1. Besser Löffel schnitzen, als müssig bei Tische sitzen.
2. Besser ohne Löffel als ohne Brei. – Altmann VI, 391.
[221] 3. De Lepel ward êrst lappt, eh'r dermit eten ward. – Bueren, 147; Eichwald, 1174; Frommann, III, 429, 252; Hauskalender, I.
Stürenburg (130a) hat das Sprichwort in folgender Form: De Läpel mut êrst belâkt worden, êr darmit êten wart. Es wird angewandt, wenn ein Mädchen einen jungen Mann erst verachtet hat und ihn hernach doch noch nimmt. Das Wort blâken, belâken heisst tadeln, anfechten, bemängeln, bekritteln, allerhand Fehler aufsuchen.
4. Deinen Löffel stecke nicht in anderer Leute Töpfe.
5. Der Löffel1 gumpet, wie er der Metzen wohlgefalle, und lauft ihr nach wie der Stier der Kuh. – Eiselein, 433.
1) Das Wort steht hier in dem schon im 17. Jahrhundert veralteten Sinne von buhlerischer Schönthuer, Mädchen- oder Schürzenjäger, verliebter Geck, und ist jetzt nur noch in Rotzlöffel = naseweiser, vordrängender junger Mensch hochdeutsch üblich, ist aber dasselbe Wort, das als Bezeichnung des Essgeräths bekannt ist, und eigentlich, wie es mittelhochdeutsch geschah, Leffel (althochdeutsch lefil) geschrieben werden sollte. (Vgl. Weigand, Wb., II, 59.)
6. Der muss einen langen Löffel haben, der mit dem Teufel (Riesen) Brei essen will. – Winckler, IV, 26.
Dän.: Den skal have en lang skee, der vil søbe of fod med fanden. (Bohn II, 355.)
Holl.: Hij moet wel een' langen lepel hebben, die met den droes pap zal kunnen eten. (Harrebomée, II, 17.)
7. Die Löffel sind am meisten geschätzt bei der Suppe.
Böhm.: Drahá lžíce před obĕdem. (Čelakovský, 330.)
8. Ehe man den Löffel zum Munde bringt, kann ich viel begeben. – Simrock, 6578.
Im Altgriechischen: Von der Schale bis zur Lippe kann es tausend Unglücksfälle geben. Die Russen: Zwischen Saatkorn und Erntekorn kann sich manches ereignen. Die Franzosen: Eingegossener Wein ist noch nicht getrunken. – Zwischen Löffel und Mund gibt's oft grosse Störung. (Reinsberg II, 82.)
9. Ein Löffel, den man mit den Zähnen zerbeisst, überlebt nicht viel Suppen.
10. Ein Löffel erhalten vnd das hauss verthun, ist narrenwerck. – Lehmann, 372, 128.
11. Ein Löffel voll That ist besser als ein Scheffel voll Rath. – Eiselein, 433; Simrock, 6581; Lohrengel, I, 232; Braun, I, 2387.
12. Ein solcher Löffel gehört in ein solch Futter. – Eiselein, 433; Simrock, 6582.
»Als man Luthern erzählt hatte, ein Pfarrer zu Nürnberg habe bei Spendung des Abendmahls gesagt: Nembt hin und trinkt, das ist der Löffel des neuen Testaments, sagte er: ›Wenn ich Obrigkeit allda wäre, wolt ich ihn in den Thurm werffen und sagen: Ein solcher Löffel ghört in ein solch Futter.‹« (Zinkgref, I, 206.)
13. Em miss nit äinjde mät dem grîste Liefel iéssen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 260.
14. Erst'n Läpel, denn 'n Slêf, un am Enne 'n ganzen Dêf. (Bremen.) – Köster, 252.
15. Es begibt sich viel zwischen Löffel und Gaum. (S. Hand ⇒ 389 u. ⇒ 515.) – Körte, 3941; Körte2, 4958.
Engl.: There's many a slip twixt the cup and the lip.
