Hahn [4]

[850] Hahn, altes, seit 1231 in Mecklenburg u. Holstein angesessenes Geschlecht, das schon seit dem 14. Jahrh. Basedow als Stammgut besaß, der Stammvater des Geschlechts ist 1) Eckhard, 1230–1278 Ritter u. Rath des Fürsten Johann von Mecklenburg, vermählt mit Salburg-Kettelhot. Das Geschlecht blüht jetzt in mehreren Häusern. Der ältere Ast: I. Gräfliches Haus in Mecklenburg, welcher seit 1469 die Würde des Erbmarschallamtes des Landes Stargart hat u. 1802 in den Grafenstand erhoben wurde; dazu gehören: 2) Graf Friedrich, geb. 1742, mecklenburg-strelitzscher Erblandmarschall, besaß 99 Güter in Mecklenburg u. Holstein, er erwarb die gräfliche Würde u. st. 1805. Nach seinem Tode theilte sich das Haus in zwei Linien, die ältere, A) Hahn-Hahn, Lutherischer Confession; jetziger Chef: 3) Graf Friedrich Wilh. Adolf, Enkel des Vorigen, Sohn des 1805 verstorbenen Grafen Ferdinand, geb. 1804, ist, nachdem er von der Gräfin H. 6) geschieden worden, seit 1830 mit der Gräfin Agnes von Schlippenbach vermählt; sein ältester Sohn aus zweiter Ehe ist Kuno, geb. 1832. B) Die andere Linie, Hahn-Renhaus, in Holstein, katholischer Confession, Stifter: 4) Graf Karl Friedrich, geb. 1782 in Remplin. Diesem H. wurde besonders durch einen Aufenthalt in Hamburg 1797–99 seine Lebensbahn u. die lebhafteste Neigung für das Theater vorgezeichnet. Er gründete daher auf seinem Gute Remplin um 1709 ein Liebhabertheater, wo die größten Künstler damaliger Zeit auftraten, u. 1804 eine eigene Schauspielergesellschaft, die unter der Unterdirection des Schauspielers Scherer die benachbarten Städte Wismar, Güstrow, Neubrandenburg besuchte, er übernahm auch 1805 mit seiner Gesellschaft das Hoftheater in Schwerin u. folgte mit dieser Gesellschaft dem Herzog 1806 nach Altona. Diese Neigung alterirte aber seine Finanzen dermaßen, daß er 1808 seine Güter einem Sequester überlassen mußte. Nachdem er den Krieg von 1813–15 in mecklenburgischen Diensten mitgemacht hatte kehrte er zum Theater zurück, leitete 1817–20 wandernde Gesellschaften, 1821–24 das Theater in Lübeck, 1829–31 eine Gesellschaft in Vorpommern, 1833 in Magdeburg, 1834–36 in Sachsen, 1837 in Altona, später wieder in Lübeck u. st. 21. Mai 1857 in Altona. 5) Graf Ferdinand, Sohn des Vorigen, geb. 11. Juni 1809, ist dänischer Hofjägermeister u. seit 1845 vermählt mit Nanco von Hedemann; sein ältester Sohn Eustats ist 1846 geboren. 6) Gräfin Ida Maria Louise Gustava, Schwester des Vorigen, geb. 22. Juni 1803 zu Tressow in Mecklenburg-Schwerin, lebte 1813 mit ihrer Mutter in Rostock, später in Neubrandenburg, seit 1821 in Greifswald, besuchte 1825 Dresden, verheirathete sich 1626 in Greifswald mit H. 3); aber 1821 wurde die Ehe gelöst, u. die H. reiste 1835 u. 1836 nach der Schweiz, 1837 nach Wien, 1838–39 nach Italien u. Sicilien, 1840–41 wieder nach Italien, Spanien, durch ganz Frankreich, im Sommer 1842 nach Schweden, 1843 nach dem Orient, dazwischen kehrte sie immer nach Deutschland zurück u. lebte abwechselnd in Greifswald, Berlin u. Dresden; 1850 trat sie in Berlin zur Kaholischen Kirche über; ging 1852 nach Angers u. ließ sich dort in das Mutterhaus des Ordens vom guten Hirten aufnehmen; sie schr.: Gedichte, Lpz 1835; Neue Gedichte, ebd. 1836; Venetianische Nächte, ebd. 1836; Lieder u. Gedichte, Berl. 1837; Aus der Gesellschaft, ebd. 1838; Astralion, ebd. 1839; Der Rechte, ebd. 1839; Jenseits der Berge, Lpz. 1840, 2 Bde.; Gräfin Faustine, Berl. 1841, 2. Aufl. 1842; Reisebriefe, ebd. 1841, 2 Bde.; Ulrich, ebd. 1841, 2 Bde.; Erinnerungen aus u. an Frankreich, ebd. 1852; Die Kinder auf dem Abendberg, ebd. 1842; Ein Reiseversuch im Norden, ebd. 1843; Sigismund Forster, 1843; Cecil, 1844, 2 Bde. (Fortsetzung von Sig. Forster); Orientalische Briefe, 1844, 3 Bde.; Zwei Frauen, 1845, 2 Bde.; Clelia Conti, 1846; Sibylle (eine Selbstbiographie), 1846; Levin, 1848, 2 Thle. Gesammtausgabe der Romane: Aus der Gesellschaft, 1845. Nach ihrem Übertritt zum Katholicismus schrieb sie: Unserer lieben Frau (Gedichte an die heiligen Jungfrau), Mainz 1851; Von Babylon nach Jerusalem, 1851 (ihre Bekehrungsgeschichte); Aus Jerusalem, 1851; Die Liebhaber des Kreuzes, Main; 1852; Büchlein vom guten Hirten, ebd. 1853; Bilder aus der Geschichte der Kirche, ebd. 1856.

Der jüngere Ast blieb freiherrlich u. ist in Kurland u. Mecklenburg begütert; er blüht im Mannsstamm noch in folgenden Häusern: II. Haus zu Postenden, Lutherischer Confession; Chef: 7) Freiherr Theodor, Sohn des 1823 verstorbenen Freiherrn Adolf Georg Wilhelm, geb. 1788, kaiserlich[850] russischer wirklicher Staatsrath u. seit 1812 vermählt mit Henriette geb. Gräfin von Pahlen, sein ältester Sohn Edmund ist 1813 geboren. III. Haus zu Memelhof, Lutherischer Confession; Chef: 8) Freiherr Franz, Sohn des 1850 verstorbenen Freiherrn Johann, geb. 1821, vermählt seit 1856 in zweiter Ehe mit Ernestine, geb. v. Düsterloh; sein älterer Sohn aus erster Ehe (mit Henriette geb. v. Brunnow, st. 1855), Jakob, ist 1847 geboren. IV. Rothes Haus, lutherisch; Chef: 9) Freiherr Wilhelm, geb. 1802, vermählt seit 1830 mit Valerie geb. v. Schilling, sein Sohn Wilhelm ist 1832 geboren. V. Öselsches Haus, lutherisch u. griechisch-katholisch; Chef: 1) Freiherr Wilhelm, Sohn des 1854 verstorbenen Freiherrn Ernst, geb. 1800; vermählt seit 1845 in zweiter Ehe mit Julie geb. v. Grave, sein Sohn Theodor ist 1848 geboren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 850-851.
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