1. Faul, arm vnd doch verzehren, geschieht nit lang mit ehren. – Henisch, 1021.
It.: Chi non ha entrata, nè mestier, e va a spasso, ne va all' ospital a passo a passo. (Gaal, 422.)
[939] 2. Faul bekommt wenig ins Maul. – Parömiakon, 2372.
Frz.: Renard qui dort la grasse matinée, n'a pas la gueule emplumée.
3. Faul in der Jugend, fleissig im Alter.
4. Faul mästet gut.
Holl.: Vuil maakt vet. (Harrebomée, II, 425.)
5. Faul und gefrässig, sagt Lump, erhält den Leib.
Holl.: Lui, lekker en ligt zijn de drie voornaamste deugden van 't hoovaardige Sticht. – Lui, lekker en veel te meugen zijn drie dingen, die niet deugen. (Harrebomée, II, 40.)
6. Faul und gross ist doppelter Schade.
7. Faul vnd gefressig (diebisch und genäschig) ist gern beysammen. – Mathesy, I, 136b; Henisch, 1493.
8. Mancher ist so faul, er möchte gleich Käse melken von der Kuh.
9. Sei faul vnd beut ein kleine weil, die Armut kompt dir schon mit eil. – Henisch, 1022.
10. Sei nicht faul, die Krippe kommt nicht zum Gaul.
11. Sei nicht faul, wenn du nicht arm sein willst.
12. Sei nimmer faul, das Jahr hat ein gar grosses Maul. – Simrock, 2302; Körte, 1301.
13. Wer faul ist in der Jugend, muss arbeiten im Alter.
*14. A ies su faul, doss a stinckt. – Robinson, 171.
Holl.: Hij stinkt van vuiligheid. (Harrebomée, II, 425.)
*15. E äs fêl woa1 de Jerd2. (Siebenbürg.- sächs.) – Frommann, V, 36, 86.
1) Wie.
*16. Er ist faul wie die Sünde (wie Aas). – Sandvoss, 271.
*17. Er ist feuler denn mist. – Eyering, I, 802.
Eyering hat dafür auch die Redensart: Er ist strüt faul.
*18. Er ist ful wie ne Hund. (Luzern.)
*19. Er ist so faul, als er gross ist. – Henisch, 1018; Eyering, I, 802; II, 343.
Der Russe sagt dafür: Er ist zu faul zum Prügeln. Nur der Faule, sagt der russische Soldat, prügelt nicht; womit sie ihr trauriges Los schildern. Körperliche Mishandlungen sind bei ihnen so gewöhnlich, dass sie den geradezu für zu faul halten, der nicht prügelt. (Vgl. Russische Zustände, Leipzig 1849, S. 5.)
*20. Er ist so faul, dass ein anderer für ihn niesen muss, wenn er schnupft.
*21. Er ist so faul, dass er stincket wie Mist. – Henisch, 1018; Eyering, II, 343.
Holl.: Hij is zoo vuil, dat hij zijn eigen drek zou eten. (Harrebomée, II, 424.) – Hij stinkt van luiheid. (Harrebomée, II, 39.)
*22. Er ist so faul, er liesse sich (vom Wasser) die Augen ausschlagen, ehe er wegginge.
»Es ist mancher so faul, das wann er vnder dem thachtrieff leg, möchte er vor faulkeit die augen nicht zuthun, sonder liess sie jm der thachtrauff ausschlagen.« (Geiler, Nsch., 97; Kloster, I, 737.)
*23. Er ist so faul wie ein Schäfer.
Nämlich jener, der Hunger über Hunger schrie, während sein Brot über ihn an einem Baume hing, das herunterzuholen er sich aber nicht entschliessen konnte.
*24. Er ist so faul wie Galgenholz.
*25. Er ist so faul wie Mist (wie ein Misthaufen). (Schles.)
*26. Er ist stinkend faul, aber beim Essen der erste. (Troppau.)
*27. Er ist zu faul, als dass er 's Maul aufthun möchte. – Mayer, II, 140.
Holl.: Hij is te lui, om zijn' adem te halen. (Harrebomée, I, 11; Bohn I, 326.)
*28. Er ist zu faul zum Essen.
*29. Es ist etwas faul im Staate Dänemark.
*30. Faul wie ein Esel.
*31. He is so ful as Eiersot.
*32. He is so fûl, man sull em nig mit de Tang anfaten. (Holst.) – Schütze, IV, 248.
Von trägen, hauptsächlich schmuzigen Menschen, auch im moralischen Sinne.
*33. Hei is so fiul as öewerjarige Peardedreck. (Büren.)
Ausser den hier unter Faul aufgeführten Redensarten zur Bezeichnung des Faulseins gibt es noch viel andere, die unter andere Ueberschriften fallen, als: Er hat ein faul schelmsbein im rücken (das er sich dafür nicht mag bücken). Er bohrt nicht gern hartes Holz. Er bohrt das Bret gern, wo's am dünnsten ist. Er [940] hüb' nicht einen Löffel auf, trät' er auch mit den Füssen drauf. Er fiel eher den Hals ab, ehe er sich nach einem Reis bückte, das am Wege läge. Wenn Holzhauen ein Orden wäre, er würde kein Mönch. Er ist grosser Arbeit zu stolz. Er hat auch vom Wild gegessen. Ein pfaf steckt jm in hendern. Er ist gross, aber faul. Er thut grosser arbeit nit wee. Er hübe nit ein heller vm den andern vff. (Franck, I, 6a.)
*34. Unter sieben faulen eine gute.
Frz.: Entre deux vertes, une mûre. (Lendroy, 1055.)
35. As man ist faul, hat man nicht im Maul. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
36. Besser faul als verschlafen. (Breslau.)
37. Faul in der Arbeit und fleissig im Beten ist Orgelspiel ohne Balgentreten. – W. Müller, 76.
38. Faul vnd trey, dos helt den leyb. – Hofmann, 32, 70.
*39. Daar ist z' faul zum Rüba ropfa. (Ulm.)
*40. Er ist so faul, dass er für faulheit nit essen mag, wenn er gleich die Händ in der Schüssel hat. – Henisch, 1019, 27.
*41. Er ist so faul, wie a olter Karregaul. (Ulm.)
*42. Hä nich to fûl, gaw em 'ne Oahrfîe'n. – Schlingmann, 1106.
*43. Hai es so fóul, atte (dass er) stinked. – Frommann, V, 59, 46.
*44. He öss so fêl wie a Zömpel, he geit so wît, wie hei wat. (Friedland in Pr.)
*45. Faul bis zum Kerngehäuse.
Der Amerikaner in den Vereinigten Staaten wendet diese sehr treffende Redensart an, wenn er den Zustand durchdringender Schlechtigkeit und Fäulniss bezeichnen will; sie wird zur Zeit häufig auf die Handels- und Geschäftsverhältnisse angewandt. (Philadelphia, Sonntags- Journal, Nr. 9 vom 27. Januar 1878.)
Buchempfehlung
Das bahnbrechende Stück für das naturalistische Drama soll den Zuschauer »in ein Stück Leben wie durch ein Fenster« blicken lassen. Arno Holz, der »die Familie Selicke« 1889 gemeinsam mit seinem Freund Johannes Schlaf geschrieben hat, beschreibt konsequent naturalistisch, durchgehend im Dialekt der Nordberliner Arbeiterviertel, der Holz aus eigener Erfahrung sehr vertraut ist, einen Weihnachtsabend der 1890er Jahre im kleinbürgerlich-proletarischen Milieu.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro