[445] Bayonnet (fr. Bayonnette), Anfangs 2-, später 3schneidige Stoßwaffe der Infanterie, auf das Gewehr gesetzt. Einige glauben, es sei von den Malaien, die auf das Gewehr ihren Kris pflanzten, zu den Holländern gekommen, die es bei ihren Regimentern in Ostindien anwendeten; die Mehrzahl nimmt an, es sei zu Bayonne 1640 erfunden, 1647 aber von den Franzosen zuerst in den Niederlanden u. von 1679 an allgemein angewendet worden, obgleich erst später die Schweden u. seit 1732 die Preußen einen umfassenden Gebrauch davon machten. Das B., welches in Gewehrfabriken (s.d.) von den Bajonnetschmieden gemacht wird, besteht aus einer langen, meist 3schneidigen u. hohlausgeschliffenen Klinge (Bayonnetklinge) u. einem hohlen Cylinder, welcher das Gewehr umschließt Bayonnetdille): beide verbindet der Bayonnethals. Die Dille wird entweder mittelst eines hakenförmigen Einschnitts, in welchen ein kleiner, am Lauf befestigter eiserner Vorsprung (Bayonnetwarze) paßt, od., wie bei den französischen Gewehren, mittelst eines darum gelegten Ringes (Bayonnetring), oder, wie bei den preußischen, mittelst einer mit dem Laufe vernieteten Feder (Bayonnetfeder) befestigt, Das B. der Jäger u. Schützen, ist meist 2schneidig (Hau-B.) u. wird gewöhnlich als Seitengewehr getragen; aufgesteckt aber umschließt es nicht den Lauf, sondern wird seitwärts der Mündung mittelst eines Bayonnetkastens u. einer Bayonnetfeder festgehalten. Das B. dient sowohl zum Angriff als zur Vertheidigung, letzteres namentlich gegen Cavallerie. Wenn es zu kurz ist, so erfüllt es seine Bestimmung nicht, zu lang wird es zu zerbrechlich od. zu schwer u. hindert am Laden. Das richtige Maß ist 1 Fuß 810 Zoll rhein. Mangel an centralem Stoß vermindert die Wirkung dieser Waffe bedeutend; doch wird es, da durch dasselbe die Schuß- mit der Stoßwaffe vereinigt wird, wahrscheinlich immer den Vorzug vor der Lanze behaupten. Es wird bes. zum Bayonnetangriff, dem Angriff einer Abtheilung Infanterie auf einen Stand haltenden Gegner mit gefälltem B., benutzt; dieser erfolgt meist, nachdem einige Patronen verfeuert sind, wird aber von braven Truppen unter Umständen auch ohne vorhergegangenes Schießgefecht u. fast immer in Colonnen ausgeführt. Die Wirkung ist mehr moralischer als physischer Natur, indem sehr selten, ja fast nie ein geschlossenes Bataillon mit einem anderen ins Handgemenge kommt, sondern fast immer ein Theil zuvor umkehrt. Man hat Beispiele, daß entschlossene Infanterie selbst Cavallerie in Front mit dem B. angegriffen, decontenancirt u. geworfen hat; dies gehört aber nur zu den seltenen Ausnahmen. Das Bayonnetfechten, die Kunst, mit dem B. auf dem Gewehr, sowohl angriffs- als vertheidigungsweise zu fechten, ist eine Erfindung der neueren Taktik. Die Fechtenden sind mit einem Küraß bekleidet, damit die Stöße der Brust nicht schaden, die alten, dazu gebrauchten Gewehre werden an der Spitze zu gleichem Zwecke mit einem Ballen von Leder versehen. Die Übungen beruhen auf der Theorie des Stoßfechtens u. bestehen im Ausstoßen gerade aus, rechts u. links gegen Cavallerie od. Infanterie, in Deckung in dieser Richtung u. in Pariren der Angriffe aus derselben. Das B. ist zur Übung, um den Soldaten Vertrauen auf seine Waffe zu gewähren u. um die Kraft des Soldaten zu stählen, ganz gut u. im Gefecht der einzelnen Infanteristen gegen feindliche Reiter vielleicht brauchbar; beim eigentlichen Bayonnetangriff in der Masse aber fast überflüssig. Der Hauptmann v. Selmnitz von der sächsischen leichten Infanterie (starb verabschiedet um 1838 in Dresden) stellte zuerst eine Theorie des B-s auf, auch ist es bei den Sachsen zuerst reglementsmäßig eingeführt worden, während es auch in Dänemark, Hessen-Darmstadt, Schweden, später in Preußen u. Hannover u. anderen Staaten vielfach zur Anwendung gekommen ist. Vgl. v. Selmnitz, Die Bayonnetfechtkunst, Dresd. 1825, 2. A. 1832; v. Rothstein, Anleitung zum Bayonnetfechten, Berl. 1853; v. Linsingen, Gymnastik u. Bayonnetfechten, Hannov. 1854.