1. Das sein ist nit sein, er sparts eim andern. – Franck, II, 112b; Simrock, 9646.
2. Ein jeder findet das Seine schön.
In Westfalen: En ygelic is dat syn schoen. (Suringar, CCXIXb.)
3. Ein jeder muss für das seine antworten. – Petri, II, 202.
4. Ein yeder wartte des seinen vnd lauffe nicht ferne. – Agricola I, 141; Tappius, 72a; Eyering, II, 121; Egenolff, 83b; Eiselein, 566; Körte, 3165; Simrock, 5217.
Böhm.: Každý Matĕj o svoje péčí mĕj. – Sprav své doma, neskreslujíc cizího. – Spravuj se sám, nech lidí na pokoji. (Čelakovsky, 272.)
Engl.: Every one mind his business. – Every one perform what belongs to him.
Lat.: Credita quisque suae meditetur munera vitae, et sua non extra currere septa velit. (Glandorp, 75, 130.) – Quisque curet sua. – Suum cuique. (Vgl. darüber Kuhn's Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, Bd. 20, Hft. 3.)
5. Elk (jeder) Sîns, so kriggt de Düfel nicks. (Ostfries.) – Bueren, 417; Eichwald, 354; Frommann, IV, 286, 416; Kern, 1432; Hauskalender, I.
6. Em jêden det Séinj. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 655.
7. Jedem das Seine. – Simrock, 9474; Dove, 864.
Eine Predigt über dies Sprichwort hielt Dr. J.J.G. Am Ende, Superintendent in Dresden, in Gegenwart des Königs von Preussen, Friedrich II., den 21. Nov. 1756 und theilte ein: 1) Gott das Seine, 2) dem Kaiser das Seine, 3) dem Nächsten das Seine, 4) der Welt das Ihre, 5) dem Tode das Seine und 6) der Ewigkeit das[524] Ihre. Neu aufgelegt ward diese Predigt 1831. – Auf der hintern Seite des Roland zu Bremen war ehemals gemalt zu sehen ein Löwe und ein Hund im Streit um einen Knochen mit der Unterschrift: Eenen jeden dat syne. Es ist bekanntlich auch die Devise des preussischen Schwarzen Adlerordens.
Engl.: Every one his own, is fair. – Give every one his due.
Frz.: Chascung à son tour. (Leroux, II, 196.)
It.: Egli è ragion che Berto bea. – Tutti il suo, così va bene.
Lat.: Cuique suum. (Gaal, 961; Eiselein, 566; Wiegand, 330; Faselius, 249; Egeria, 291.)
8. Jedem das Seine ist nicht zu viel. – Körte, 3156; Simrock, 5214.
Frz.: Chacun le sien, n'est pas trop. (Leroux, II, 163; Gaal, 961.) – A tout seigneur tout honneur. (Masson, 311.)
9. Jedem das Seine, sagte der Bauer, da ass er dem Kinde den Brei auf. – Hoefer, 189.
Holl.: Dat smaakt, zei de boer, en hij at de pap van žijn kind op. (Harrebomée, I, 69.)
10. Jedem das Seine, so bleibt die Freundschaft frisch.
Holl.: Elk het zijne houdt de beste vriendschap. (Harrebomée, II, 415a.)
11. Jedem das Seine, wenn ich nur erst mein Geld habe.
12. Jedem et sing, dann hät der Düvel niks. (Köln.) – Weyden, IV, 14; für die Grafschaft Mark: Woeste, 77, 299; hochdeutsch bei Simrock, 5215.
In Bedburg: Jiddem et Senk, dann hät der Düvel nex. Aber sollte, wenn jeder das Seine bekommt, nicht auch der Teufel das Seine kriegen?
Dän.: Naar enhver faaer sit, faaer fanden intet. (Bohn I, 391.)
13. Jedem ist das Seine lieb.
Böhm.: Každému své i nemyté bílo. – Svůj svého želí. (Čelakovsky, 245 u. 396.)
Frz.: Chacun ayme le sien. – Chacun ayme mieux le sien petit, que il ad en pais sanz doutance qu'autrui richesse à mésestance. (Leroux, II, 196.)
Lat.: Meus mihi, suus cuique carus est. (Plautus.) (Philippi, I, 249.)
14. Jeder hält das Seine für schön.
Lat.: Suum cuique pulchrum. (Tappius, 81a; Philippi, II, 208.)
15. Jeder kann mit dem Seinen thun, was er will.
Lat.: Rei suae quilibet est moderator. (Seybold, 525.)
16. Jeder mag das Seine frei brauchen und besitzen. – Graf, 93, 152.
Altfries.: Eyn iewelick man mac syn selues vry braken ende besitten. (Richthofen, 34.)
17. Jeder soll das seine thun, so wird es wol im Hause stan. – Lehmann, 752, 56.
Lat.: Tu praesens cura, Domino permitte futura. (Binder I, 1768; II, 3355; Seybold, 612.)
18. Jeder soll mit dem Seinen zufrieden sein.
Lat.: Esto quod es; quod sunt alii, sine quemlibet esse; quod non es, nolis; quod potes esse, velis. (Seybold, 152.)
