1. Am gekrümmten Schnabel kennt man den Raubvogel.
Frz.: Tout bec crochu de proye est soustenu. (Bohn I, 59.)
2. An de gröne Schnapp (grünen Schnabel) kennt man de jungen Vägels. (Rendsburg.)
3. Auch dem Schnabel eines jungen Raubvogels ist nicht zu trauen.
Die Russen: Traue nicht dem weichen Schnabel des jungen Habichts, er wird sich bald härten. (Altmann VI, 437.)
4. Im Schnabel der Henne hat der Wurm kein Recht.
Gewalt geht vor Recht. Wer Gewalt hat, hat Recht.
5. Schnabel gegen Schnabel, so schlagen sich die Adler.
6. Schnabel macht Schnäbel. – Lehmann, 171, 48; Gutzkow, III, 2, 874.
7. Wie mir der Schnabel gewachsen ist, so red' ich.
*8. Das ist nicht für seinen Schnabel.
Er wird nichts davon bekommen.
Frz.: Ce n'est pas viande pour ses moineaux, pour ses oiseaux. (Kritzinger, 488b.) – Cela n'est pas pour votre nez, cela vous passera loin du nez.
*9. Das wäre für seinen Schnabel.
Es würde ihm lieb sein (schmecken), wenn er's bekäme.
Frz.: C'est pour son nez, vraiment c'est pour son nez.
*10. Den Schnabel brauchen, wozu er gewachsen ist.
*11. Diäm get de Snäbbel, as wann he en Stück van der Enteke-Fuet friätten hädde. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 105; Woeste, 89, 175.
*12. Einem den Schnabel offen halten.
Ihn unterhalten.
*13. Einem den Schnabel wischen.
Frz.: Torcher le bec. (Kritzinger, 683a.)
*14. Einem etwas auf den Schnabel geben.
Frz.: Donner sur la moustache à quelqu'un.
*15. Einem nach dem Schnabel reden. – Dove, 1104.
So wie er's gern hört. »Mehr als mit dem schärfsten Sabel, kannst du, Freund, erreichen, sprichst du andern nach dem Schnabel, oder weisst zu schweigen.« (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 207.)
*16. Einem seinen gelben Schnabel zeigen.
Einem seine Unerfahrenheit, Unwissenheit, seinen Unverstand fühlbar machen.
Frz.: Faire voir à quelqu'un son béjaune. (Lendroy, 1598.)
*17. Einem um den Schnabel gehen.
*18. Einen über den Schnabel barbieren. (Rendsburg.)
*19. Er hat den Schnabel verbrannt. (Salzburg.)
[282] *20. Er hat den Schnabel zu Hause gelassen.
Kann nicht reden.
*21. Er hat einen Schnabel wie eine Heuscheuer.
Wer mit weitem Munde nahet und keift.
*22. Er hat einen steifen Schnabel.
Ist eigensinnig, hartnäckig.
Dän.: Som har neb til at vende gaase-æg med. (Prov. dan., 427.)
*23. Er hat es mit Schnabel und Krallen angefangen.
Mit allem Ernste.
*24. Er hat Schnabel und Klauen.
Er lässt sich nichts anhaben; er wehrt sich mit Händen und Füssen.
*25. Er ist auf den Schnabel geschnürt.
Zum Schweigen gebracht.
*26. Er wetzt mehr den Schnabel als den Sabel. – Eiselein, 553; Körte, 5370a.
*27. Er wetzt seinen Schnabel schon.
Er hat schon Appetit und Verlangen danach.
*28. Er wüscht der Schnabel am Bode-n-ab wie d' Hüener. (Solothurn.) – Schild, 92, 387; Sutermeister, 93.
Er erreicht sein Ziel nicht.
*29. Holt du den Snawel darût. – Dähnert, 437b.
*30. Man kann's am Schnabel merken, dass ihre Mutter keine Gans gewesen ist.
Holl.: Men ziet het wel aan uwe nebben, dat uwe moeder geen eendvogel was. (Harrebomée, II, 118a.)
*31. Sie steckt überall den Schnabel hinein.
Holl.: Zij steken overal hunnen snavel tusschen. (Harrebomée, II, 278a.)
32. Aus dem Schnabel kommt das Ei.
Gute Fütterung thut's.
*33. Er hat den Schnabel begossen. – Ayrer, IV, 2457, 27.
*34. Noch keinen trocknen Schnabel haben.
In dem Sinne: Noch nicht trocken hinter den Ohren, ein Gelbschnabel sein.
It.: Non aver rasciutti gli occhi. (Giani, 1855.)
*35. Seinen Schnabel in alles stecken. (S. ⇒ Nase.)
It.: Mettere il becco da per tutto. (Giani, 1853.)
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