Frz.: Entre bouche et cuiller vient souvent grand encombrier. – Entre la coupe et les lèvres il y a encore de la place pour un malheur. (Masson, 236.)
It.: Accade in un punto quel che non avvien in mill' anni. (Masson, 236.)
16. Es gehören grosse Löffel dazu, das Meer auszusuppen.
17. Es wird nicht jeder mit silbernen Löffeln geboren.
18. Es zeigt sich offt vil, ehe man den Löffel zum Maul bringt. – Sutor, 123.
19. Gib der Löffel nid us de Hände, bis d' g'esse hest. (Luzern.)
20. Grosse Löffel haben lange Stiele.
21. Grosse Löffel machen eine kleine Schüssel bald leer.
22. Jedem Löffel gefällt sein Stiel. – Reinsberg III, 106.
Poln.: Každa liszka swój ogon chwali.
23. Könt mancher heut einen im Löffel ertrencken, er thets lieber als morgen. – Gruter, III, 60; Lehmann, II, 323, 95.
[222] 24. Löffel und Löfflerei sind Nachbarn. – Judas der Erzschelm, III; Parömiakon, 1133.
Ein Laster führt leicht zum andern.
25. Löffel und Schüssel machen noch kein Gastmahl.
26. Lütt Läpel lät wol nett, oawer grot schafft doch bett. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 229.
Ein kleiner Löffel lässt wol nett, aber ein grosser schafft besser.
27. M' mûes d'r Löff'l nid us d'r Hand gäh, bis m' g'gâssa het. (Bern.) – Zyro, 69.
28. Man kann auch bisweilen neue Löffel aus altem Holze schnitzen. – Winckler, II, 33.
Lat.: Quando est manus parva, tunc est plenior arca. (Chaos, 671.)
29. Man kann weder einen Löffel im Topfe, noch ein Krautblatt im Fasse sehen.
30. Man môt'n Läpel nich ähr dâl leggen as bet m'n satt is. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 126; Goldschmidt, 122.
31. Man muss den Löffel in die rechte Hand nehmen, dass man die Suppe nicht vergisst.
Schwed.: Bäst att taga skeden i wackra handen. (Wensell, 11.)
32. Man muss den Löffel nicht eher aus der Hand legen, bis man satt gegessen hat. – Simrock, 6585; Körte, 3942; Braun, I, 2332.
33. Man muss mit Einem Löffel nicht zwei Suppen zugleich verkosten. – Eiselein, 433; Simrock, 6591.
34. Mancher hebt den Leffel oder Teller auff vnnd zutritt ein Schüssel. – Petri, II, 450; Herberger, I, 189.
35. Mancher wils lieber mit Leffeln als mit Scheffeln; ein ander wils lieber mit Scheffeln als mit Leffeln. – Lehmann, 788, 19.
36. Me cha der Löffel liecht us der Hang gä, wenn me g'nue g'güsse het. (Solothurn.) – Schild, 65, 107; Sutermeister, 138.
37. Me muess der Löffel nid abgeen bis mu selber genueg het. – Sutermeister, 147.
38. Me muess en grosse Löffel ha, bis me derigi esse cha. – Sutermeister, 75.
In Bezug auf einen Aufschneider und Lügner.
39. Mit dem Löffel kann man das Meer (den Strom) nicht ausschöpfen.
Aehnlich die Russen Cahier 2002.
40. Mit eigenem Löffel isst es sich am besten. – Altmann VI, 405.
41. Mit leeren Löffeln ist kein Drescher zufrieden.
42. Mit'n Läpel lett wol nett, äwer mit de Kell, dat schafft doch bett. (Mecklenburg.) – Diermissen, 74; Günther, III.
43. Neuen Löffel braucht der Koch, einen alten wirft er ins Feuer.
44. Nimm einen Löffel und schmecke, was du sagest. – Schottel, 1118b.
45. Stecke deinen Löffel nicht in anderer Leute Töpfe. (S. ⇒ Amt 66, ⇒ Bauer 249, ⇒ Brei 22, ⇒ Brennen 9 und ⇒ Jucken 15.) – Simrock, 6583; Körte, 3943; Masson, 17; Braun, I, 2383.
