1. Allein bist du nirgend allein.
Wer sich hat, der hat alles. »Schafe und Rindvieh«, sagt der neuere »Lachende Philosoph« (Julius Weber), »leben in Gesellschaft, Adler horsten allein.«
2. Allein ehrbar ist annehmlich, selbander schlafen ist freundlich, zudritt gehen ist lieblich.
3. Allein gethan, allein verbüsst.
4. Allein ist einem am besten.
5. Allein ist unsicher.
Gegen Ehelosigkeit.
6. Allein verredt sich kein(er)es.
Lat.: Ubi desunt audientes, non inveniuntur detrahentes.
7. Besser allein, als bei Bösen böse sein.
8. Besser allein, als in böser Gemein. – Burkhardt, 77; Günther, 57.
D.h. in schlechter Gesellschaft.
Frz.: Il faut mieux être seul qu'en mauvaise compagnie.
It.: È meglio esser solo, che male accompagnato.
Ung.: Jobb magán, mint rosz társsal járni.
9. Die allein nicht schlafen kann, nehm' zu Fassnacht einen Mann.
10. Einer allein kann nicht alles wissen.
It.: Un solo non può saper tutto.
11. Je länger, je lieber ich bin allein, denn Treu' und Glaub' ist worden klein.
12. Mein allein, oder lass es gar sein.
13. Niemand ist gern allein.
Lat.: Natura solitarium nihil amat. (Cicero.)
14. Niemand ist weniger allein, als wer allein ist.
Frz.: Il n'étoit jamais moins seul, que quand il étoit seul.
15. Niemand wird ihm (sich) allein geboren.
Lat.: Nemo sibi nascitur.
16. Was du allein wissen willst, das sage niemand. – Agricola, 194.
17. Wenn du allein bist, so denke, dass Gott und dein Gewissen bei dir sind.
[44] 18. Wer allein ist, hustet allein.
19. Wer allein läuft, wird stets Sieger.
Von denen, die ohne Nebenbuhler sind. Von den Rennbahnen entlehnt.
Lat.: Solus currens vicit.
20. Wer allein reist und bei Nacht wacht, hat sich übel bedacht.
21. Wer allein schläft, bleibt lange kalt, zwei wärmen sich einander bald.
22. Wer bei sich allein ist, sehe zu, dass er sich nicht in schlechter Gesellschaft befinde.
Beim Menschen ist entweder sein guter oder sein böser Engel.
Ung.: Az egyes élet nem lehet bú nélkúl.
23. Wer stets an sich allein denkt, wird nie geliebt werden.
*24. Allein, wie das rechte Auge. (Russ.)
Einzig und theuer.
*25. Allein wie der Auerhahn auf der Falz.
Alleinsein mit dem Nebenbegriff der Wichtigthuerei und Albernheit.
*26. Allein wie der Fuchs in der Angel.
Alleinsein mit dem Nebenbegriff des Sichverlassenfühlens in der Noth.
*27. Allein wie der Teufel vor der Frühmesse.
Alleinsein mit dem Nebenbegriff unnützer Geschäftigkeit.
*28. Allein wie ein Finger. (Russ. und Lit.)
*29. Allein wie ein Meilenweiser.
Einzeln dastehend.
*30. Allein wie ein Sandkorn im Auge. (Russ.)
Nebenbegriff des Hinderlichseins, Imwegeseins.
*31. Allein wie ein Tropfen in der Rinne.
*32. Allein wie eine verspätete Mohnblume. (Russ.)
*33. Er ist für sich allein wie der Gottesberg. (Schles.)
In der Gegend der kleinen Bergstadt Gottesberg üblich, weil der gleichnamige Berg, an dessen Fusse die Stadt liegt, einen alleinstehenden Kegel bildet.
Frz.: Cet homme vole de ses propres ailes.
Lat.: Ne musca quidem (sc. cum eo est).
*34. Er ist gern allein, wenn er etwas auf ungeräumter Bank findet.
*35. Er ist nicht mit sich allein.
Von einem Betrunkenen.
zu4.
Die Osmanen sagen: Allein zu sein geziemt nur Gott. (Schlechta, 478.)
zu8.
