Eckstein

[357] Eckstein, 1) Friedrich August, Schulmann und Philolog, geb. 6. Mai 1810 in Halle, gest. 15. Nov. 1885 in Leipzig, studierte 1827–30 in Halle, ward 1831 Lehrer an der Hauptschule, 1839 Oberlehrer am Pädagogium daselbst, 1842 Rektor der Hauptschule und daneben 1849 Kondirektor der Franckeschen Stiftungen. 1863 wurde er Rektor des Thomasgymnasiums zu Leipzig, zugleich außerordentlicher Professor der klassischen Philologie an der Universität daselbst, 1865 auch Direktor der philologischen Abteilung des pädagogischen Seminars, legte jedoch 1881 sein Schulamt nieder. E. war 1849–51 und 1858–60 Mitglied der preußischen Zweiten Kammer. Aus seiner schriftstellerischen Tätigkeit heben wir die Ausgaben des Tacitus, Nepos, Phädrus und Horaz für die Schule sowie die Abhandlungen zur Geschichte der Philologie und Pädagogik hervor. Wir nennen besonders: »Nomenclator philologorum« (Leipz. 1871) und »Lateinischer Unterricht« (das. 1882; Abdruck aus Schmids »Enzyklopädie«), in erweiterter Gestalt erschienen u. d. T. »Der lateinische und griechische Unterricht« (hrsg. von Heyden, das. 1887).

2) Ernst, Dichter und Schriftsteller, geb. 6. Febr. 1815 in Gießen, gest. 18. Nov. 1900 in Dresden, studierte 1863–67 in Gießen, Bonn, Berlin und Marburg Philologie und Philosophie und wandte sich 1868 nach Paris, wo er sein Erstlingswerk, das humoristische Epos »Schach der Königin« (Stuttg. 1870; 3. umgearbeitete Aufl., das. 1877), vollendete. Das groteske Nachtstück »Die Gespenster von Varzin« (3. Aufl., Leipz. 1877), das komische Epos »Der Stumme von Sevilla« (Stuttg. 1871) und die »Pariser Silhouetten« (3. Aufl., Leipz. 1876) fallen gleichfalls in diese Zeit. Nach wiederholten größern Reisen veröffentlichte er das satirische Epos »Venus Urania« (Stuttg. 1872; 5. Aufl., Berl. 1883) und zwei Bände »Novellen« (»Margherita«, »Am Grabmal des Cestius«, »Die Moschee von Cordova« u.a., Leipz. 1874; 2. Aufl. 1880), lebte dann 1872–74 als Mitarbeiter der »Neuen Freien Presse« in Wien und nahm 1875 seinen Wohnsitz in Leipzig, wo er eine Zeitlang die poetisch-kritische Zeitschrift »Deutsche Dichterhalle« sowie (bis Ende 1882) die humoristische Wochenschrift »Der Schalk« redigierte. 1885 siedelte er nach Dresden über. Seine poetische Produktion begann etwas in die Breite zu schwellen, besonders seitdem die Humoresken »Aus Sekunda und Prima« (Leipz. 1875, 56. Aufl. 1893), aus denen »Der Besuch im Karzer« (das. 1875, 57. Aufl. 1902) besonders abgedruckt (auch dramatisiert) ward, sich eines glänzenden äußern Erfolgs erfreuten. Außer einer Reihe weiterer Humoresken sowie den Gedichtsammlungen: »Initium fidelitatis« (Leipz. 1875 u. ö.), »Exercitium Salamandri«[357] (Leipz. 1876 u. ö.), »Jucunda juventus« (das. 1893) folgten unter anderm: »Satirische Zeitbilder« (1876, 4. Aufl. 1878); »Das Hohelied vom deutschen Professor« (1878, 6. Aufl. 1890); »Pariser Leben« (4. Aufl. 1879); »In Moll und Dur«, Gedichte (1877); »Murillo«, ein Lied vom Guadalquivir (1880); »Glück und Erkenntnis«, Studienblätter und Skizzen (1881, sämtlich Leipzig) und zahlreiche Novellen: »Lisa Toscanella« (Stuttg. 1876, 3. Aufl. 1878), »Sturmnacht« (das. 1878, 2 Bde.) u.a. Von seinen Romanen, in denen er mit Vorliebe antike Stoffe behandelte, nennen wir: »Die Claudier« (Wien 1881, 3 Bde.; 16. Aufl., Leipz. 1901), »Prusias« (Leipz. 1883, 3 Bde.; 5. Aufl. 1896), »Das Vermächtnis« (das. 1884, 3 Bde.), »Aphrodite« (das. 1885), »Hertha« (Berl. 1890), »Pia« (Leipz. 1887), »Jorinde« (das. 1888), »Nero« (das. 1889, 3 Bde.), »Camilla« (das. 1889), »Dombrowsky« (Dresd. 1892, 2 Bde.), »Themis« (Berl. 1892, 2 Bde.), »Familie Hartwig« (das. 1894), »Kyparissos« (das. 1895), »Roderich Löhr« (das. 1896), »Die Hexe von Glaustädt« (das. 1898), »Die Klosterschülerin« (Dresd. 1899); »Der Bildschnitzer von Weilburg« (Berl. 1900). Ecksteins poetisches Talent zeichnet sich vor allem durch sprudelnde Laune und große Formgewandtheit aus. Schriften literarisch-ästhetischen Inhalts (zum Teil gesammelte Beiträge zu Zeitschriften) sind: »Leichte Ware« (Leipz. 1875), »Beiträge zur Geschichte des Feuilletons« (das. 1876, 2 Bde.), »Guttae in lapidem« (das. 1879), »Ringkämpfe« (das. 1886), »Verstehn wir deutsch?« (2. Aufl., Dresd. 1894) u.a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 357-358.
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