Engl.: Don't scald your lips in another man's pottage. – Meddle not with that you have nothing to do with. (Masson, 18.)
It.: Di cosa che non ti cale, non dir nè ben, nè male.
Poln.: Kto z korca głowę wychyla, tego strychulcem w łeb. (Masson, 17.)
46. Viel Löffel, viel Scheffel.
Viel Kinder, viel Segen.
47. Was nützt ein Löffel ohne Suppe.
Die Russen: Nimm den Löffel zur Hand, bevor die Suppe schäumt. (Altmann VI, 435.)
48. Weil der leffel new ist, so brauchet yhn der koch, darnach wenn er alt ist, so wirfft er yhn ynn das fewer. – Agricola I, 109; Blum, 708; Petri, II, 148; Simrock, 6580; Schottel, 1130b; Sailer, 208.
Das Schicksal des Neuen sowol als des Abgenutzten.
Holl.: Zoo lang de lepel nieuw is, gebruikt de kok hem; maar als hij oud is, werpt hij hem in't vuur. (Harrebomée II, 17.)
49. Wen eim der Löffel nid kümle ist, so cha mu z'vil esse. – Sutermeister, 132.
[223] 50. Wenn du einen Löffel findest, so wirst du auch Suppe essen. (Surinam.)
Der Markt lehrt kramen. Habe nur erst Macht, du wirst sie schon anzuwenden wissen.
51. Wenn man dich und den Löffel nicht hätte, müsste man die Suppe trinken. – Mayer, II, 78; Eiselein, 433; Körte, 3944e; Simrock, 6592.
Von einem, der sich für ganz unentbehrlich hält, der alles verstehen will und seine Nase in alles steckt. Die englischen Neger sagen spottweis von einem solchen Menschen: Was war im Topfe, das der Löffel nicht gesehen hätte. (Reinsberg IV, 59.)
52. Wenn man mit Löffeln einnimpt und mit Schäffeln aussgibt, so werets nicht lang. – Lehmann, 723, 38.
53. Wer auf den Löffel eines Todten wartet, wird wenig Suppe essen.
Wer auf anderer Leute Tod hofft, kann lange vergeblich hoffen.
54. Wer den Löffel verleiht, muss mit den Händen suppen.
55. Wer ein Löffel aufhebt vnnd ein schüssel zertritt, der gewinnt nichts. – Lehmann, 372, 128.
56. Wer einen Löffel aufhebt und tritt eine Schüssel entzwei, gewinnt wenig dabei.
57. Wer keinen Löffel hat, muss mit den Fingern essen.
58. Wer keinen Löffel hat, reckt den Stiel in die Höhe.
59. Wer mit Leffeln einnimbt vnd mit scheffeln aussgibt, der macht bald feyerabend. – Lehmann, 372, 126.
60. Wer mit Löffeln einnimmt und mit Scheffeln ausgibt, wird bald am Boden sein.
Dän.: Hvo indtager med skeer, og udgiver med skiepper giør det snart of. (Prov. dan., 325.)
61. Wie's der Löffel gibt, so muss man's nehmen.
62. Wo der Löffel reicht, bedarf's der Kelle nicht. – Blum, 550; Bücking, 173; Simrock, 6584; Körte, 3940; Braun, I, 2381.
Wo ein einfacher Weg ans Ziel führt, da soll man keine kostspieligen Anstalten treffen.
63. Wo man den Löffel zu stark braucht, bleibt auch das Löffeln nicht aus. – Parömiakon, 2818.
Unmässigkeit im Essen und Trinken führt auch zu andern Ausschweifungen.
