1. Am Angesichte sieht man's wol.
Frz.: Au vis se découvre souvent le vice.
2. Angesicht die That ausspricht. – Steiger, 38.
Lat.: Efficiunt tetrum teterrima crimina vultum.
3. Angesicht falsch bericht't.
4. Angesicht, falscher Wicht.
5. Beim Angesicht kennt man den Mohren, bei den Worten den Thoren.
Dän.: Af Ansigtet kiendes manden.
Holl.: Aan het aangezigt kent men de lieden. (Harrebomée, I, 2.)
Lat.: Frons animi interpres.
6. Blöd Angesicht macht keine scharfen Witze.
7. Das Angesicht entdeckt das innere Licht.
Dän.: Tankerne kunne ej sees, men dømmes af ansigtet.
Frz.: On ne peut pas voir les pensées, mais on en juge par le visage.
Lat.: Frons animi janua.
8. Das Angesicht ist der grösste Verräther.
Frz.: De la face le teint, descouvre la crainte. (Gruter.)
Lat.: Animi imago vultus est, indices oculi. (Cicero.)
9. Das Angesicht macht die Rechnung, die Gestalt zeuget.
10. Das Angesicht verräth den Mann (die That).
Frz.: Face d'homme porte vertu. – Le visage est le tableau de l'âme.
Lat.: Efficiunt tetrum teterrima crimina vultum. – Frons domini plus prodest, quam occipitium. – Te prodet facies, turpia cum facies.
11. Das Angesicht weiset's aus.
Lat.: Ex fronte perspicere. (Tappius, 24a.) – Vultus hominum fingit scelus. (Terenz.)
12. Ein schön Angesicht ist ein stilles Lob.
Dän.: Smuk Ansigt faaer Lof nok, dog man selv tier stille.
Lat.: Formosa facies muta commendatio.
13. Ein schön Angesicht und ein schornsteinen Gesäss.
Holl.: Die haar aangezigt blanket, peinst op haaren aars.
14. Ein schön Angesicht verkauft oft ein räudiges Gesäss (auch: Schornsteingesäss).
Holl.: Een aangezigt is een doolhof, zei de vrijer, als er iemand komt, die er zin in heeft. (Harrebomée, I, 2.) – Een schoon aangezigt verkoopt wel een' schurftigen aars. (Harrebomée, I, 7.)
Lat.: Forma decens foedos vendit prurigine clunes. – Saepe nates scabras facies commendat honesta.
15. Freundlich Angesicht ist halb Zugemüse.
16. Im Angesicht heisst's: Gehorsamer Diener, Herr Bruder, hinterm Rücken: Du Bösewicht, Schelm und Luder.
It.: Tal ti fa il bellino, che ti mangerebbe il cuore.
17. Schön Angesicht verbirgt (verdeckt) oft ein hässliches Herz.
It.: Bella in vista spesso dentro è trista.
18. Ungeschliffenes Angesicht, ungeschliffene Sitten.
Dän.: Grumme Ansigt, grumme Lader.
Frz.: Visage farouche, moeurs cruelles.
*19. Er darf mir nicht ins Angesicht schauen. – Agricola.
*20. Er hat ein hölzern Angesicht.
*21. Wenn sein Angesicht am Himmel stände, die Bauern würden zu Wetter läuten.
Holl.: Stond dat aangezigt aan den hemel, men vond geene sterrekijkers meer. ( Harrebomée, I, 3.)
*22. Wenn sein Angesicht an der Küchenthür stände, so ginge kein Hund hinein.
Holl.: Bij de leelijke zal haar aangezigt haren aars wel beschermen. – Stond haar aangezigt aan eene keukendeur, daar kwam nooit hond in. (Harrebomée, I, 3.)
Lat.: Similes videntur captivis ex Pylo.
zu10.
Lat.: Ratio in facie. (Binder II, 2928; Steinmeyer, 28.)
zu14.
Bei Tunnicius (1098): Ein schôn angesicht vorkoft wol einen schorfden êrs. (Pulchra sub facie latitant sacer ignis et ulcus.)
zu18.
Sie hat üngeschaffen Angesicht.
23. Bei dem Angesicht kent man den Mann. – Petri, II, 41.
24. Blot angesicht, blote Witz. – Lehmann, 410, 27.
25. Das angesicht ausswendig zeigt, was ein man im hertzen treit. – Loci comm., 207.
Lat.: Est facies testis, quales intrinsecus estis. (Loci comm., 207.)
26. Das angesicht entdecket den list, wie eim vmbs hertz ist. – Franck, II, 21b.
27. Das Angesicht ist ein falscher Wicht. – Petri, II, 57.
[767] 28. Das Angesicht ist ein Verräther. – Petri, II, 57.
29. Das angesicht verrath die That. – Franck, II, 22b.
30. Dess angesicht vngeschaffen ist, hat böse sitten zu aller frist. – Loci comm., 207.
Lat.: Distortum vultum, sequitur distortio morum. (Loci comm., 207.)
31. Ein freundlich angesicht decket alles. – Luther's Ms. 19.
32. Ein schön Angesicht bit für dich. – Franck, I, 68a.
33. Ein schön angesicht verkaufft wol einen grindigen Arsch. – Petri, II, 224.
34. Hesslich Angesicht, hesslich sitten. – Petri, II, 378.
35. Man kann's einem am Angesicht ansehen, wie jhm zu Muthe sey. – Petri, II, 456.
36. Man sieht's einem an dem Angesicht an, was er im Hertzen trägt. – Lehmann, II, 404, 48.
*37. Dein angesicht verräth dich. – Franck, II, 18b.
*38. Dein angesicht weiset es auss. – Franck, II, 18b.
*39. Er hat ein angsicht, wie ein gesottener rindssmagen. – Friesen, Spiegel, XIb.
*40. Man sihet es dir wol am angesicht an. – Tappius, 24.
Buchempfehlung
Simon lernt Lorchen kennen als er um ihre Freundin Christianchen wirbt, deren Mutter - eine heuchlerische Frömmlerin - sie zu einem weltfremden Einfaltspinsel erzogen hat. Simon schwankt zwischen den Freundinnen bis schließlich alles doch ganz anders kommt.
52 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro