1. Der Maulwurf hat kleine Augen, aber er sieht zu seiner Arbeit.
Die Russen: Gott hat des Maulwurfs Auge so eingerichtet, dass ihm die Erde nicht hinein fällt. (Altmann VI, 422.)
2. Der Maulwurf1 schleicht unter der Erde, aber wie er wühlt, sieht man oben.
1) Talpa Europaea. – Dafür sind mundartlich eine grosse Anzahl von Bezeichnungen (Mullworm, Mulworp, Mulle, Wöhler u.v.a.), die Dr. K. Schiller, in seiner Schrift: Zum Thier- und Kräuterbuch, I, 5 fg., sammt der entsprechenden reichen Literatur zusammengestellt hat. Der hochdeutsche Name des Thieres ist aus einem sprachlichen Misverständniss entstanden, wie denn die ältere Naturgeschichte desselben voller Irrthümer ist. Wegen seiner kleinen verborgen liegenden Augen hielt man ihn für blind; und aus seinen Wühlereien schloss man, dass er die Wurzeln der Bäume und Pflanzen fresse, was aber die Naturforscher der neuem Zeit durch seinen eigenen Magen widerlegt haben. Was seine hochdeutsche Benennung betrifft, so sagt Förstemann (Zeitschrift f. vergl. Sprk., I, 4): »Das althochdeutsche molta, Staub, mittelhochdeutsch molte, ging unter und haftete in der Schriftsprache zuletzt nur noch in dem Namen eines Thiers, welches althochdeutsch multwarf, d.i. Erdwerfer, mittelhochdeutsch moltwerf und moltwurf heisst. Als nun der erste Theil dieses Wortes nicht mehr verstanden wurde, wandelte man ihn zu Maul, und so entstand Maulwurf. Einige Mundarten, sowol ältere als neuere, haben auch den letzten Theil des Wortes verdreht, und daher begegnen wir öfters Formen wie Mullworm u.a., wodurch das Thier blos der Etymologie zu Liebe in die Reihe der Würmer degradirt wird.« Wie Dr. Schiller a.a.O. bemerkt, kommt das Wort Mull in Mecklenburg in Zusammensetzungen wie: Mullwagen, Mullkasten, Torfmull vor. In Schlesien hat man für staubartige Massen das Wort »Gemülle«.
Böhm.: Ač krtek pod zemí chodí, předce se ukryti nemůze. (Čelakovsky, 250.)
3. Ein Maulwurf unterwühlt ein ganzes Feld.
Sogar einen grossen Wall, wie die Chinesen sagen. (Reinsberg III, 125.)
4. Einen Maulwurf verfolgt der Adler nicht.
Dän.: Örnen skal ei gierne efter muldvarpe flyve. (Prov. dan., 445.)
5. Maulwurf wühlt viel, verdirbt viel, meint's aber nicht böse. – Körte, 4170.
6. Maulwürfe und Heuchler arbeiten im Finstern.
Beide kommen aber früher oder später mit ihrem finstern Treiben ans Licht.
7. Maulwürfe und Mönche suchen ihre Käfer nicht in Bäumen, sondern in finstern Gängen. – Klosterspiegel, 79, 5.
8. Maulwürff graben künstlich vnderm Boden, wenn sie ans Liecht kommen, so sindt sie blind. – Lehmann, 886, 75.
»Also sind die Leut geschwindt auff alle listige vörthel vnnd Practicken, in der Hausshaltung vnd im Regiment alss in jhrer gruben vnnd Finsternussen; an der Sonne der warhafften weissheit sind sie blindt, vnnd suchen nur wieder in Boden in jhr Finsternus nach jhrem nutzen zu graben.«
9. Was der Maulwurf nicht sieht, das riecht er.
10. Was nützt dem Maulwurf Sonnenlicht.
11. Was weiss der Maulwurf von der Sternenkunde!
12. Wen der Maulworff sein Loch grabt tieff, so der Frosch vmb Regen rief. – Alter Kalender aus dem 17. Jahrhundert.
13. Wenn der Maulwurf wirft im Januar, so dauert der Winter bis Mai sogar. – Bair. Hauskalender.
14. Wenn der Maulwurff todt ist, so sihet er eben so glutz aus, als wenn er lebt. – Petri, III, 13.
Beruht auf der früheren irrigen Ansicht, dass der Maulwurf blind sei.
*15. Den Maulwurf zum Gärtner machen. – Altmann VI, 524; Reinsberg II, 66.
*16. Der alte Maulwurf wühlt fort.
Die Ränke und geheimen Feindseligkeiten haben nicht aufgehört.
17. Für den Maulwurf ist jeder ein Atheist, der in die Sonne sieht.
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