19. Jeder treibe das Seine und lass andern das Ihre.
Lat.: Arma magis, quam jura, milites nosse debent. (Seybold, 36.)
Port.: Cada hum trate de si, e deixe os outros. (Bohn I, 271.)
20. Jeder warte des Seinen und gaffe nicht auf andere.
Frz.: L'on n'aura jà à faire que pour le sien. (Leroux, II, 254.)
21. Jedermann nutzt wohl das Seine. – Graf, 93, 156.
Mhd.: Eyn ydirmann nuzit wol daz sine. (Daniels, 431, 6.)
Dän.: Hver gjør sig sit det nyttigste, han kand. (Prov. dan., 233.)
22. Jidem et Sin, mar voerers et ek min. (Deutz.)
23. Lass jedem das Seine, so behältst du das Deine.
Dän.: Lad du enhver beholde sit, saa beholder du og dit. (Prov. dan., 370.)
Engl.: Leave to every one what is his own, and thou wilt keep what is thine.
24. Lass jedem das Seine und bewahre das Deine. – Petri, II, 433.
25. Lass jeden für das Seine sorgen, bezahlt er nicht, so mag er borgen. – Petri, II, 433.
26. Wenn ein jeder das seine kriegt (weg), so bleibt dem Teuffel ein Dreck. – Petri, III, 13.
27. Wenn jeder nach dem Seinen greift, so kommen die Hände zusammen.
Frz.: En gardant le sien on fait guerre à autruy. (Leroux, II, 218.)
28. Wer das sein nit kündig helt zu rath, der wirt nit reich, sein wirt nit rath. – Franck, II, 52a.
[525] 29. Wer das Seine bald verzehrt, sein Freud in Leid sich bald verkehrt. – Chaos, 677.
30. Wer das seine bestelt, der ist kein Narr. – Petri, II, 689.
31. Wer das Seine erhält, verliert nichts.
Frz.: Qui a le sien rien ne perd. (Leroux, II, 290.)
32. Wer das Seine nicht bewacht, wird, wenn's verloren, nur verlacht.
Poln.: Kijem tego, co nie pilnuje swego. (Lompa, 15.)
33. Wer das Seine vergeudet hat, der muss die Geissel essen.
34. Wer das Seine verprasst, fällt andern zur Last.
Dän.: Naar hver beholder sit, saa faaer fanden intet. (Prov. dan., 155.)
Frz.: Qui le sien gaste, à l'autrui tend. (Cahier, 801.)
Lat.: Quae tua sunt, agas. (Tertius.) (Eiselein, 566.)
35. Wer das Seine verthut vorm Tod, kommt hernach in bittre Noth.
Frz.: Qui donne le sien avant mourir bientost s'appreste à moult souffrir. (Leroux, II, 296.)
36. Wer das Seine wohl behut, ist auch treu in fremdem Gut.
Frz.: Qui le sien garde assant l'autruy. (Leroux, II, 300.)
37. Wer das Seine wohl verwahrt, dem bleibt manche Sorg' erspart.
Port.: Minha arca cerrada, minha alma sã. (Bohn I, 283.)
38. Wer das Seine zu Rathe hält, weiss den Sparpfennig zu finden.
39. Wer mit dem Seinen fertig ist, zu spät die letzten Tropfen misst.
40. Wo man das Seine findet, kann man es wieder nehmen.
Frz.: On reprend son bien par tout où on le trouve. (Kritzinger, 687a.)
*41. Er trägt all das Seine bei sich.
Frz.: Le porte tout quant et moy, quant tout mon bien est dedans moy.
Lat.: Omnia mea mecum porto. (Bovill, II, 31.)
*42. Het iederman das sein, so werest wol so arm als ein anderer. – Franck, II, 88a; Sailer, 122; Simrock, 5216; Körte, 3161.
*43. Sich an dem Seinen genügen lassen. – Eyering, III, 303.
*44. Sich von dem Seinen nähren.
Lat.: Suo succo victitare. (Seybold, 590.)
45. Jedem das Seine, Ehre dem Höhern, Milde dem Niedern, Gefälligkeit deines Gleichen, Liebe allen.
Lat.: Minores te comem, majores reverentem, pares facilem inveniant. (Sailer, Sprüche, 187, 97.)
Brockhaus-1809: Das Seine- und Oise-Departement · Das Seine- und Marne-Departement · Die Seine
Brockhaus-1911: Seine-et-Marne · Seine · Seine-Inférieure · Seine-et-Oise · Romilly-sur-Seine · Ivry-sur-Seine · Boulogne-sur-Seine · Nogent-sur-Seine · Neuilly-sur-Seine
Heiligenlexikon-1858: Seine, S.
Herder-1854: Seine · Chatillon sur Seine
Meyers-1905: Seine-Bank · Seine [2] · Seine-et-Marne · Vitry-sur-Seine · Seine-et-Oise · Seine [1] · Dietrich und seine Gesellen · Boulogne-sur-Seine · Neuilly-sur-Seine · Romilly-sur-Seine · Pont-sur-Seine
Pierer-1857: Nieder-Seine · Seine · Unter-Seine · Gyé-sur-Seine · Bar sur Seine · Braye sur Seine · Epinay sur Seine
Buchempfehlung
»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818
88 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro