[634⇒] Fürth. 1) F. in Bayern, Bezirksstadt im Reg.-Bez. Mittelfranken, am Zusammenfluß der Rednitz und Pegnitz, (1900) 54.822 E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Bezirksgremium, Gymnasium, städtische Gemäldegalerie, Taubstummenanstalt; Spiegel-, Zinnfigurenfabrikation, Metallschlägerei und Hopfenhandel. – 2) F. im Odenwald, Flecken in der hess. Prov. Starkenburg, (1900) 1454 E., Amtsgericht. [⇐634]
[224⇒] Fürth, 1) unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Mittelfranken, am Zusammenfluß der Rednitz (Regnitz) und Pegnitz, in fruchtbarer Gegend unweit des Ludwigkanals, nordwestlich von Nürnberg, 300 m ü. M. Von kirchlichen Gebäuden hat die Stadt vier evang. Kirchen (darunter die alte gotische St. Michaeliskirche), eine kathol. Kirche u. eine Synagoge.
Von andern Bauwerken ist besonders das nach dem Vorbilde des Palazzo Vecchio in Florenz erbaute Rathaus mit 55m hohem Turme bemerkenswert. An Denkmälern besitzt die Stadt ein schönes Kriegerdenkmal und einen Monumentalbrunnen. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1900) mit der Garnison (1 Inf. Bat. Nr. 21, 1 Feldart.-Reg. Nr. 21, 1 Eskadron Chevaulegers Nr. 1 und 1 Trainbat. Nr. 3) auf 54,820 Seelen, davon 18,470 Katholiken und 3017 Juden. F. ist eine wichtige Fabrikstadt und bildet mit Nürnberg gleichsam Einen Industrieort. Bedeutend ist die Fabrikation von Spiegelgläsern (1500 Arbeiter) und Spiegelrahmen (1600 Arbeiter), Bronzefarben und Rauschgold, Bleistiften, Galanteriewaren, Brillen und andern optischen Waren, Spazierstöcken und Blechspielwaren aller Art. Ebenso bedeutend sind die Blattmetall-, Feingold- und Silberschlägereien, Möbel-, Drechslerwaren- und Wagendeckenfabrikation wie die Herstellung von Chromolithographien, Luxuspapier und Bilderbüchern. Außerdem besitzt F. zwei große Zichorienfabriken und größere Maschinenfabriken für Brauereieinrichtungen, Jalousiefabrikation, Gerbereien, Filzschuhfabriken, große Bierbrauereien etc. Der Handel, unterstützt durch ein Bezirksgremium, durch eine Reichsbanknebenstelle, eine Filiale der Bayrischen Notenbank und andre Bankinstitute, erstreckt sich nach allen Ländern Europas und vielen überseeischen Staaten. Ausgeführt werden hauptsächlich Bronzefarben, Blattmetall, Spiel-, Galanterie- und Manufakturwaren, Buntpapier, Reklameartikel, optische Waren, Spiegelglas etc. Außer mit seinen Industrieerzeugnissen treibt F. noch einen ausgedehnten Handel mit Eisen und andern Metallen, Hopfen, Wolle, Kolonial- und Strumpfwirkwaren, Tuch, Kohlen etc. Zur Kirchweih (Michaelis) findet alljährlich eine elftägige, stark besuchte Messe statt. Den Verkehr in der Stadt und mit Nürnberg vermittelt eine elektrische Bahn. Für den Eisenbahnverkehr ist F. Knotenpunkt der Staatsbahnlinien München-Hof und Passau-Würzburg, der Eisenbahn Nürnberg-F. und der Eisenbahn F.-Kadolzburg. An Bildungsanstalten und ähnlichen Instituten besitzt die Stadt ein Gymnasium, 2 Realschulen (eine israelitische), eine Fachschule für Holzindustrie, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Stadtbibliothek, ein israelitisches Waisenhaus, ein Mädchenwaisenhaus, ein Sanatorium für weibliche Lungenkranke, Diakonissenanstalt etc. Von Behörden haben dort ihren Sitz: ein Bezirksamt, ein Landgericht, ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt und das Kommando der 5. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 21 Magistratsmitglieder und 42 Stadtverordnete. 3 km westlich von F. liegt die alte Fest e, eine ehemalige, 1388 im Städtekrieg zerstörte Burg, die im Dreißigjährigen Kriege Kern des Wallensteinschen Lagers bei F.-Nürnberg war, mit einem Turm, von dem man eine herrliche Rundsicht hat. Zum Landgerichtsbezirk F. gehören die 8 Amtsgerichte: Erlangen, F., Herzogenaurach, Kadolzburg, Markterlbach, Neustadt a. A., Scheinfeld und Windsheim. F. verdankt seine Entstehung einer Kapelle, die Karl d. Gr. zu Ehren des heil. Martin erbauen ließ. Später kam die Vogtei F. an die Burggrafen von Nürnberg und wurde von Konrad III. 1314 dem Bistum Bamberg hinterlassen. Im Dreißigjährigen Kriege schlug Wallenstein 16. Juli 1632 bei F. das befestigte Lager auf, das Gustav Adolf 3. Sept. vergeblich zu erstürmen versuchte; 1634 wurde F. von den Kroaten niedergebrannt. Kaum wieder erbaut, brannte es 1680 noch einmal ab. Es kam 1792 unter preußische und 1806 unter bayrische Herrschaft; 1818 erhielt es Stadtrecht. Vgl. Fronmüller, Chronik der Stadt F. (2. Ausg., Fürth 1887); Morgenstern, Die Fürther Metallschlägerei (Tübing. 1890); Lotter, Großindustrie und Großhandel von Nürnberg-F. und Umgebung (Nürnb. 1894); Wüstendörfer, Wanderungen durch F. (Fürth 1898). 2) Flecken in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim, im Odenwald und an der preußisch-hess. Staatsbahnlinie Weinheim-F., hat eine kath. Kirche, Amtsgericht und (1900) 1454 Einw. [⇐224]
[806⇒] Fürth, Stadt am Einflusse der Pegnitz in die Rednitz, im Landgericht Nürnberg im baierischen Kreise Mittelfranken; Landwirthschafts- u. Gewerbschule, jüdische Universität (Talmundschule), jüdischgeistliches u. weltliches Gericht, 2 hebräische Buchdruckereien, Gesellschaft für Beförderung vaterländischer Industrie u. and. Anstalten; Fabriken in Tabak, Spiegeln, Leonischen Tressen, Uhrgehäusen, Dosen u. diversen Kurzwaaren; ferner viele Goldschläger, Schlosser (die bes. Kaffeemühlen fertigen), Kammmacher u.a.; 14tägige Messe (Kirmes) um Michaelis; Hospital, Freimaurerloge zur Wahrheit u. Freundschaft; 16,000 Ew., darunter 3000 Juden. Seit 1835 ist F. durch eine Eisenbahn (die erste in Deutschland) mit dem 11/2 Stunde entfernten Nürnberg verbunden. F. entstand durch den Bau einer Kapelle, angeblich von Karl dem Großen dem St. Martin zu Ehren aufgeführt. Der durch zahlreiche Wallfahrten rasch in Aufnahme gekommene Ort kam an Baiern u. 1007 an das Hochstift Bamberg. Die Vogtei über F. hatten nach einander die Grafen von Kassel, die Markgrafen von Vohburg u. die Burggrafen von Nürnberg. Im Dreißigjährigen Kriege wurde es von den Schweden besetztdann von den Kaiserlichen u. 1634 vollends von den Kroaten niedergebrannt. 1680 brannte es wieder ab. 2) Flecken an der Weschnitz im Kreise Heppenheim der großherzoglich hessischen Provinz Starkenburg (war 1802 kurmainzisch): 1400 Ew. [⇐806]
[826⇒] Fürth, bayer. Fabrik- und Handelsstadt 2 St. von Nürnberg, mit demselben durch eine Eisenbahn verbunden, 16700 E., darunter über 3000 Juden. Industrie: Galanterie- und Bijouteriewaaren, optische Instrumente, Siegellack, geschlagenes Gold und Silber, Papierwaaren, Baumwollezeuge, Ultramarin. [⇐826]
[372⇒] *Fürth war ehedem ein Eigenthum der Domprobstei zu Bamberg; Brandenburg aber besaß das Geleitsrecht und machte über die Landeshoheit lange Ansprüche, bis endlich 1803 die vielen Streitigkeiten dahin entschieden wurden, daß Pfalzbayern es an den König von Preußen vertauschte. Indeß änderte sich auch diese Herrschaft bald wieder, indem es 1806 bei dem bekannten Wechsel der Dinge zugleich mit Anspach an Bayern kam, und nunmehr zu dem Schwabacher, oder, nach der neusten Verordnung, zu dem Pegnitz-Kreis mit gerechnet wird. – Der größte Theil der Einwohner besteht aus Manufakturarbeitern, welche ihre verfertigten Waaren entweder an die Nürnberger Kaufleute absetzen, oder sie [⇐372][373⇒] auch anderwärts verführen und bedeutende Geschäfte machen. So giebt es z. B. nur allein 130 Drechsler, welche niedliche Arbeiten aus Holz, Bein und Metall liefern, 142 Tischler, 211 Goldarbeiter, 37 Bleistiftmacher etc. – Die Juden haben übrigens hier eine Universität von 170 bis 200 Studenten. [⇐373]
[73⇒] Fürth, Hofmark an der Rednitz, eine Stunde von Nürnberg, aus welcher Stadt sich wegen der schweren Nürnberger Auflagen eine Menge Künstler und Fabrikanten hierher gezogen, und Fürth zu einer sehr ansehnlichen Stadt erhoben haben. Man zählt 16,000 Einwohner daselbst, unter denen sich 7000 Juden befinden, welche hier ihr eignes Gericht, drei Hauptschulen, eine Buchdruckerei etc. haben, und beinahe eine förmliche Republik ausmachen. Der Markgraf von Anspach hat hier eigentlich alle Gerichtsbarkeit; doch haben auch Bamberg und Nürnberg einige Rechte daselbst. [⇐73]
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