spitze der Zweige; Seitendorne, aus Blattwinkeln kommend, ferner einfache, getheilte, ästige etc. Auch an manchen Früchten kommen theils harte, stechende, theils welche, als Dornen bezeichnete Hervorragungen vor. n) Der Stachel (Aculeus), stechende Hervorragung, entspringt aus der Rinde, läßt sich mit dieser abziehen, besteht aus einer schwammigen Materie, welche mit einer härteren Rinde überzogen ist, kommt an allen Theilen der Pflanzen vor u. ist bald gerade, bald aufwärtsbald abwärts gebogen; einzeln, doppelt, handförmig, wenn mehre unten zusammenhängen etc. o) Die Granne, bei Gräsern eine Verlängerung des Mittelnervs der Spelzen. p) Der Überzug od. die Bekleidung (Pubes, Pubescentia) der Pflanzen besteht aus Organen, welche, auf der Oberfläche des Stängels, der Blätter[758] u. Blüthen befindlich, theils zur Absonderung gewisser Stoffe, theils zur Einsaugung anderer, dem vegetabilischen Leben förderlichen, theils als Schutz, od. als Waffen, od. als Stützen, um kletternden Pflanzen zum Anhalt zu dienen, bestimmt sind. Hierher gehören: aa) die Haare (Pili), seine, weiche, mehr od. weniger lange u. elastische, theils zugespitzte, theils cylindrische, nicht steife u. spröde Röhren, s. Haare. bb) Borsten (Setae), steife, spröde, runde Haare; aaa) einfache (S. simplices): Ahlborsten (S. aciculares), krystallhell, kegel- od. pfriemenförmig, am Grunde länglich dicklich erweitert; Brennspitzen (S. stimuli), wenn die erwähnte Erweiterung einen scharfen Saft enthält, welcher auf der Haut Brennen erregt; Bollenborsten (S. bulbosae), wenn die Erweiterung an der Basis einförmig ist; Gliederborsten (S. geniculatae), kegelförmig, krystallhell, mit deutlichen, aufwärts dünneren Gliedern; Hakenborsten (S. reduncae), steif, fast durchscheinend, kegelförmig, mit hakenförmig gebogener Spitze; Pfriemenborsten (S. subulatae), gerade, kegelförmig, wenig steif; Sichelborsten (S. uncinatae), kegelförmig, steif, unbiegsam, krystallhell, gebogen. bbb) Zusammengesetzte Borsten (S. compositae): ästig, gewimpert, gefiedert; Angelborsten (S. hamatae), auch Widerhaken (Glochides), abgestutzt, kegelförmig, mit mehren auswärts gebogenen steifen Widerhaken an der Spitze; gezähnte Borsten (S. dentatae), kegelförmig, der Länge hin mit Zähnen besetzt; gezähnte Angelborsten (S. hamato-dentatae), die Zähne mit Widerhaken; Gabelborsten (S. furcatae), an der Spitze getheilt; Schützenborsten (S. fusiformes), Warzen, mit darüberliegendem schützenförmigem Körper; Sternborsten (S. stellatae), zufliegend, ästig zackig. cc) Haare od. Borsten in ihrer Verbindung bilden verschiedene Arten der Bekleidung, als: aaa) Bart (Barba), mehre büshelweise bei einander, längere Haare; bbb) Wolle Lana), weicher, wollenartiger, aus langen, weichen, niederliegenden od. gekreuzten Haaren besehender Überzug; ccc) Striegel (Striga), flache, an Grunde breitere, steife, anliegende Borste; ddd) Filz (Tomentum), Überzug aus weichen, deht verwelkten, kurzen Haaren; eee) Zotte (Vilhs), häufiges, weiches, niederliegendes Haar; fff) Nähne (Juba), mehre lange, bei einander stehende Haare, seine Borsten od. Grannen. ggg) Werg (Supa), fadige, dichte, am Halse der Wurzel od. in den Früchten mancher Pflanze befindliche Massen. q) Drüsen (Glandulae), kleine erhabene, od. in die Substanz des Gewächses versenkte, rundliche, mest eine Feuchtigkeit ausschwitzende Körper. Solche fünf: aa) stiellose (G. sessiles); Felsendrüsen (G. stalagmiticae), unordentlich über einander gehegte Bläschen; Fleischdrüsen (G. subcutanae), in die Substanz versenkt, meist durchscheinen, dem Blatte etc. das Ansehen, als sei es durchlochet, gebend; Hautdrüsen (G. miliares), auf der Oberfläche gleich Hirsenkörnern halbkugelförmig aufsitzend; Linsendrüsen (G. lenticulares), klein linsenförmig oberflächlich; Napfdrüsen (G.atellaeformes), fleischig, undurchsichtig, verschiedn geformt, gestielt u. ungestielt, keinen Saft ausscwitzend; Schlauchdrüsen (G. utriculosae), das auf der Oberfläche fast ganz blosliegende Zeitgwebe, wo Zelle an Zelle gereiht ist; Schuppendüsen (G. squamiformes), zusammengedrückt, eirundlich, stumpf, etwas hart, meist an einem Ende etwas abstehend; Thränendrüsen (G. lacrimaeformes), unten convex, oben verdünnt, liegen nach der Achse des Theils, an dem sie sitzen. bb) Gestielte Drüsen: Becher fadendrüsen (G. hypostylae), gestielt, kugel od. halbkugelförmig, undurchsichtig, Saft ausschwitzend; Kolbendrüsen (G. clavatae), undurchsichtig, ästig, mit fadenförmigen Stielen, eiförmigen Köpfchen; Kugeldrüsen (G. globosae), krystallhelle Kugeln, auf eben solchen auch wohl gegliederten Stielen, auch stiellos; vertrocknet, einem mehlartigen Staub gleichend. r) Warzen (Verrucae), welche kleine, stumpfe, zuweilen gestielte Erhabenheiten bilden. s) Höckerchen (Tubercula), sind kleine, fastlose Warzen ohne Haare od. Borsten. t) Haarwarzen (Verrucae pilosae, Pili verrucati), Warzen mit Haaren. u) Schläuche (Utriculi), nach Succow ein, aus abgesonderten, mit einem Saft gefüllten Gefäßen bestehender Überzug.
Buchempfehlung
Stifters späte Erzählung ist stark autobiografisch geprägt. Anhand der Geschichte des jungen Malers Roderer, der in seiner fanatischen Arbeitswut sich vom Leben abwendet und erst durch die Liebe zu Susanna zu einem befriedigenden Dasein findet, parodiert Stifter seinen eigenen Umgang mit dem problematischen Verhältnis von Kunst und bürgerlicher Existenz. Ein heiterer, gelassener Text eines altersweisen Erzählers.
52 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro