Petersen

[908] Petersen, 1) Johann Wilhelm, geb. 1. Juni 1649 in Osnabrück, wo sein Vater in Unterhandlungsgeschäften war, wurde in seiner Vaterstadt Lübeckerzogen u. studirte seit 1669 in Gießen, Rostock, Leipzig, Wittenberg u. Jena Theologie u. Philosophie; er war Anfangs Privatdocent in Gießen, neigte sich zum Pietismus hin u. lebte dann einige Zeit bei Spener in Frankfurt; 1676 wurde er Professor der Poesie in Rostock, 1677 Prediger an der Ägidienkirche[908] in Hannover, 1678 Hofprediger u. Superintendent in Eutin u. 1688 Superintendent in Lüneburg, aber weil er das Fräulein Juliane von Asseburg bei sich aufhielt u. deren chiliastische Ansichten vertheidigte, 1692 seiner Stelle entsetzt u. des Landes verwiesen; er hielt sich nachher in Magdeburg auf, kaufte sich dann ein Gut in dem nahen Nieder-Dodeleben, welches er später mit Thymen bei Zerbst vertauschte, wo er den 31. Januar 1727 st. Seine schwärmerischen u. chiliastischen Meinungen hat er in zahlreichen Schriften (an deren mehrern seine gleichgesinnte, erhaltener Offenbarungen sich rühmende Gattin Johanna Eleonore geb. von Merlau Theil hatte), namentlich in: Wahrheit des herrlichen Reiches Jesu Christi 1693, u. Μυστήριον ἀποκαταστάσεως πάντων, d.i. Geheimniß der Wiederbringung aller Dinge, Frankf. a.M. 1701–10, 3 Bde., Fol., u. Gedichten: Uranias de operibus Dei magnis, herausgeg. von Leibnitz, u. Stimmen aus Zion, Halle 1698–1701, 3 Thle., ausgesprochen u. vertheidigt. Er schr. noch: Spruchkatechismus, Plön, 1680; Erklärung der Psalmen Davids (1719), des Jesaias (1719), Jeremias (1719), Ezechiel (1719), Daniel (1720) u. der kleinen Propheten (1723). Lebensbeschreibung von ihm selbst, 1717, 2. Aufl. 1719. 2) Frederik Christian, geb. 1786 in Antvorskov auf Seeland, studirte seit 1803 Theologie u. Philologie in Kopenhagen, habilliirte sich 1814 an der dortigen Universität u. wurde 1842 Professor der Philologie. Er schr. u.a.: Inledning til Archäologiens studium, Kopenh. 1825 (deutsch von Friedrichsen, Lpz. 1829); Handbuch der griechischen Literaturgeschichte, ebd. 1826, n.A. 1830 (deutsch Hamb. 1834). 3) Niels Matth., geb. 1791 in Sanderum auf Fühnen, wurde 1815 Lehrer am Seminar in Brahetrolleborg auf Fühnen, privatisirte seit 1826 in Kopenhagen u. wurde 1830 Registrator beim geheimen Archiv; er schr.: Dänische Wortbildungslehre, Kopenh. 1826; Geschichte der Dänischen, Norwegischen u. Schwedischen Sprache, ebd. 1829 f., 2 Bde.; Dänische Sprachlehre für Deutsche, ebd. 1829; Handbuch der altnordischen Geographie, ebd. 1834; Dänemarks Geschichte in der ältesten Zeit, ebd. 1834 f., 3 Bde.; Bidrag til den danske Literatur Historie, ebd. 1853; übersetzte dänisch den 4.–10. Theil der Fornmanna-Sögur. 4) Adolf Cornelius, geb. den 23. Juli 1804 in Wester Bau in Schleswig, wurde 1827 Observator auf der Altonaer Sternwarte u. Ende 1850 Schumachers Nachfolger als Director daselbst; er st. 3. Febr. 1854. Er hat vier Kometen entdeckt u. war Mitredacteur der von Schumacher 1821 begründeten Astronomischen Nachrichten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 908-909.
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