64. Wo man ein Löffel will erretten, da wird ein Schüssel oft zertretten. – Waldis, IV, 92.
65. Zwei Löffl a eim Stil ist doch e kli z'vil. – Sutermeister, 125.
66. Zwischen Löffel und Gaum ist ein grosser (weiter) Raum. (S. ⇒ Braut 10 und ⇒ Hand 388-389.) – Zehner, 20; Körte, 4958.
Auf etwas, das dem Glückswechsel unterworfen ist, soll man nicht mit Gewissheit rechnen, so nahe der Besitz zu liegen scheint. »Weit ist der Weg vom Kelch bis zu den Lippen.« (Shelley, Biograph. Novelle von W. Hamm, Leipzig 1858, S. 23.)
Dän.: Langt er imellem mund og bid. (Prov. dan., 421.)
Engl.: Many things fall between the cup and the lip. (Gaal, 1111.)
Frz.: De la main à la bouche on perd souvent la soupe. (Gaal, 1111.) – Entre bouche et cuillier vient grand distourbier. (Körte, 3941.)
67. Zwischen Löffel und Mund geht viel Suppe zu Grund.
Holl.: Tusschen lepel en mond valt het sop te grond. (Harrebomée, II, 17; Bohn I, 339.)
*68. Allen mit gleichen Löffeln anrichten.
Die Bedürfnisse sind nicht gleich; einer braucht viel, der andere wenig.
*69. Alles, was Löffel lecken kann. (Meiningen.)
Zu ergänzen: war da, oder: musste helfen.
*70. Aus grossen Löffeln essen. – Frischbier2, 2457.
*71. Dat is all ên Lepel un ên Pott. (Mecklenburg.)
Von sehr guten Freunden.
*72. Den geringsten Löffel dazu nit zu waschen haben. – Schottel, 1116a.
*73. Den Löffel aufheben und die Schüssel zerbrechen. – Luther, 334; Schottel, 1113a; Simrock, 6588.
Dem Geringfügigen mehr Aufmerksamkeit schenken als dem Wichtigern. – »D.h. carbones prothesaura ein Löffel aufheben und eine Schüssel dafür zerbrechen.« (Herberger, II, 572.) Die Walachen: Er sucht den Nagel und verliert das Hufeisen. Die Basken: Er spart den Pfennig und wirft den Dukaten weg. (Reinsberg III, 19.)
[224] *74. Den Löffel reicht er und mit der Gabel sticht er.
Die Russen: Mancher gibt mit dem Löffel, der mit dem Spaten die Augen aufkratzt.
*75. Der ît über'n Löffl balbirt wor'n. (Franken.) – Frommann, VI, 329, 261.
*76. Der Löffel ist ihm entfallen. – Fischart, Gesch.
Er ist gestorben. »... Also entfiel dem Hauptmann ›Wurst der Löffel.‹« (Kloster, VIII, 434.)
*77. Dich hab' ich mit Löffeln gefressen.
Aehnlich: Du bist mir feil, du kannst mir gestohlen werden, dich habe ich dick, dich habe ich im Magen.
*78. Die Löffel bringen, wenn die Suppe getrunken ist.
Frz.: Ce sont faucilles après août. (Leroux, I, 62.)
*79. Ea muand, ea hod ois mid'n gross'n Leffl gfressn. (Steiermark.) – Firmenich, III, 770, 154.
Er hält sich für allein gescheit.
*80. Ein junger Löffel vnd Geelschnabel. (S. 5.) – Mathesy, I, 31a; Theatrum Diabolorum, 395b.
*81. Ein trockener (scharfer) Löffel kratzt.
Auch russisch Cahier, 1928.
Böhm.: Suchá lžíce ústa škrabe. (Čelakovský, 361.)
*82. Einem den Löffel aus dem Maule schlagen. – Zaupser, Idiot., Nachlese, 27; Klein, I, 284.
Einen um das sichere Brot bringen.
