Bummelhermann

'T is Bummel-Heärmen. (Grafschaft Mark.)

Bummliger Hermann, ein sich umhertreibender Mensch. – In Frommann's Deutschen Mundarten findet sich eine Zusammenstellung der sprichwörtlich angewandten Vornamen im Plattdeutschen, und zwar von Fr. Latendorf (III, 1 fg. u. 370) in Neustrelitz, von Fr. Woeste (III, 371) in Iserlohn und von Dr. Waldfreund (III, 314) in Salzburg. Im Bergischen und Märkischen (Frommann, III, 371 fg.) finden sich hauptsächlich folgende: In Iserlohn nennt man einen einfältigen, blödsinnigen Menschen: Witte Dêierk (Dietrich); ein Kölner gemeiner Sorte heisst im Bergisch-Märkischen: kölsche Drickes (Heinrich); ein schlechter, unzuverlässiger Mensch heisst: unrechte Kàuerd (Kurt, Konrad); eine schlimme Frauensperson: 'ne rechte Graite (Grete); eine unordentliche, unsaubere: 'ne Uarschel (Ursula); eine geschwätzige; eine Dabbel- oder Däbbel-Bätte (Elisabeth); eine unsaubere und unordentlich gekleidet gehende: Fucke-Bätte; ein dickes, unbeholfenes, träges Frauenzimmer: fûle Pluens oder Plüens (Apollonia). Man hat ferner: eine dicke und dumme Trêine (Katharine), einen dràige Péiter (trockenen Peter), drüemeligen (träumerischen) oder Drüemel-Pèiter, Jéise-Peiter (der stets Jesus ruft), dummen Kloas (Nikolaus), hülten (hölzernen) Kloas, dummen Järgen (Georg), dummen Stoffel (Christoffel, Töffel), swatte Kasper (der Teufel), Krats-Käp (kratzender Kaspar). Hans und Hänschen vertreten wol allgemein das männliche Geschlecht. Nickel bezeichnet im Bergisch-Märkischen einen verächtlichen Gegenstand: Sûege-Nickel (säuische Person), Säupe-Nickel (Säufer), Strubbe-Nickel (unordentliche Person, besonders solche, die mit ungekämmten Haaren geht). Nach Fr. Latendorf (Frommann, III, 1) sind in Tadelreden sprichwörtlich geworden: Droenpeter, von verdrossenen langweiligen Reden; Noelpeter, von ähnlichem trägen Handeln; Quoaseljohann, Quoaseljachen (Joachim) und Quatschmichel, von unsinnigem Geschwätz; Flüchtenhinrich, von eilfertigem, heiterm, leichtsinnigem Wesen; graben Kiljoan, von rohen Umgangsformen; Lorrerjan und Lorrerthrin, von scheltsüchtigem, auffahrendem Wesen. – Im Un- [509] terinnthal (Frommann, III, 314) sind Joseph und Christoph Ausrufe der Verwunderung. Einen lästigen Frager fertigt man mit: Frag'n Stielrüepel (Rüpel, Taufname von Rupert, Schmeller, III, 118) oder: Frag'n Kastomal, abgekürzt: Frag'n Kas, ab. Ein genäschiger Mensch heisst: g'schleckige Eav'. Wer nicht leicht etwas merkt, ist ein Veitl. Oan zo'n Veitl ham heisst jemand zum Narren halten. Ungeschickte Menschen heisst man: Ochs'ntoff'l, Rüep'l, Stöff'l, Ochs'nkopfjaggoi (Jaggoi = Jakob). Mit den Namen Bast'l (Sebastian), Bart'l (Bartholomäus), Hies'l (Matthias), Jagg'l (Jakob) bezeichnet man sowol Dummheit als Ungeschicklichkeit. Einen, der sich nachlässig kleidet, heisst man Schlamphans. Eine plauderhafte Weibsperson heisst Ratschkatl (vgl. Frommann, III, 10, 298) und eine starkbeleibte: dicke Deu'l (Dorothea). Lipp'l oder Lippai (Philipp), Thummai (Thomas, Ton auf Thumm) sind Benennungen für Dumme. Wer mit offenem Munde dasteht, wird Mauloff- Thummai gescholten.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 509-510.
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