Adalbert

[91] Adalbert (Adelbert, »der an Geschlecht Glänzende«), 1) A. von Prag (eigentlich Wojtech), Apostel der Preußen, Sohn des böhmischen Fürsten Slavnik und zu Magdeburg gebildet, wurde 982 zum Bischof von Prag geweiht. 988 begab er sich nach Monte Cassino und von da in das aventinische Kloster zu Rom. 993 in sein Bistum zurückgerufen, verließ er seinen Sprengel von neuem und suchte das Christentum in Ungarn zu verbreiten. 996 begab er sich von Rom aus zum Kaiser Otto III. nach Mainz und von da nach Polen zum Herzog Boleslaw, um den dortigen heidnischen Völkern, namentlich den Preußen, das Christentum zu verkündigen, ward aber 997 erschlagen. Seine Leiche ist im Dom zu Gnesen beigesetzt, von wo sie angeblich 1038 nach Prag übergeführt wurde; hier fand man die Gebeine 1880 in einer Gruft am Domplatz und begrub sie in der Domkirche. Gedächtnistag der 23. April. Die Biographien Adalberts von dem Mönch Canoparius und dem Erzbischof Bruno sind abgedruckt in den »Monumenta Germaniae historica«, Scriptores IV (deutsch von Hüffer, Berl. 1857). Vgl. Kaindl in den »Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung«, Bd. 19 u. 20.

2) Erzbischof von Hamburg-Bremen, Sohn des Grafen Friedrich von Goseck, geboren um 1000, gest. 16. März 1072 in Goslar, trat als Mitglied des Halberstädter Domstiftes in den geistlichen Stand und ward von Kaiser Heinrich III. 1043 (oder 1045) zum Erzbischof ernannt. Er war von feingebildetem Geist und reinem Lebenswandel, neigte aber zu Stolz und Eitelkeit. Mit dem sächsischen Herzogshaus der Billunge verfeindet, schloß er sich eng an das Königtum an. 1053 von Papst Leo IX. zum Legaten im Norden ernannt, erhielt er die geistliche Herrschaft über ganz Skandinavien und breitete das Christentum bei den Wenden aus. Seit 1063 mit dem Erzbischof Anno von Köln Vormund des minderjährigen Heinrich IV., wußte er Anno zu verdrängen und den jungen Fürsten so zu beherrschen, daß er nach 1065 das Reich allein regierte. Obgleich ihn die Reichsfürsten im Januar 1066 auf dem Reichstag zu Tribur vom Hofe Heinrichs verbannten und zur Niederlegung der Reichsgeschäfte nötigten, war er doch schon 1069 wieder im Besitz seines frühern Einflusses. Seinen Plan, ein nordisches Patriarchat zu gründen, vereitelte die römische Kurie; überdies erlitten die Kirche und Adalberts Einfluß im Osten und Norden gerade damals große Verluste. Sein Leben beschrieb Adam von Bremen (s. d., S. 94). Vgl. Grünhagen, A. von Bremen und die Idee eines nordischen Patriarchats (Leipz. 1854); v. Noorden, Historische Vorträge (das. 1884).

3) Erzbischof von Mainz (1111–37), Sohn eines Grafen von Saarbrücken, wurde geistlich, fand früh Aufnahme in der kaiserlichen Kanzlei und erlangte von Heinrich V., als dieser 1105 seinem Vater die Krone entriß, zum Kanzler gewählt, beim König großen Einfluß. Eifrig verfocht er die königlichen Rechte gegenüber dem Papst, ihm verdankte im besondern Heinrich den Sieg über Papst Paschalis II. beim Römerzug 1111. Zur Belohnung zum Erzbischof von Mainz ernannt, ward er nun des Kaisers heftigster Gegner. Als er sich mit den aufständischen sächsischen Fürsten verband, ließ ihn der Kaiser verhaften und absetzen; doch wurde A. 1115 durch die Mainzer Bürger befreit und sprach sogar den Bann über Heinrich aus. Fortwährend schürte er den Bürgerkrieg; wiederholte Vertreibung aus Mainz konnte ihn nicht beugen. Auch nach der Schlichtung des königlich-päpstlichen Streites im Wormser Konkordat (1122) hörten seine Hetzereien nicht auf. Nach Heinrichs Tode wirkte er für die Wahl des päpstlich gesinnten Lothar. Vgl. Kolbe, Erzbischof A. I. von Mainz und Heinrich V. (Heidelb. 1872).

4) Heinrich Wilhelm A., Prinz von Preußen, Sohn des Prinzen Wilhelm, des jüngsten Bruders König Friedrich Wilhelms III., und der Prinzessin Maria Anna von Hessen-Homburg, geb. 29. Okt. 1811 in Berlin, gest. 6. Juni 1873 in Karlsbad. Vom König für die Artillerie bestimmt, wurde er 1831 ihr als Kapitän überwiesen, 1839 mit der Führung der Gardeartilleriebrigade betraut und 1843 nach dem Tode des Prinzen August zum Ersten Inspekteur der Artillerie ernannt. Allein von frühester Jugend an waren seine Neigungen dem Seewesen zugewendet, und obwohl nur von wenigen Zeitgenossen (wie Gneisenau) gefördert, erkannte er schon früh in der Schaffung einer preußischen Flotte seine Lebensaufgabe. Solange die Beschränktheit der Mittel auf lange Zeit die Ausführung seiner Pläne hinderte, fand er Ersatz in weiten Reisen, wodurch er die fremden maritimen Einrichtungen kennen lernte. Seine Brasilienfahrt beschrieb er selbst (»Aus meinem Reisetagebuch 1842 bis 1843«, als Manuskript gedruckt Berl. 1847). Seine seemännischen Erfahrungen legte er mannigfach in Denkschriften nieder; schon 1836 führte er dem König aus, daß der unbestrittene Sieg des Dampfes über die Segelkraft für Preußen die Gelegenheit bote zur Erlangung einer von vornherein gewaltigen Seemacht. Von der Spitze einer preußischen Marinekommission wurde er durch den Reichsverweser Erzherzog Johann zur Leitung der technischen Marinekommission nach Frankfurt berufen. Nach Berlin zurückgekehrt, wurde er zum Oberbefehlshaber sämtlicher Schiffe, 1853 zum Oberbefehlshaber der Marine und 1854 zum Admiral der Küste ernannt. Als solcher bestrafte er die Wegnahme eines preußischen Kauffahrers durch Kabylen 1856 durch eine Landung bei Kap Tres Forcas, leitete die Operationen der preußischen Schiffe im dänischen Krieg 1864 in der Ostsee und hob die Marine trotz vielfacher Hemmnisse auf die Stufe, auf der dann das Deutsche Reich weiter bauen konnte. In Wilhelmshaven, um dessen Erwerbung und Ausbau A. ebenfalls Verdienste sich erworben, steht sein Denkmal. Vgl. Batsch, Admiral Prinz A. von Preußen (Berl. 1890). – Vermählt war Prinz A. seit 20. April 1850 mit der zur Frau von Barnim erhobenen Therese Elßler in morganatischer Ehe, aus der ein Sohn stammte, Freiherr Adalbert von Barnim, geb. 1841, gest. 12. Juli 1860 auf einer mit R. Hartmann unternommenen Reise in Rosseires am Blauen Nil. Vgl. Hartmann, Reise des Freiherrn A. v. Barnim durch Nordostafrika (Berl. 1863).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 91.
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