*83. Einen über den Löffel barbieren. – Eiselein, 433; Körte, 3944a; Braun, I, 2380; Frischbier2, 2453.
Nur auf alte Leute anwendbar, welche ehemals, besonders, wenn ihnen die Zähne fehlten, einen Löffel in den Mund nahmen, um durch Ausspannung der Backen das Rasiren zu erleichtern. Vielleicht auch, nach der Anekdote, dass ein Barbier manchen Leuten, die ihm danach aussahen, vorspiegelte, er könne sie nur rasiren, wenn sie den hölzernen Löffel, den er eigens dazu hielt, in den Mund nahmen und ihre Backen damit ausstopften. (Vgl. Eiselein, 52.) In dem Wort »barbieren« liegt aber der Nebenbegriff des heimlich schlauen Betrügens, wahrscheinlich, weil der, welcher barbiert wird, sich nicht umsehen, also nicht betrachten kann, was man hinter seinem Rücken macht, oder auch von der Geschwätzigkeit der Barbiere entlehnt, die sehr häufig zu unredlichen Zwecken benutzt wurde. Auf der Eifel sagt man auch: Sich über den Löffel hauen lassen. – K. Andree, der im Globus (VI, 164) die Barbiere von Sevilla schildert, sagt von den Barbieren der Vorstadt, die gegenüber den Barberos der Stadt, Barberillos genannt werden: »Der Himmel ist ihr Dach, ein Rohrstuhl ihr Möbel, Becken und Schermesser, wie etliche Wallnüsse verstehen sich von selbst. Aber wozu Wallnüsse? Wenn irgendein Gallego oder Asturiano dem Künstler einen sehr borstigen Bart zum Putzen hinreicht, dann schiebt derselbe ihm eine Nuss zwischen Back- und Zahnfleisch, um richtig und glatt putzen zu können. Die Spanier würden also sagen: über die Nuss barbieren, wie man bei uns sagt: über den Löffel barbieren. Diese Anwendung des Löffels habe ich in einem Dorfe auf dem Schwarzwalde mit anzusehen Gelegenheit gehabt. In meinen Studentenjahren übernachtete ich einst in einem Dorfe am Ostabhange des Harzes; am Morgen fanden sich mehrere Bauern im Schenkzimmer ein und der Barbier steckte jedem einen kleinen Apfel in den Mund. Sie wurden buchstäblich über den Apfel barbiert. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass sehr oft zu gleichen Zwecken eine Kartoffel genommen werde.«
Frz.: Faire la barbe à quelqu'un.
Lat.: Addere manum. (Eiselein, 52.)
*84. En ôlen Lepel! (Hamburg.) – Schütze, III, 26.
Ausruf, wenn man etwas, das ein anderer sagt, leugnet oder unwillig ablehnt, was er verlangt.
*85. Er hat den Löffel umgekehrt (oder: weggelegt, weggeworfen). – Mayer, II, 136; Frischbier, 474.
Er ist gestorben.
*86. Er hat keinen Löffel dabei zu waschen. – Simrock, 3590.
Von denen, die sich rühmen, viel zu vermögen und die nichts thun können.
*87. Er hat keinen Löffel zu lecken.
Von einem, der gar nichts zu leben hat.
*88. Er het de Löffel gebort. (Wallis.) – Sutermeister, 167.
*89. Er het de Löffel ûfgsteckt. – Sutermeister, 107.
