1. Der der gemeynde dient, hat ein bösen herren (Meister). – Franck, II, 171a; Tappius, 169a; Gruter, I, 14; Henisch, 1486, 15; Lehmann, II, 839, 247; Guttenstein, 98, 124; Petri, II, 693; Körte, 2006; Simrock, 3383.
Frz.: Qui sert au commun a un méchant maître. (Gaal, 671.)
Holl.: Die der ghemeinten dient, dient enen quaden heer. (Tunn., 11, 9; Bohn I, 308; Harrebomée, I, 228.)
It.: Chi serve la communità, ha un cattivo padrone. (Pazzaglia, 332, 3.)
Lat.: Pravo servit hero, qui vulgo servit iniquo. (Fallersleben, 235.) – Pro beneficentia Agamemnonem ulti sunt Archivi. (Tappius, 168b.)
2. Der dienet der Gemein, dessen Lohn ist klein. – Lehmann, II, 78, 65.
3. Der Gemeinde vorstehen, ist nicht müssig gehen.
Lat.: Sacerdotium non est otium.
4. Die Gemein ist selten ein. – Petri, II, 835.
5. Die Gemein muss der Herrn Gelag zahlen. – Opel, 374.
6. Die (jüdische) Gemeinde bleibt Gemeinde, Bauer spann aus! – Tendlau, 1049.
Ein Bauer hielt einst in Frankfurt a.M., nachdem längst die Judengasse sich gelichtet hatte und grossentheils von Nichtjuden bewohnt war, in derselben mit einem Wagen, vor welchen ein Pferd und ein Ochs gespannt waren, was nach 5 Mos. 22, 10 nicht gestattet ist. Man zwang den Bauer auszuspannen, was zu dem obigen Sprichwort Veranlassung gab.
7. Eine Gemeinde hat ein dickes Fell.
Böhm.: Obec má tvrdou (tlustou) šíji. (Čelakovský, 358.)
8. Eine Gemeinde ist ein fauler Hauf. (Eifel.)
In Bezug auf Fronarbeiten, die gemeinschaftlich gemacht werden sollen.
Frz.: Une communauté n'est comme unité. (Leroux, I, 6.)
[1544] 9. Eine Gemeinde stirbt nicht. – Hillebrand, 37, 46; Graf, 487, 38; Schenk, Forstrecht, 268.
Eine Gemeinde ist eine Corporation, die zwar durch einen Staatsact aufgehoben werden, aber nicht sterben kann, es müssten denn ihre sämmtlichen Mitglieder durch eine Seuche u.s.w. weggerafft werden.
10. Eine grosse Gemein kan nicht durchauss rein seyn als hetten sie die Tauben gelesen. – Petri, II, 192.
11. Von der Gemeinde baut, man des Kaisers Gut. – Graf, 487, 21.
Der Kaiser, d.i. der personificirte Staat, ist ja eben nur die Summe der Gemeinden.
Mhd.: Von der Gemeinde sol man bavven des kaysers gut. (Endemann, II, 74.)
12. Was man der Gemeinde thut, kommt allen zugut.
Frz.: Tout n'est pas de courir, il faut partir à point. (Cahier, 457.)
13. Was man gibt der Gemeine, bekommt nicht der eine.
Frz.: Qui donne au commun, ne donne à pas un. (Cahier, 557.)
14. Wer der Gemeinde dient, der hat Schande zum Lohn. – Eiselein, 225.
Frz.: A l'office du commun bon ou méchant il en faut un. (Leroux, I, 25.) – L'âne de la commune est le plus mal bâté. – Qui sert commun, il ne sert nesung (pas un). (Leroux, II, 310; Cahier, 412.)
It.: Chi serve a commun, non serve a nessun. (Eiselein, 225.)
15. Wer der Gemeinde dient, et similibus horum, der hat Undank in fine laborum. – Eiselein, 225; Simrock, 3382.
16. Wer der Gemeinde dient, hat bald einen blauen (striemigen) Rücken.
17. Wer der gemeyn dient, dem danckt niemand. – Franck, II, 171a; Gruter, I, 79; Henisch, 645, 37; Schottel, 1146a; Petri, II, 693.
Engl.: The common horse is worst shoed.
Frz.: Communautés commencent par bastir leur cuisine. (Leroux, I, 6.) – Qui sert une communauté, n'oblige personne en particulier. (Kritzinger, 158b.)
It.: Chi serve à commun, non serve à nessun. (Bohn I, 85.) – Chi serve al commune ha cattivo padrone. (Gaal, 671.)
Span.: Quien hace por comun, hace por ningun. (Bohn I, 249.)
Ung.: A közös lónak túros a háta. (Gaal, 672.)
18. Wer dient der Gemein, der steht zuletzt gar allein. – Lehmann, 576, 3.
19. Wer dient einer Gemein vnd einer Jungen Frawen allein, vnd Kindern et similibus horum, der hat vndank in fine laborum. – Petri, II, 695.
20. Wie die Gemeinde beschlossen, so wird die Glocke gegossen.
Böhm.: Hromada obci porada. – Hromada vsi od povídá. Jak uložila hromada, tak bud'. (Čelakovský, 339, 12 u. 14.)
21. Wie die Gemeinde, so der Priester.
It.: Ad un popoli pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.)
22. Wol der Gemêne dênt vnd Försten syn Geld lehnt, darto vêl Füer wil böte, de mot lyden sûr vnde söte. – Petri, II, 808.
23. Zu einer Gemeinde gehört mehr als eine gemeinsame Schüssel.
*24. Er ist unter die grosse Gemeinde gegangen.
Von einem Juden, der Christ geworden ist.
Jüd.-deutsch: Er is unter Gross-Kahel gange'. (Tendlau, 383.)
*25. Er stellt die Gemeinde (jüdisch: Kille) auf eine Nadelspitze. – Tendlau, 483.
Da die jüdische Gemeinde für das Betragen ihrer Mitglieder verantwortlich, so konnte ihr ein einzelner durch seine Handlungsweise sehr gefährlich werden.
26. Eine Gemeinde ohne Haupt ist ein Bienenvolk ohne Weisel, eine Heerde ohne Hirten.
27. Wer da redet für die Gemeinde, der bleibt zuletzt allein. – Richter, Axiomata, I, 126, 26.
28. Wer der Gemeinde dient, ist jedermanns Knecht. – Abele, Gerichtshändel.
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