Dän.: Bedre er sene at vaere, end ondstal brod er al have. (Prov. dan., 144.) – Vaer haller eare, end i selskab med en daare. (Prov. dan., 135.)
Engl.: Better be alone than in bad company. (Marin, 6.)
Holl.: Beter alleen dan kwalijk verzelt. (Bohn I, 300.) – 'T is beter nog alleen geleefd, dan dat men kwaad gezelschop heeft. (Harrebomée, I, 236.)
It.: E meglio esser solo che mal accompagnato. (Bohn I, 96.)
Port.: Mais val só, que mal accompanhado. (Bohn I, 282.)
Schwed.: Bättre wara ensam, än i dåligt sällskap. (Marin, 6.)
Span.: Mas vale solo que mal acompañado. (Bohn I, 232.)
zu33.
Um auszudrücken, dass jemand insofern allein steht, dass er der letzte seines Namens ist, dass er keine Familie hat, sagen die Neger in Surinam: Ich bin der Kokosnussbaum, ich habe keine Ableger. (Wullschlägel.)
36. Allein ist allein, am besten ist's daheim. (Böhmen.)
[728] 37. Allein ist das beste Fuhrwerk, da ist immer angespannt. – Auerbach, Barfüssele, Stuttgart 1862, S. 78.
38. Allein känn män essen, ober nit arbeiten. (Warschau.)
Theilung der Arbeit ist meist nothwendig, nur essen kann man allein.
39. Allein kann niemand freveln. – Graf, 306, 158.
Es ist hier von verbrecherischen Angriffen auf den Rechtsfrieden eines andern die Rede, die, wie Ueberfälle, nur von einer Anzahl von Leuten ausgeführt werden konnten. Die Zahl derselben ist in den einzelnen Rechten verschieden festgesetzt. In den nordischen Rechten werden fünf Theilnehmer, vier Männer mit ihrem Anführer, angenommen, in andern germanischen Rechten sieben.
40. Allêne is allêne. (Böhmen.)
41. Biss gern allein, mach dich nicht zu gemein, so wirstu werth gehalten sein. – Henisch, 384, 24.
42. Bleib gern allein, so bleibt dein Herz rein. – Petri, II, 47.
Mhd.: Bisz gern allein und halt dein gedenk rein, hab vor augen gotes gebot, über alle ding so minne got. (Germania, 143b.)
43. Es ist niemand weniger allein dann allein. – Franck, I, 123b.
44. Es kan keiner alles allein. – Petri, II, 28.
45. Halt dich allein, dein hertz halt rein, vnd acht dich klein. Hab lieb, das nymer mach vergain, so kan dyn hertz in frewden stain. – Weinsberg, 10.
46. Kannst du's allein, so nimm keinen Gesellen.
Frz.: A ce que tu peux faire seul, n'attends personne.
47. Man ist nie weniger allein, als wenn man allein ist; ist Gott nicht bei uns, so ist's der Teufel.
48. Nit mir allein, Vielen in gemein, mein Regiment nützlich soll seyn.
Lat.: Symb. Adriani Imperat.: Non MIHI SED PoPuLo. (Friedberg, III, 16.)
49. Vil besser ist eines allein, dann viler Herren diener sein. – Henisch, 701, 63.
50. Vor wun em alin äss, verriet em sich näkest. – Schuster, 908.
51. Wer allein fertig werden kann, soll sich keine Gehülfen suchen. – Günsburg, 107, 103.
52. Wer alles allein haben wîll, dem wirdt billig nichts dan der stil.
Lat.: Nil habeat uere, qui uult bona solus habere. (Loci comm., 15.)
53. Wer alles allein will haben, soll billig nichts haben. – Schottel, 11, 44b.
*54. Du sollst auch Einen für dich allein haben.
Verspricht man scherzhaft einem Mädchen.
*55. Er geht nicht allein nach Haus. – Horn, Erzählungen, XI, 45.
Ist betrunken.
*56. Öck si nich allên. – Frischbier, II, 37.
Sagt eine Schwangere, um ihren Zustand zu bezeichnen.
*57. Wenn der allein ist, ist er in schlechter Gesellschaft.
*58. Wenn er allein ist, ist er der beste.
Holl.: Daar hij alleen is, daar is hij de beste. (Harrebomée, I, 249.)
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