Um von jemand zu sagen: er ist gestorben (s. ⇒ Empfehlen), wofür man in der Schweiz auch noch folgende Redensarten hat: Er ist zum Gugger. Er hat ebig verschnûfet. Er het vergässe z' athme. D' Auge sind em überschosse. 'S Glüngg (Herz, Lunge u.s.w.) ist em abegfelle. Er ist gstabet und bestabet. Er hat gräh gmacht. Er ist vermaugelt. Er ist verrebbet. Es häd gklopft. Er ist abdifilirt (oder: abgspaziert, agfratzt). Er ist über dure. Er het en ringe Tod ignu. Er hets [225] kurz gmacht. Es is e nett Tödli (liebliche Kinderleiche). Es ist en gottlöbige Tod. Er ist in ene papierige Gutsche (Todtenschein) heicho. Er het müsse dra glaube. Uese Herrget hät e gholt. Er hät ghimmlet. Er ist nidsi im Himmel. Er ist im Nidsigünt gstorbe. Er ist mit dem Petrus einig worde. Er het sich gflüchtet. Er ist furt. Er gaht z' Marezsch (Moritz) Henne ga hüete. Er muss abla bald ufm Frithof gan d' Henne hietu. Er muess ga Bire schüttle. Er muess ga Bändli haue. Er goht i d' Holzbirn. Er ist wider öpper i d' Ewigkeit (wenn ausgeläutet wird). (Sutermeister, 107.)
*90. Er het de Löffel verworffe. (Schweiz.) – Sutermeister, 107.
*91. Er hüb nicht einen Löffel auf, er tret ehr gar mit Füssen drauf. – Eyering, I, 803; Körte, 3944.
*92. Er isst mit dem grossen Löffel.
*93. Er isst mit zwee Löft'ln. – Sutermeister, 83.
Sutermeister führt a.a.O. noch andere Redensarten an, die von jemand gebraucht werden, dem nicht recht zu trauen ist, der alle Farben trägt, seinen Vortheil nach jeder Seite wahrnimmt. Man sagt von einem solchen auch: Er will überall guet Ma si. Er macht guet Ma. Er werket mit doppeltem Geschirr. Er ka under alli Ellboge Küssli mache. Du hesch es, we de Kamelot, me ka die träge z' Freud und z' Leid. Du wersch e rächte Ma, wenn d' numme-n angersch thätsch.
Holl.: Hij eet met twee lepels. (Harrebomée, II, 16.)
*94. Er ist da Löffel und Topf. – Körte, 3944b.
Alles in allem, Factotum.
*95. Er ist dicht beim silbernen Löffel. (Königsberg.) – Frischbier2, 2455.
Seinem Ziele sehr nahe. Bei den Schützenfesten sind silberne Esslöffel Preise für die besten Schüsse.
*96. Er ist gern, wo man mit dem grossen Löffel aufgiesst.
» ... Denn er (Gargantua) war gern, da man mit grossen Löffeln auffgiesset.« (Kloster, VIII, 71.) Wo es gut zu essen und zu trinken gibt.
*97. Er ist mit einem silbernen Löffel im Munde geboren.
Von jemand, der ungewöhnliches Glück hat.
Engl.: To be born with a silver spoon in his mouth. – To have its pear ready pared. (Bohn II, 177.)
It.: Aver la pera monda.
*98. Er legt mit dem grossen Löffel vor.
*99. Er nimmt den grossen Löffel, der kleine hat ein Loch.
Holl.: Schep op, Lubbert, met den grooten lepel, de kleine heeft een gat. (Harrebomée, II, 17.)
*100. Er sucht den Löffel und isst damit. (S. ⇒ Auge 426, ⇒ Bär 88 und ⇒ Esel 617.)
*101. Er wischt den Löffel und geht. (Rottenburg.) Ohne Dank.
*102. Erst makt se den Lepel ful und dann freet se wedder derut. – Bueren, 458.
*103. Es ist ihm auf die Löffel gefallen. (Danzig.) – Frischbier2, 2456.
Vor die Ohren, er hört schwer.
*104. Et hefft wedder êner den Läpel hengeleggt. (Wehlau.)
Wenn jemand, besonders ein Reicher, gestorben ist, für den geläutet wird.
*105. Etwas mit Löffeln gegessen haben.
