1. Besser ein Fleck (Flick) als ein Loch (Fleck). – Simrock, 2531-32; Körte, 1446-47.
2. Den Fleck muss man auff das Loch vnd nicht darneben setzen. – Gruter, III, 15.
3. Der Fleck muss immer grösser sein als das Loch. – Simrock, 2534; Körte, 1446.
4. Ein einziger Fleck verderbt das ganze (schönste) Kleid.
Frz.: Cet homme est blessé sur le garrot. (Lendroy, 827.)
Holl.: Eene enkele vlek bederft het gansche kleed. (Harrebomée, II, 360.)
5. Einen Fleck wäscht man nicht ab mit Dreck.
Dän.: Den som skal aftoe skidne pletter, ma først have reene fingre. (Prov. dan., 456.)
6. Einen Flecken, den das Wasser wegnimmt, fürchte nicht.
7. Es gibt Flecken, die lassen sich wol wegbeizen, aber nicht wegwaschen. – Scheidemünze, II, 185.
8. Es gibt nicht stets schwarze Flecken, wo der Teufel gesessen hat.
»Gäb's schwarze Flecken überall, wo Satan hat gesessen, du sähest manche Kirchen an für alte Schmiedeessen.« (W. Müller, 15.)
9. Es ist kein grösserer Fleck, als wenn das Tuch gar zerrissen ist. – Winckler, XIV, 89.
10. Ist der Fleck auch nur an Einer Stelle, so ist doch das ganze Kleid verdorben.
11. Kleine Flecken schaden einem schönen Gesicht nicht. – Scheidemünze, I, 757.
12. Man bletzet nit neue Fleck auf alte Juppen. – Eiselein, 175; Simrock, 2501.
13. Man flickt kein new Fleck auff alte Lumpen. – Eyering, III, 185.
Lat.: Non bene mereare de sene. (Sutor, 888.)
14. Man muss nicht jeden blauen Fleck zum Doctor tragen.
Port.: Nem com cada mal ao medico, nem com cada trampa ao letrado. (Bohn. I, 286.)
Span.: Ni con cada mal al físico, ni con cada pleito al letrado, ni con cada sed al jarro. (Bohn I, 234.)
15. Man sieht einen Flecken eher an einem neuen (weissen) als an einem alten (schwarzen) Kleide.
Dän.: En plet paa en sort kiøl, sees gierne med microscopium. (Prov. dan., 476.)
Span.: En el paño mas fino se ve mas la mancha. (Bohn I, 221.)
16. Vom Flecke zum Zwecke. – Simrock, 2502; Körte, 1410.
Wenn der Plan fertig ist, darf man das Ziel nie aus den Augen verlieren.
[1049] 17. Wenn die blauen Flecke gelben, fängt das Spiel von neuem an. – Scheidemünze, I, 77.
Auch durch traurige Erfahrungen ist der Thor schwer zu heilen.
18. Wenn Flecken am Fernglase sind, so hat der hellste Himmel Wolken. – Scheidemünze, 241.
19. Wo ein schöner Fleck ist, da schmeisst der Teufel ein Kloster hin. – Simrock, 2503.
*20. Das ist der Fleck nicht, wo der Topf rinnt.
Das ist sein Fehler nicht, daran stösst sich die Sache nicht. Hier ist's nicht, wo es hapert.
*21. Den Fleck neben das Loch setzen. – Simrock, 2533; Parömiakon, 2926.
Von verkehrten Verbesserern.
Frz.: Il fait comme les chaudronniers, il met la pièce à côté du trou. (Lendroy, 1203.)
Lat.: Juxta scissuram sarcire. (Bovill, II, 49.)
*22. Den letzten Fleck daraufnähen.
*23. Den wunden Fleck treffen.
*24. Einen neuen Flecken auf ein altes Kleid flicken. – Matth. 9, 16.
*25. Er hat den rechten Fleck getroffen.
Lat.: A capite arcessere. (Erasm., 4; Binder II, 5.)
*26. Er kommt nicht vom Fleck.
*27. Er will Flecken in der Sonne finden.
Von dem, der überall etwas zu tadeln findet.
*28. Es geht nicht vom Fleck.
*29. Es ist kein gesunder Fleck an ihm.
Höchster Grad sittlicher Verdorbenheit.
*30. Mit einem blauen Fleck davonkommen.
Mit einem kleinen Schaden, wo ein grosser droht. (S. ⇒ Auge.)
*31. 'R is no mit 'n blaua Fläcka d'rvoukumma. – Sartorius, 160.
Mit einem geringen Schaden, wo ein grösserer befürchtet werden konnte.
*32. Sie hat einen Fleck an der Schürze.
Von einem Mädchen, die vor der Ehe Mutter geworden.
*33. Vom Fleck in den Dreck.
Lat.: Caeteris, si errorem suum deposuerint, veniam et impunitatem (sc. dandam putant). (Cicero.) (Philippi, I, 68.)
34. Gäb's schwarze Flecken überall, wo der Teufel hat gesessen, es sähen manche Kirchen aus wie Schmiedeessen. – W. Müller, Sprüche, 15.
35. Se kon kenn Flak ordentlich ufs Hemde nähn. – Larisch, 16.
Sie versteht nicht das Einfachste im Hauswesen.
*36. Da Flecka helfa heba und lega. – Michel, 256.
Im Glück wie im Unglück der Gemeinde mit Rath und That beistehen; unter allen Umständen für das Wohl der Gemeinde wachsam und thätig sein.
*37. Keinen guten Fleck an Einem lassen. – Herberger, Ib, 601.
*38. Sich einen schwarzen Fleck auf die Jacke machen.
Etwas thun, das unserer Ehre schadet.
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro