Sintĕnis

[133] Sintĕnis, 1) Karl Heinrich, geb. 1744 in Zerbst, wurde 1771 Rector in Torgau u. 1783 Rector in Zittan; 1789 dort entlassen privatisirte er in Zerbst, wo er 1816 starb; er schr.: Theophron, Zerbst 1800; Lehrbuch der moralischen Vernunftreligion, Altenb. 1802; Geron u. Palämon, Zerbst 1803; mehre Anleitungen zu lateinischen Stylübungen; u. gab den Gradus ad Parnassum (s.d.) neu heraus. 2) Christian Friedrich, Bruder des Vor., geb. 1750 in Zerbst, wurde 1774 Prediger zu Bornum im Zerbstschen, 1777 Diakonus in Zerbst, 1791 Professor am Gymnasium daselbst, auch Pastor an der Dreifaltigkeitskirche u. Consistorialrath u. st. 31. Jan. 1820. Er war ein fruchtbarer Roman- u. theologischer Schriftsteller in der rationalistischen Richtung u. schr. Hallo's glücklicher Abend (ein Fürstenspiegel), Lpz. 1783, 2 Thle.; Vater Roderich unter seinen Kindern, Wittenb. 1783, 4. Aufl. Lpz. 1817; Theologische Schriftenagende für Prediger, Lpz. 1808; Elpizon, od. über meine Fortdauer nach dem Tode, Danz. 1796, 2 Thle., 3. A. Lpz. 1810–1815, 3 Thle. (mit dem ersten Anhang: Piste von, od. über das Dasein Gottes, Danz. 1798, n. A. Lpz. 1807, u. dem zweiten Elpizon an seine Freunde, ebd. 1808); Stunden des einsamen Nachdenkens im Schoße der schönen Natur, ebd. 1810 f., 3 Thle.; Oswald, od. mein letzter Glaube, ebd. 1813, 3. Aufl. ebd. 1820; Menschenwürde, ebd. 1817; viele Predigten u. Predigtsammlungen etc. Lebensbeschreibung von F. W. von Schütz, Zerbst 1820. 3) Joh. Chr. Sigism., Bruder des Vor., geb. 1752 in Zerbst; wurde 1785 Pastor in Dornourg im Anhaltschen, 1794 Amtsprediger in Roslau, 1798 Kirchen- u. Schulinspector des Neuköthenschen Antheiles u. 1821 Superintendent daselbst u. st. 1829; er schr.: Waldro, Halle 1781, 3 Thle.; Gutmann u. Wilhelmine, ebd. 1782, 2. Aufl., ebd. 1801; Rath an meine Tochter, ebd. 1793, 2. Aufl., ebd. 1794. 4) Wilhelm Florenz, Sohn des Vor., geb. 1794 in Dornburg, wurde 1818 Pfarrsubstitut in Roßlau u. 1824 zweiter Prediger u. 1831 Pastor an der heiligen Geistskirche in Magdeburg. Als er 1840 über ein zu einem Bilde (die betende Bauernfamilie) gefertigtes Gedicht, worin die Hülfe des Henandes im Gebete erflehet war, die Bemerkung machte, daß es unbiblisch wäre zu Christo zu beten, erhoben sich die Prediger Kämpfe, Bethmann u. der Bischof Dräseke dagegen in Controverspredigten u. das Consistorium erließ unter dem 12. Febr. 1840 ein amtliches Schreiben an S., in welchem ihm sein Verfahren als Versündigung verwiesen wurde, was von Seiten S. zu Repliken führte u. zwischen ihm u. dem Consistorium einen weitläufigen Schriftenwechsel veranlaßte, bis endlich eine Weisung von Berlin erfolgte nicht mehr öffentlich darüber zu streiten. Da aber später das Consistorium S. wegen einiger zu seiner Vertheidigung gehaltenen Predigten tadelte u. mit Absetzung bedrohte, so reichte derselbe mit dem Stadtrath von Magdeburg, nachdem schon früher das betreffende Kirchencollegium sich seines Pfarrers angenommen hatte, eine Beschwerde im Namen aller Kirchencollegien u. der evangelischen Einwohnerschaft bei dem königlichen Ministerium wegen Beeinträchtigung der Glaubensfreiheit ein, worauf S. vom Ministerium eine sein Verfahren mißbilligende Resolution, der Magistrat aber beruhigende Zusicherungen erhielt. Dieser Streit (Christolatrischer Streit), welcher in Broschüren u. Tageblättern sehr lebhaft verfochten u. durch welchen Lücke zu zwei Programmen (Über Anbetung Christi, Gött. 1843) bewogen wurde, gab die Veranlassung zu der Stiftung der Protestantischen Freunde u. zu dem Entlassungsgesuch des Bischofs Dräseke. S. st 23. Jan. 1859. 5) Karl Friedrich Ferd., Enkel von S. 2), geb. 25. Juni 1804 in Zerbst, studirte seit 1822 Jurisprudenz in Leipzig u. Jena, war erst Advocat in Zerbst, wurde 1837 Professor der Rechte in Gießen, 1841 Landesregierungs- u. Consistorialrath in Dessau u. 1847 Mitglied des Landesdirectionscollegiums in Köthen u. erhielt zugleich die Leitung der Cabinetsangelegenheiten; 1848 verlor er seine Stellen, außer die im Regierungscollegium in Dessau, wurde 1849 Mitglied des Staatenhauses in Erfurt u. 1850 Präsident des Oberlandesgerichts. Er schr.: Handbuch des Gemeinen Pfandrechtes, Halle 1836; Das praktische Gemeine Civilrecht, Lpz. 1844 ff., 3 Bde.; Votum zur Frage von den Civilgesetzbüchern, Lpz. 1853; u. übersetzte das Corpus juris civilis (1829–34) u. canonici, letzeres im Auszug, ins Deutsche.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 133.
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