Bis zu Uebermass und Ekel. »'R hot die G'scheidigkeit mit Löffel g'frässa.« Ironisch um zu sagen, er ist unwissend und dumm, obschon er wähnt, im Besitze bedeutender Kenntnisse und grosser Weisheit zu sein. (Sartorius, 172.) »... Meine, sie heigen ellei mit Löffle d' G'lersamkeit g'fresse.« (Hebel's Werte, II, 110.)
*106. Hä gröieft nach dem Löffel onn zertritt die Schüssel. (Henneberg.)
Von jemand, der die Hauptsache über der Nebensache vergisst oder vernachlässigt.
*107. He hett sülvst kênen Lepel to licken. (Holst.) – Schütze, III, 43.
Er besitzt nichts, er lebt nur vom fremden Tische.
*108. He wêt dar kênen Lepel to to waschen. (Holst.) – Schütze, II, 26; Richey, 151; hochdeutsch bei Körte, 3944f.
Er weiss dabei nicht die geringste Hülfe zu leisten.
*109. Ik wet dem Liepel kainen Stiel. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 128.
*110. Löffel feil tragen. – Murner, Nb., 48.
Liederlich, verschwenderisch leben. »Mancher hat gross sorg vnd acht, wie er sein(e) kind(er) zu herren macht. Wenn er das gut schon zamen bringt vnd sein kindt hoch auff hin ringt, so stirbet jhm der halbe Theil (die Hälfte der Kinder), die andern tragen Löffel feil.« (Kloster, IV, 765.)
[226] *111. Löffel schneiden. – Murner, Nb., 7.
»Hört was ein junger löffel thut, verbrasst sein erbtheil als sein gut.« (Kloster, IV, 648.)
*112. Lurtz, leck a Löffel. – Robinson, 813; hochdeutsch bei Simrock, 6589.
*113. Mät dem grîsse Lêfel êssen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 282.
Zu einem Mahle geladen sein.
*114. Mer hünt's wia mit Löffel gessa. – Nefflen, 463.
Wir haben bis zum Ueberfluss genug; wir sind übersatt davon.
*115. Mit dem grossen Löffel essen. – Mathesy, I, 208b; Körte, 3944b; Frischbier2, 2454.
In vornehmer Gesellschaft. »Mein Mann und Schwager essen heute mit dem grossen Löffel beim Rath B., und da währt es immer bis in die Nacht.« (G. Horn in der Berliner Montagszeitung, und Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1865, Beibl. zu Nr. 28.)
*116. Nun weiss ich meines Löffels keinen Stiel mehr. – Simrock, 6597.
*117. Sie liebt die Löffel mehr als die Kochlöffel. – Parömiakon, 216.
Geht mehr ihren Liebschaften nach, als dass sie sich um ihre Wirthschaft bekümmert.
*118. Sin Lepel upstêken. (Holst.) – Schütze, III, 26.
Sterben; daher, weil die Landleute nach dem Essen den Löffel auf den Ring, das Löffelbret, durch dessen runde Oeffnungen der Stiel geht, stecken und dann abgehen. In Mecklenburg: He hett'n Lepel an de Wand stäken = he is dôd bläven, er ist des Todes erblichen. Dr. Schiller bemerkt hierbei: Das für Knechte und Mägde auf dem Lande und für kleine Leute überhaupt bereitete Essen ist meist »suppig« gekocht, daher der Löffel das Hauptgeschirr beim Essen. Ist dies eingenommen, so wird der Löffel an die Wand gesteckt. Das Fleisch (wie Fisch) wird in die Hand genommen und von Zeit zu Zeit zugebissen oder geschnitten. Eine Gabel wird nicht gebraucht. Die Redensart: Den Lepel an de Wand stäken, kommt schon bei Neocorus (I, 90) vor, wo es heisst: »vp dat nicht junge Lüde dorch der Olden Velheit (Vielheit) mangel leden, sondern wen se vth dem Wege vnd den Lepel vpgesteken, genoch hedden.« – Auf der nordfriesischen Insel Amrum heisst es in demselben Sinne: Hi hê a Skâi ap stêdt. Denselben oder einen verwandten Sinn haben auch die dortigen, an ihrem Platze mundartlich aufgeführten Redensarten: Er hat seine Eier gelegt. Er hat ausgelegt (ausverkauft). Hi as bi Nuurden amgingen. Hi as tu't ⇒ Hâl (s.d. 3) slebbet. Ham as't Lâcht (s. ⇒ Licht 211) üütjblast. (Vgl. Haupt, VIII, 360, 157.)
*119. Vom Löffel im Rigel1 bis uehe zum vierspännigen Fuerwerch. (Solothurn.) – Schild, 87, 338.
1) Ein eingekerbtes, über dem Tisch quer über die Wand genageltes Holzstäbchen, in das man nach der Mahlzeit die Löffel steckt. – Vom Geringsten bis zum Wichtigsten im Hause.
*120. Vör den Löffel keinen Stiel wieten. (Westf.) Für ein Mädchen keinen Freier.
*121. Wenn du ne mieh wirst sein, an der Löffel, dernach müss' ber de Suppe spiessen. (Oberlausitz.)
*122. Wenn er jhn in einem leffel ertrencken könnte, er brauchte keinen Brawpottig dazu. – Fischer, Psalter, 37b.
*123. Wenn er jn in einem Löffel voll Wasser erseuffen köndte, neme er nicht eine Schüssel voll dazu. – Pauli, Postille, 188b.
So feind ist er ihm.
*124. Wenn sie mich in einem Löffel ersäufen könnte, sie nähme nicht erst einen Zuber. – Holtei, Eselsfresser, I, 122.
*125. Wie mit Löffeln gessen. – Eiselein, 433.
*126. Zwei Löffel in einer Schüssel (Tasse) vereinigen wollen.
127. Wann de Löffel net wär, müsst ma die Supp mit dar Gabel1 essen. (Wien.)
1) Auch mit der Herrgottsgabel = Hand.
128. Wenn der Löffel neu ist, braucht ihn der Koch, ist er alt, so wirft er ihn ins Feuer. – Storch, Freiknecht, I, 340.
129. Wenn ich ein silberner Löffel wäre, so würde ich wünschen, in einer Schublade zu liegen, wenn er ins Zimmer tritt.
Um jemand verhüllt als diebisch zu bezeichnen. Der Richter fragte einen Zeugen, ob er einem Beschuldigten den Diebstahl zutraue, worauf er antwortete: Ich sage nicht, dass der Mann stiehlt, aber wenn ich u.s.w.
130. Wer den Löffel in Händen hat, rührt die Suppe, wie's ihm gefällt.
It.: Chi ha mestola in mano, fa la polenta a suo modo. (Giani, 1068.)
131. Wo die Löffel schwarz sind, da ist die Tochter faul. – Bertram, 75.
*132. Der hat's mit 'n gross'n Löffel g'gessen.
Zur Schilderung eines Prahlhansen.
*133. Einem den Löffel vor die Thür werfen. – Ueber Land und Meer, 1862, S. 275a.
*134. Er reicht mit dem Löffel Dultschâze, stösst aber den Stiel des Löffels in das Auge. – Schuller, 26.
Dultschaze ist mit Zucker eingedrücktes Obst, eine Lieblingserfrischung in der Walachei. Bei Besuchen wird sie mit Eiswasser gereicht, man findet sie auf Reisen in den armseligsten Wirthshäusern.
*135. Hier fehlt der grosse Löffel Karl's. – Niederschlesische Zeitung, 1874, Nr. 33a.
*136. Kaum als a in Löff'l gwischt håt, war a a schon auf und davon.
Kaum, dass er mit dem Essen fertig war, hat er auch schon das Weite gesucht.
*137. Mit dem Löffel neben die Schüssel fahren. – Horn, Spinnstube, 1856, S. 82.
*138. 'S hat wieder Ener a Löffel weggelegt.
Wenn ausgeläutet wird.
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